Wind der Traumzeit (German Edition)
gebummelt.«
Nora schmunzelte über Toms Aussprache des plattdeutschen Namens für Pflanzen und Blumen, was ihn aber nicht bekümmerte, denn er erzählte gleich weiter.
»Das mochte sie sehr. Ich konnte sie nur mit Mühe davon abhalten, zu den Fischen in den Teich zu steigen. Es gibt dort sogar einen richtig großen japanischen Garten.« Nora zwinkerte belustigt. »Hamburg ist eben ein bisschen größer als Cameron Downs.« Sie wurde ernst und räusperte sich kurz. »Tom … ich weiß nicht, ob wir uns nicht etwas vormachen … mit unserem Leben in Australien.«
Er beugte sich beunruhigt vor und stützte die Ellbogen auf dieKnie. Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. »Was ist denn los? Ich dachte, wir sind uns endlich einig.«
Noras Finger bearbeiteten nervös den Bezug des Kissens. »Ich hab mich heute im Internet mal über die Einwanderungsbestimmungen informiert. Tom, ich weiß nicht, ob dein Land mit mir und den Kindern einig ist. Vielleicht waren wir zu voreilig. Du hast ja keine Ahnung, was da alles auf uns zukommt. Ich meine, abgesehen von etwa fünftausend Dollar an Kosten für das Procedere. Fragebögen, beglaubigte Übersetzungen der Dokumentationen für die Visa-Anträge, amtlich anerkannte Ärzte, die uns untersuchen werden. Ich konnte kaum glauben, was da alles fällig ist – körperliche Untersuchung, Röntgen auf Tuberkulose, Blut- und Urinproben, HIV-/AIDS-Tests. Prüfungen in den englischen Sprachkenntnissen über Lesen, Schreiben, Verstehen und Sprechen; nach den Ergebnissen wird man in verschiedene Level eingestuft. Polizeiliche Führungszeugnisse …« Sie sah ihn an und bemerkte ironisch: »Und zwar aus allen Ländern, in denen man in den letzten zehn Jahren vor der Antragstellung länger als zwölf Monate gelebt hat.« Sie lachte auf und schüttelte den Kopf. »Ich fasse das alles nicht. Das ist ja schlimmer als eine Zuchttauglichkeitsprüfung für einen Deutschen Schäferhund.«
Tom war aufgestanden und lachte. Er setzte sich zu ihr und zog sie an sich. »Du wirst dich doch nicht von ein paar Bestimmungen ins Bockshorn jagen lassen.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr tief in die Augen. »Ich liebe dich. Du bist das Wichtigste in meinem Leben, und ich lasse dich keinesfalls hier. Wir ziehen das gemeinsam durch, okay?« Er küsste sie zärtlich, und wieder einmal schrumpften Noras Bedenken zusammen, während sie seinen Kuss erwiderte. »Ich binaustralischer Arzt, und du bist die Mutter meiner Tochter. Da gibt es bestimmt irgendwelche besonderen Richtlinien. Ich werde mich erkundigen, also mach dich bitte nicht verrückt.« Sie lächelte plötzlich schelmisch. »Das Einzige, was mich im Moment noch verrückt machen könnte, das sind Sie, Dr. Morrison.«
Seine dunklen Augen schienen sie festzuhalten, als er sich erneut über sie beugte. Sie spürte seinen Atem an ihrer Wange und fühlte seine Lippen, die sacht über ihr Gesicht strichen. Sie schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Die fast schon magische Anziehungskraft, die zwischen ihnen bestand, zog beide in ihren Bann. Wieder einmal fragte sich Nora, wie sie ohne Tom hatte leben können. Wenn sie mit ihm schlief, fand sie nicht nur die rein körperliche Erfüllung, sie fühlte auch den mentalen Einklang. Es war, als fänden über diese Begegnung hinaus auch ihre Seelen und ihr Geist zueinander. Noch nie war sie einem anderen Menschen so nah gewesen. Sie hatte Max aufrichtig geliebt und war auch mit ihm glücklich gewesen, aber ihr war nicht klar gewesen, dass es diese vollkommene Art der Verbindung geben konnte. Und deshalb hatte sie auch nichts vermisst. Erst als sie Tom in Australien begegnet war, hatte sie diese Gefühle plötzlich mit aller Macht kennen gelernt. Gleichzeitig hatte sie sie aber auch nicht zulassen wollen und sie fast ein wenig gefürchtet. Dieser totale Gleichklang, diese Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrschte, das wortlose Verstehen – all das hatte sie damals verwirrt und vielleicht auch etwas Unheimliches, etwas Mystisches an sich gehabt. Jetzt aber, wenn sie zusammen waren, fühlte sie nur noch die Sehnsucht in sich, für immer bei ihm zu sein. Sie wusste inzwischen, dass sie niemals einen anderen Mann so lieben würde wie Tom.
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E nttäuscht schüttelte Caroline Winton den Kopf und stand auf. »Ich verstehe deine Pläne nicht, Sam. Wir haben doch ein schönes Leben. Warum musst du daran unbedingt etwas ändern? Mit der stellvertretenden Leitung des Darwin
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