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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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zu durchbrechen. Manchmal verspürte sie grenzenlose Enttäuschung. Sie hatte sich so wahnsinnig auf ihn gefreut und er zeigte nach wie vor diese oftmals kühle Reserviertheit, die ihn mitunter verstockt und unfreundlich wirken ließ. Immer wieder gingen ihre Gedanken in die Vergangenheit, in seine Baby- und Kinderzeit, in der sie sein uneingeschränktes Vertrauen besessen hatte und in der sie die wichtigste Person in seinem Leben gewesen war. Sie sah ihn übermütig lachend im Garten, wo er sie und Marie mit dem Gartenschlauch nass gespritzt hatte, beim Packen- und Versteckenspielen, beim Ballwerfen mit Kuno oder in seinem Zimmer über den Hausaufgaben. Sie sah sich auf seinem Bett sitzend Vokabeln oder Judobegriffe für eine anstehende Gürtelprüfung abfragen. Sie mochte sich einfach nicht damit abfinden, dass es nie wieder so sein würde.
    Nora hatte Marie und Niklas im Reitstall abgesetzt, Sophie zu Carol gebracht und Max ins Hotel zurückgefahren. Er hatte auf einem Zimmer im Hotel bestanden. Nun wartete sie allein vor der Flying Doctors Base im Auto, um Tom abzuholen, denn sie hatte heute keine Lust hineinzugehen. Sie war müde und enttäuscht, dass es offenbar keinen Weg gab, um Niklas’ Vertrauenwiederzugewinnen. Sie musste sich eingestehen, dass dieses Vertrauen wohl völlig zerstört war. Traurig senkte sie den Kopf und starrte vor sich hin. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie förmlich zusammenzuckte, als ihr jemand durch das offene Seitenfenster auf die Schulter tippte. Es war Phil, der seinen Pilotenkoffer zwischen seinen Füßen abstellte und sich grinsend zu ihr hinunterbeugte.
    »Hi, Nora.« Er schob seine Baseballkappe in den Nacken und zwinkerte ihr zu. »Na, wie geht’s dem Flying Doctors’ Nachwuchs?«
    Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und zwang sich, ihn anzulächeln. »Hi, Phil. Alles bestens.«
    Seine blauen Augen musterten sie. »Warum sitzt du hier so allein rum? Du weißt doch, wie sich alle freuen, wenn du mal vorbeischaust.«
    Sie fühlte sich ertappt. »Ja, Phil, aber mir war heute nicht danach.«
    Er ging in die Hocke und setzte sich auf seinen Koffer. »Kann ich irgendwas für dich tun?«
    »Nein. Es hat nichts mit dir oder mit euch hier zu tun. Mein Sohn ist zu Besuch und … irgendwie sind wir uns wohl fremd geworden. Er scheint mir mein neues Leben hier nicht verzeihen zu können. Aber ich kann die Zeit ja auch nicht zurückdrehen …«
    »Hm. Der Junge muss sich halt auch erst an die neue Situation gewöhnen, Nora. Das ist bestimmt nicht leicht für ihn. Das ist doch schließlich sein erster Besuch, oder? Er sollte möglichst tolle Erfahrungen hier machen, damit er gute Erinnerungen an Australien mit nach Hause nimmt und gerne wieder herkommt.«
    Nora sah mutlos aus. »Ich war schon im Künstlerdorf mit ihm. Er schien auch richtig fasziniert von den Aborigines, von der Landschaft und den Tieren, aber kaum hatte Tom sich über Funk gemeldet, wurde er wieder zum Eisblock und starrte aus dem Fenster.«
    »Trotzdem wird er die Erinnerungen an diesen Ausflug mit dir nicht vergessen, glaub mir.« Phil runzelte nachdenklich die Stirn. »Hm, lass uns mal überlegen. Was macht er denn sonst? Was interessiert ihn denn noch so?«
    Noras Blick blieb unwillkürlich auf den Streifen von Phils Pilotenhemd hängen. Sie seufzte. »Nichts interessiert ihn mehr als die Fliegerei. Seit er in den Kindergarten gegangen ist, will er Pilot werden.« Sie sah die vielen Lachfältchen, die sich um Phils Augen vertieften, und fuhr fort, ehe er noch etwas sagen konnte. »Du kannst dir jeden gut gemeinten Vorschlag sparen. Er wird nichts als blasiertes Desinteresse zeigen, denn alles, was auch nur im Entferntesten mit Tom und mit den Flying Doctors zu tun hat, lehnt er ab. Er wäre auch bei Max im Hotel, wenn Marie ihn nicht so bekniet hätte bei uns zu wohnen. Die Flying Doctors sind allein wegen Tom ein rotes Tuch für ihn.«
    Phil rückte seine Kappe wieder zurecht und stand auf. »Na, das wollen wir doch mal sehen.« Er stützte sich auf dem Autodach ab und beugte sich zu Nora hinunter. »Habt ihr heute noch etwas Bestimmtes vor?«
    Nora schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein. Die Kinder sind beim Reiten und Sophie bei Carol im Haus, und ich wollte jetzt Tom mitnehmen. Danach sammeln wir die drei wieder ein und fahren nach Hause.«
    Er grinste verschmitzt. »Na, klasse. Das ist aber nett von dir, Nora, dass du mich zum Abendessen einlädst. Mein Kühlschrank ist total leer. Ich wäre glatt

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