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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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mit dem Kopf auf Marie, die sich kichernd über einen Schreibblock beugte und etwas zeichnete. »Sieh doch. Notfalls malt sie ihrer neuen Grandma auf, was sie noch nicht ausdrücken kann. Und beide haben Spaß dabei und lernen sich noch besser kennen.«
    Diesen Tag verbrachten sie im Kings Park und am Strand unterhalb von Catherines Wohnung. Ein lauer Wind und eine nicht zu heiße Sonne ließen die Zeit zum Vergnügen werden. Nora nahm die neuen Eindrücke mit allen Sinnen auf und genoss es, Marie und Sophie unbeschwert und fröhlich in ihrer neuen Umgebung zu erleben. Hand in Hand schlenderte sie mit Tom durch den Park, der sie mit seiner Größe und Vielfältigkeit beeindruckte. Natürlich gab es auch hier wie in jedem Park gepflegte Grünanlagen mit weiten Rasenflächen, Blumenbeeten und hübsch angelegten Wegen, doch ein großer Teil – vielleicht ein Viertel des Ganzen – bestand aus naturbelassenem Buschland. Nora staunte, als Tom ihr erklärte, der Park sei vierhundert Hektar groß.
    Später am Strand spielten sie mit den Kindern und liefen durch die heranrollenden Wellen über den Sand. In einer ruhigen Minute setzte Nora sich dann mit Marie auf einen großen Stein, um mit ihr zu sprechen. Sie zögerte nur kurz, als Nora ihr von Toms Ausflugsplan erzählte.
    »Ihr seid dann eine Nacht weg und kommt am nächsten Abend zurück, Mama, oder?«
    Nora nickte und beobachtete das Gesicht ihrer Tochter genau. Sie wollte keinesfalls, dass Marie sich ausgeschlossen fühlte, aber Sophie, die für einen so langen Ausflug noch zu klein war, hing sehr an ihrer Schwester. Und wenn sie nur Marie mitnähmen, würde es sicher Theater mit der Jüngsten geben. Marie schien das zu ebenfalls so zu sehen.
    »Ich mag Catherine. Ich denke, es ist okay, wenn wir hier bleiben. Mach dir keine Gedanken, Mama, ich kümmere mich auch um Sophie. Ich weiß ja, was sie alles braucht. Habt ihr einen schönen Ausflug.«
    Gerührt schlang Nora beide Arme um ihre Tochter. »Ach Marie, was täte ich nur ohne dich?«
    Am nächsten Morgen brachen sie in aller Frühe auf. Von Perth führte sie der Weg nach Mandurah und von dort weiter an der Küste entlang zum Yalgorup National Park, wo sie einen langen einsamen Spaziergang in den Sanddünen machten. Die Hochsaison hatte noch nicht begonnen, sodass sie alles in relativer Ruhe genießen konnten.
    Später ging es nach Bunbury, wo sie den Highway wechselten und landeinwärts fuhren. Nach der heißen roten Erde bei Cameron Downs betrachtete Nora fast schon ungläubig die hügelige, beinahe englisch anmutende Landschaft bei Bridgetown. In Manjimup, das sich selbst als Tor des Tall Timber Country bezeichnete, wurden sie am Stadtrand von vier riesigen Bäumen begrüßt. Hier und im Pemberton National Park kam Nora aus dem Staunen kaum noch heraus. Die Karri- und Jarrahbäume hatten Schwindelerregende Höhen. Tom erzählte, dass die Karries im Pemberton National Park eine Höhe von über hundert Metern erreichten und somit die höchsten Hartholzbäume der Welt seien. Nora erfuhr, dass der Karri für seine unglaubliche Anzahl an Blüten bekannt sei. Ein ausgewachsener Baum könne durchaus für zweihundertfünfzig Kilogramm Honig sorgen. Dennoch hatte Nora Mühe, die beiden Hartholzbaumarten zu unterscheiden, die große Ähnlichkeit aufwiesen. Verblüfft hörte sie zu, als Tom erklärte, den Unterschied zwischen den beiden Arten könne man beim Verbrennen eines Holzsplitters feststellen. Wenn die Asche eine grauschwarze Farbe aufweise, sei es ein Jarrah, wenn sie weiß sei, ein Karri.
    Fasziniert legte Nora den Kopf in den Nacken und ließ ihre Augen den unglaublich hohen Stamm nach oben entlangwandern. Sie hatte schon immer eine Schwäche für schöne Bäume gehabt. Der Umfang dieser hier – sie schätzte fünfzehn bis zwanzig Meter – nahm nach oben hin ab, was ihnen etwas Edles und Anmutiges verlieh. Unwillkürlich fiel ihr eine Zeile von Khalil Gibran ein: »Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.« Nora lächelte. Wenn dieser poetische Spruch auf einen Baum passte, dann auf diese hier.
    Viel zu schnell gingen die Tage in Perth zu Ende, und Nora sah dem Abschied fast mit Bedauern entgegen. Sie mochte Catherine und war froh, dass sich ihre anfängliche Sorge als unbegründet herausgestellt hatte. Darüber hinaus hatte sie Perth ins Herz geschlossen, diese schöne Stadt am Swan River, deren Erscheinungsbild das Selbstbewusstsein und den Stolz ihrer Einwohner widerzuspiegeln schien.
    Der

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