Wind Der Zeiten
zuverlässige Methode ist das auch nicht.« Besser, sie wusste darüber Bescheid,
dachte ich. Wer weiß, wie weit ihre Beziehung zu Duncan schon gediehen war.
Offenbar ziemlich weit, denn nun war es an Mòrag, zu erbleichen. »Bist du sicher?«, fragte sie mit kleiner Stimme. »Die Frauen haben gesagt, wenn wir nur aufpassen, dann kann nichts passieren.« Ich humpelte zum Sessel hinüber und begann, mich langsam anzuziehen. »Bist du schon über deine Zeit?«
»Seit zwei Monden. Ich wusste, es ist nicht gut, wenn es mir gefällt.«
»Himmel, was hat das denn damit zu tun? Wenn es dir nicht gefallen würde, warum solltest du dann mit einem Mann schlafen?« Aber dann erinnerte ich mich wieder, wo ich war und dass man in dieser Zeit glaubte, eine Frau könne nur schwanger werden, wenn sie einen Orgasmus hatte. Sehr praktisch für einen Vergewaltiger, denn wenn das Opfer später ein Kind erwartete, war er rehabilitiert. Schließlich musste es ihr ja Spaß gemacht haben.
Grimmig wies ich auf den zweiten Sessel. Mòrag hatte es offenbar großes Vergnügen bereitet, mit Duncan zu schlafen. Ein weiterer Pluspunkt für ihn. »Setz dich!« Und dann ließ ich sie teilhaben an einigen wichtigen Erkenntnissen des zwanzigsten Jahrhunderts zum Thema Liebe und Erotik. Fasziniert lauschte sie mir, bis ich mit den Worten schloss: »Erlaubt ist, was gefällt. Aber das ist derzeit nicht unser Problem.«
Sie begann zu weinen. »Was soll ich nur machen? Wir können nicht heiraten, aber ich will nicht zur Seherin gehen. Ein Mädchen aus dem Dorf ist letztes Jahr an dem Trank gestorben, den sie von ihr bekommen hat. Und außerdem«, sie sah mich fest an, »ist es Duncans Kind. Ich könnte das niemals tun!«
»Ich werde mit Alan sprechen.«
»Auf keinen Fall! Niemand darf das wissen, mein Vater bringt mich um.«
»Früher oder später wird es nicht mehr zu übersehen sein, du bist im dritten Monat schwanger. Was glaubst du, wie lange dein Bauch noch zu verbergen ist? Also gut, ich werde dir das Geheimnis verraten, nach dem du mich vorhin gefragt hast: Alan weiß, dass ihr verliebt seid und heiraten möchtet, er hat versprochen, mit deinem Vater zu reden. Ich bin sicher, er wird sich etwas einfallen lassen, damit Duncan ein gutes Auskommen hat, um dich und das Kleine zu versorgen.« Ich ging zu der gut gefüllten Whiskykaraffe, schenkte mir großzügig ein und drückte Mòrag ein Glas in die Hand, in das ich einen winzigen Schluck gegossen hatte. »Trink! Das wird für viele Monate der letzte Schluck vom Wasser des Lebens für dich sein. Auf euer Baby!« Ihre Unterlippe zitterte leicht, als sie das Glas in einem Zug leerte. Ich konnte es ihr nicht verdenken. »Es wird alles gut werden. Ich rede mit dem Gleanngrianach .«
»Das würdest du tun?« Mòrag umarmte mich stürmisch. »Ich wusste, dich hat Gott geschickt.«
Als ich an die furchterregenden violetten Augen dachte, die mir an manchen Abenden glühend aus dunklen Ecken nachsahen und mich oft sogar bis in meine Träume verfolgten, war ich mir da nicht so sicher.
10
Das Attentat
M ein Wort musste ich halten, außerdem war es besser, wenn Alan die ganze Wahrheit kannte, bevor er mit Mòrags Vater sprach. Also machte ich mich auf die Suche nach ihm. Im Durchgang zum neuen Trakt hielt heute der Campbell-Mann Wache. »Seid gegrüßt, Mylady.« Lächelnd erhob er sich zu einer höflichen Verbeugung und öffnete mir die Tür zur Bibliothek. Eigentlich schien er ein ganz netter Kerl zu sein.
Alan saß hinter seinem Schreibtisch und schaute auf, als er die Tür hörte.
»Störe ich?«
»Joanna! Hast du gut geschlafen, m’ eudail ?« Er legte die Feder beiseite und erhob sich.
Allein diese Bewegung reichte aus, um das Fieber in mir zu wecken. Ich war wirklich komplett liebestoll! In Alans Nähe schien mein Verstand einfach auszusetzen, und das ganze Gerede über Liebe und Erotik hatte ein Übriges dazu getan. Mir ging auf, dass ich noch nie zuvor wirklich verliebt gewesen war. Was ich in der Vergangenheit auch für einen Mann gefühlt haben mochte, es war nur ein schwacher Abklatsch dessen, was mich jetzt bewegte, sobald ich nur an Alan dachte.
Er sah mich an. »Was hast du?«
»Konntest du schon mit Angus sprechen?« Was mich wirklich bewegte, verschwieg ich.
Er legte seine Hand an meine Wange, und ich schmiegte mich hinein. Die Handfläche war rau und warm. Sie strahlte eine Geborgenheit aus, wie ich sie nur in seiner Nähe empfand.
»Hast du es so eilig, die beiden zu
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