Wind der Traumzeit (German Edition)
ausgiebig mit den Plänen für den vorgesehenen Anbau beschäftigt. Sie scherzten und lachten beim Zeichnen und Beratschlagen der Fülle an Möglichkeiten, die sich ihnen bot, und manchmal kehrten Noras Gedanken unwillkürlich zurück in die Vergangenheit mit Max. Auch mit ihm hatte sie damals ausgelassen und glücklich solche Pläne geschmiedet. Würde sie dieses Mal ihr Glück mit Tom festhalten können?
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C atherine Morrison legte den Telefonhörer auf und versuchte die Aufregung zu unterdrücken. Tom würde sie übers Wochenende besuchen, und mit ihm seine Frau und die beiden Mädchen. Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich, und im Geiste überlegte sie bereits, was sie alles vorbereiten wollte. Sie plante sofort die Einkäufe, ließ sich Rezepte durch den Kopf gehen, überlegte das Für und Wider eines jeden Rezepts im Hinblick auf die möglichen Essgewohnheiten der Kinder, sah nach ihren Bettwäsche-Vorräten im Wäscheschrank und befand sich plötzlich inmitten hektischer Vorfreude. Wann hatte sie ihren Sohn zuletzt gesehen? Sie musste tatsächlich überlegen. Als allein stehender Arzt war er in seinem Beruf aufgegangen und hatte darüber hinaus oft bereitwillig die Dienste an Wochenenden, Feiertagen oder in den Ferienzeiten übernommen, um den Kollegen, die Familie hatten, einen Gefallen zu tun. Selten war Zeit für einen Besuch gewesen, und Catherine hatte sich mit Besuchen ihrerseits zurückgehalten, um ihm nicht auf die Nerven zu gehen. Schließlich schien er kein besonderes Verlangen nach regelmäßigen Besuchen zu haben. Sein Kopf war offensichtlich mit anderen Dingen voll gewesen. Catherine hatte dies stets akzeptiert und sich umso mehr gefreut, wenn sie sich dann tatsächlich einmal trafen und es viel zu erzählen gab.
Caroline war anders als Tom. Weniger in sich gekehrt, ja, fast schon übersprudelnd aufgeschlossen. Sie hatte nie Schwierigkeiten, sich in ungewohnte Situationen einzufinden und rasch neue Freundschaften zu schließen. Ihre Tochter besuchte siemit Joshua regelmäßig und forderte umgekehrt auch Gegenbesuche ein.
Catherine war vor einer selbst gestalteten Bildergalerie stehen geblieben und nahm ein Foto zur Hand, das Tom und seine Schwester Arm in Arm zeigte. Beide lächelten in die Kamera. Sie betrachtete das Bild voller Stolz. Obwohl ihre Kinder sich äußerlich durchaus ähnelten, waren sie, was die Wesenszüge anging, grundverschieden. Diese Verschiedenartigkeit hatte sie aber nie daran gehindert, großartig miteinander auszukommen. Sie waren von der Kindheit über die Pubertät bis zum Erwachsenenalter stets eng miteinander verbunden geblieben und hingen sehr aneinander. Catherine riss sich aus ihren Gedanken. Es gab jetzt schließlich viel zu tun. Voller Vorfreude über den anstehenden Besuch machte sie sich an die Vorbereitungen.
Einige Tage später war Nora im Flugzeug auf dem Weg nach Perth mehr als froh darüber, dass Sophie gleich einschlief. Als Niklas und Marie im Babyalter gewesen waren, hatten Max und sie auf Flugreisen verzichtet, sodass Nora über keinerlei Erfahrung mit schreienden Kleinkindern im Flugzeug verfügte. Tom hielt die schlafende Sophie jetzt auf dem Schoß, während Nora mit Marie aus dem Fenster sah. Danach schloss Marie ihre Kopfhörer an und verfolgte das Radioprogramm.
Nora schmiegte sich an Tom. »Na, kannst du glauben, dass wir tatsächlich mit beiden Kindern unterwegs zu deiner Mutter sind?«
Tom sah zufrieden von der schlafenden Sophie zu Nora. »Mum freut sich wirklich auf uns.«
Nora zwinkerte ihm zu. »Hoffentlich. Wie ist es denn in Perth?
Mit Martin bin ich ja für unsere Reportage dort in den Indian Pacific gestiegen, der uns nach Sydney gebracht hat. Leider hatten wir damals keine Zeit übrig, um Perth ausgiebig zu erkunden.« Sie lächelte spitzbübisch. »Wenn ich natürlich gewusst hätte, dass meine künftige Schwiegermutter dort lebt, hätte ich das Ganze mit vollkommen anderen Augen gesehen.«
Tom lachte. »Du bist unmöglich, Nora. Damals warst du doch noch mit Max verheiratet, und deine Schwiegermutter lebte in Deutschland.«
Nora grinste und wurde dann wieder ernst. »Also, wie ist es in Perth, der einsamsten Großstadt der Welt?«
Tom lehnte entspannt den Kopf gegen die Nackenstütze. »Damit liegst du gar nicht so verkehrt. Die isolierte Lage macht die Stadt tatsächlich zu etwas Besonderem. Zunächst einmal ist Perth wunderschön und kann es durchaus mit Sydney aufnehmen. Ich bin da ganz unvoreingenommen, trotz des
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