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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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vergangenen Jahr schicksalhafte Augenblicke geteilt, als sie zusammen dafür gesorgt hatten, dass Harold Dunmore zur Hölle fuhr. In jener einen Minute, als Elizabeth ihn niedergeschossen und sie selbst ihm das Messer in sein schwarzes Herz gestoßen hatte, waren keine Unterschiede zwischen ihnen beiden spürbar gewesen, es hatte kein Schwarz oder Weiß gegeben, kein Reich oder Arm. Nur zwei Frauen, die um ihr Leben gekämpft und gewonnen hatten. Gemeinsam. Doch danach war Elizabeth wieder in ihr mit seidenen Laken ausgeschlagenes Bett nach Dunmore Hall zurückgekehrt und sie selbst auf die Binsenmatte in ihrer Negerhütte am Rande der Zuckerrohrfelder von Summer Hill.
    » Mylady, Tee und Gebäck « , sagte sie mit steifer Höflichkeit.
    » Danke, Celia. « Elizabeth nahm den Tee und trank davon, ohne Celia aus den Augen zu lassen. » Ich habe gerade mit Master Noringham über einiges gesprochen. Unter anderem auch über dich. «
    » Über mich? « Überrascht und misstrauisch erwiderte Celia diesen klaren Blick, der bis auf den Grund ihrer Seele zu dringen schien.
    William räusperte sich und erhob sich aus seiner hockenden Haltung. Er rieb sich das Bein. Man sah, dass es ihm wehtat, was Celia mit Ärger erfüllte. Warum konnte er nicht besser auf sich achtgeben?
    » Celia, Lady Elizabeth und ich hatten schon vor einer Weile darüber geredet und eben jetzt auch wieder. Zuerst dachte ich, es komme nicht infrage, aber ich habe meine Meinung geändert. «
    » Welche Meinung? « Celia fühlte sich unbehaglich. Der Ernst, mit dem er sie musterte, gefiel ihr nicht.
    » Du kannst Lady Elizabeth nach England begleiten. «
    Celia starrte William an. » Nach England? «
    » Du weißt doch, dass wir nach England reisen wollen « , sagte Elizabeth. » Mein Mann, meine Cousine, mein Sohn. Wir werden noch eine Dienerin brauchen, und da haben wir überlegt, dass du dich gut dafür eignen könntest. «
    » Aber Ihr habt doch schon eine Magd. Deirdre. «
    » Deirdre wird vermutlich auf Barbados bleiben. «
    Celia nahm diese Äußerung schweigend zur Kenntnis, während sie angestrengt überlegte, woher Williams Sinneswandel rührte. Wenn er es wirklich zunächst abgelehnt hatte, sie mit Elizabeth auf die Reise zu schicken– warum war er auf einmal dafür?
    Er will mich loswerden, dachte sie. Aber wieso?
    Gleich darauf traf sie die Erkenntnis wie eine harte Ohrfeige. Wie hatte sie das nur die ganze Zeit übersehen können? Harold Dunmore, sein schlimmster Feind, der Mann, der ihm die Mutter und das Heim genommen und um ein Haar auch noch seine Schwester getötet hatte– er war ihr Vater. Sie war von seinem Blut, ob sie es nun wollte oder nicht. William hatte wahrscheinlich versucht, damit fertigzuwerden, es vor sich selbst herunterzuspielen. Doch im Laufe der Zeit hatte er erkannt, dass es seine Kräfte überstieg. Er wollte sie ganz einfach nicht mehr um sich haben. Jedes Mal, wenn er sie ansah, fühlte er sich an den Mörder erinnert.
    Ihr Schreck über diese Einsicht wich jedoch gleich darauf einem Anflug von Grimm. Was maßte er sich an? Immerhin war sie frei, oder nicht?
    » Ist meine Abreise schon entschieden, oder darf ich das selbst bestimmen? «
    » Natürlich wäre es deine freie Entscheidung « , sagte William. » Wir dachten nur, es sei gut für dich, von hier fortzukommen und vielleicht in einem Land zu leben, in dem es keine Sklaverei gibt. Und bei Elizabeth wirst du es gut haben. «
    » Ihr meint, besser als hier? « Sie bemühte sich, ihre Stimme nicht sarkastisch klingen zu lassen, doch ganz gelang es ihr nicht, denn William wirkte befremdet.
    » Selbstverständlich würde es dir bei ihr besser gehen. Sieh dich doch an! Du schuftest von früh bis spät. Keine Arbeit ist dir zu schwer oder zu schmutzig, du gönnst dir keine Pause und ruhst dich niemals richtig aus. Nie willst du etwas für dich, du kümmerst dich immer nur um andere. «
    Celia starrte ihn an. Es war fast, als hätte er sich selbst beschrieben. Dass er sie mit denselben Augen sah wie sie ihn, erweckte ein vages Erstaunen in ihr.
    » Bei mir würdest du dich hauptsächlich um die Wäsche und um meinen kleinen Sohn kümmern « , sagte Elizabeth. » Wirklich leicht ist das Leben bei uns sicher nicht, aber Felicity und ich sind ja auch noch da. Wir tragen während der Überfahrt alle unseren Teil bei. Und auf Raleigh Manor haben wir für die groben Arbeiten Bedienstete. Du hättest kein schweres Leben dort und immer satt zu essen. « Erläuternd setzte

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