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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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einmotorig, nicht?« Phil nickte anerkennend. »Ja, das stimmt.« Ganz beiläufig fügte er hinzu: »Du kannst sie dir gern mal ansehen. Im Hangar stehen auch die anderen beiden Flugzeuge. Ich werde morgen schon früh dort sein. Wenn du magst, zeig ich dir alles.« Niklas rang mit sich. So ein Angebot würde er so schnell nicht wieder bekommen. »Ist Tom morgen auch da?«
    Phil schüttelte den Kopf. »Nein, soweit ich weiß, ist er in der Klinik, und Jason und Kim begleiten morgen die Tour.« Er sah den Jungen aufmunternd an. »Also wenn du Frühaufsteher bist und Lust hast vorbeizukommen, kann ich dir unsere Aircrafts zeigen.«
    Niklas gab seinen Widerstand auf. Die Aussicht, den Hangar und die Flugzeuge besichtigen zu dürfen, war einfach zu verlockend. Er nickte. »Das würde ich gerne alles einmal sehen.« Plötzlich verfinsterte sich sein Gesicht. Er hatte keine Ahnung, wie er zum Flugplatz kommen sollte. Morgens war Mama sicher mit den Mädchen beschäftigt. Und Tom würde er bestimmt nicht darum bitten. Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß aber noch nicht, wie ich dorthin kommen soll...«, begann er, sprach aber nicht weiter, da er keine Lust hatte, seine Vorbehalte gegenüber Tom zu erklären.
    Phil klopfte ihm auf die Schulter. »Weißt du was? Ich hol dich morgen früh ab, was hältst du davon?« Er lachte unbekümmert und zeigte zum Haus. »Na komm, wir holen uns noch eine Portion Eis, ja?«
    Nie würde Niklas die Eindrücke vergessen, die er bei der Besichtigung der Base gewonnen hatte. Und nie würde er die Begegnung und den freundschaftlichen Umgang mit Phil vergessen. Beinahe ehrfürchtig hatte er im Morgengrauen neben ihm im Auto gesessen und aus dem Augenwinkel die Pilotenuniform gemustert. Im Hangar war er fast scheu um die Flugzeuge herumgegangen und hatte sich lange umgesehen. Phil erklärte ihm jede einzelne Maschine, und als er den Jungen schließlich aufforderte, im Cockpit Platz zu nehmen, schlug Niklas das Herz bis zum Hals. Er staunte darüber, wie eng bemessen der Raumin den Flugzeugen und wie Platzsparend und durchdacht die medizinische Ausrüstung untergebracht war. Mit großen Augen betrachtete er neben Phil die Instrumente und hörte seinen Erläuterungen zu. Obwohl Niklas viele Stunden seines Lebens an seinem PC-Flugsimulator zugebracht hatte, war es ein vollkommen anderes Gefühl, hier in Wirklichkeit zu sitzen.
    Die folgenden Tage vergingen wie im Flug. Max wollte auch ein gemeinsames Ferienerlebnis, und so flog er mit Niklas und Marie ins Rote Herz, wo sie den Uluru, die Olgas und Alice Springs besuchten.
    Als Max und Niklas zum Ende der Ferien nach Hamburg zurückflogen, standen Nora und Marie am Flugplatz und sahen der kleineren Maschine nach, die die beiden nach Sydney bringen würde. Marie schmiegte sich an Nora. »Sie kommen ja wieder, Mama. Wenn alles klappt, schon im nächsten Jahr.« Nora nickte und zog ihre Jacke fester um sich. »Hoffentlich.«

39
    S am hatte das Auseinanderbrechen seiner Familie noch immer nicht akzeptiert. Tagsüber lenkte ihn mittlerweile seine neue Aufgabe im Cairns Palace ab, doch abends erwartete ihn niemand in seinem unpersönlichen Apartment. Die Stille und Trostlosigkeit ertränkte er regelmäßig mit so viel Alkohol, dass er nicht mehr denken konnte und schließlich einschlief. Den telefonischen Kontakt zu Josh ertrug er nur selten. Immer wenn er die Stimme seines Sohnes hörte, wurde ihm bewusst, dass dieser kaum mehr erreichbar für ihn war. Also schickte er lieber Briefe und ab und zu ein Päckchen. Er brauchte Zeit, denn er fühlte sich verloren und ausgebootet. An manchen Tagen flackerte auch die Wut wieder in ihm auf – Wut darüber, dass Caroline einfach gegangen war, dass sie ihnen keine Chance mehr gegeben und dass sie ihm Josh weggenommen hatte.
    Kurz vor Joshs neuntem Geburtstag hielt er die Situation nicht mehr aus. Er übertrug zwei Tage vor dem Wochenende seinem Stellvertreter die Hotelleitung und flog von Cairns nach Broken Hill, wo er sich einmal mehr einen Mietwagen nahm, um nach Cameron Downs zu fahren. An Joshs Geburtstag parkte er auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Schule und wartete. Als die Kinder aus dem Gebäude strömten, hatte er zunächst Mühe, seinen Sohn zwischen all den anderen auszumachen, doch dann entdeckte er ihn. Er lief zu ihm und wirbelte ihn gut gelaunt herum. »Hi, Sportsfreund. Alles Gute zum Geburtstag!«
    Josh war völlig perplex, strahlte dann aber. »Dad! Wo kommst du denn her?«
    Sam

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