Wind Der Zeiten
kleines Wollknäuel, zu glimmen.
Alan pustete vorsichtig, und wenig später brannte ein warmes Feuer. Anschließend zog er einen Leinenbeutel mit grobem Hafermehl aus seiner Satteltasche, das er mit dem Wasser im Topf vermischte.
Bald begann der Brei zu köcheln, und Alan überließ mir das Umrühren, während er selbst die Pferde zum Bach führte. Ein wenig Salz hatte er glücklicherweise auch mitgebracht, und so schmeckte mir das Frühstück gar nicht mal so übel. Satt machte es auf jeden Fall, und genügend Kraft für den kommenden Weg würde es uns auch geben.
Meine Füße schmerzten sehr, obwohl ich die Schuhe gestern einige Male mit weichem Moos ausgepolstert hatte. Behutsam zog ich die Slipper aus. Der eine hatte bereits ein Loch an der Seite, und genau an dieser Stelle war an meinem Fuß eine riesige Blase aufgegangen. Die Haut darunter leuchtete rot und wirkte entzündet. Als Alan das sah, fluchte er und trug mich kurzerhand zum Bach, in dem er die Wunde mit dem eisigen Wasser gründlich auswusch. Danach verband er den Fuß mit einem Streifen Leinen, den ich aus meinem Unterrock reißen musste, und setzte mich in Brandubhs Sattel.
»Du wirst auf keinen Fall mehr laufen.« Er selbst ging barfuß, die Kälte und der unebene Boden machten ihm nichts aus.
Wir kamen rasch voran und durchquerten bald ein langgestrecktes Tal, in dem kein Baum und nur vereinzelt ein paar windgebeugte Sträucher wuchsen. Kleine Teiche waren hier und da zu sehen, und an verschiedenen Stellen ragten dicke Felsbrocken aus dem grünen Pflanzenteppich, der den Boden wie ein dichtes Vlies bedeckte.
»Wo sind wir?«
»Das ist Poll Mhonadh , ein tückisches Hochmoor. Ein falscher Schritt, und du bist verloren.«
Seit gestern Vormittag hatte ich kaum mehr Spuren menschlichen Wirkens gesehen: keine Hütten, Tiere oder etwa bestelltes Land. Und plötzlich ging mir ein Licht auf. »Du machst die ganze Zeit einen großen Bogen um irgendwelche Siedlungen, damit die MacDonnells nicht auf unser Kommen vorbereitet sind.«
Alan schaute mich zufrieden an, bevor er weiter aufmerksam den Untergrund musterte. »Bisher scheint das auch gelungen zu sein. Sie werden es früh genug herausfinden. Der Einzige, der uns folgt … ist Ewan.«
»Woher …?« Irritiert sah ich mich um.
»Ach Kleines, das weiß man eben. Außerdem habe ich ihn gesehen. Allerdings muss ich zugeben, er hat dazugelernt, Anschleichen gehörte früher nicht zu seinen Stärken.«
Was sollte ich dazu sagen? Vermutlich hätte mir eine Herde Elefanten hinterhergaloppieren müssen, damit ich etwas von einer Verfolgung bemerkt hätte. »Warum tut er das?«
»Ich weiß es nicht, aber ich bin sicher, wir werden es bald herausfinden.«
Gegen Mittag hatten wir das unwirtliche Tal durchquert
und eine weitere Anhöhe, ich sollte besser sagen einen Gipfel, erklommen. Aus der Ferne sahen die meisten Berge gar nicht so beeindruckend aus, das änderte sich aber spätestens, wenn man sich an den Aufstieg machte. Die Aussicht von hier oben wurde inzwischen von durchziehenden Wolkenfeldern getrübt. Immerhin regnete es gerade nicht, und da es meinem Fuß wieder besser ging, wanderte ich ein wenig herum und spähte immer mal wieder in die Richtung, aus der wir James Balgy und seine Männer erwarteten.
Alan schien keinen Hunger zu haben, aber mein Magen knurrte inzwischen, und ich hoffte sehr, dass sie etwas zu essen mitbringen würden.
»Balgy müsste längst hier sein!« Alan stand hinter mir und legte beide Arme um mich.
»Was kann sie aufgehalten haben?«
»Ich habe keine Ahnung, er kommt nie zu spät …«
»Da! Sieh mal!« Ich hatte eine Bewegung zwischen den Felsbrocken entdeckt.
Die Kleidung der Männer hob sich, genau wie unsere, kaum vom Hintergrund ab, und ich war auch nur durch die Reflexion eines Sonnenstrahls auf sie aufmerksam geworden. Alan kniff die Augen zusammen: »Du hast Recht. Da kommen vier Krieger, und es ist ein Kind dabei.«
So gut wie er sah ich nicht. Ich entdeckte nur fünf winzige Punkte, die sich uns näherten, ein Kind konnte ich darunter nicht sehen.
Alan zog sein Schwert. »Wenn es Fremde sind, bleib hinter mir. Hast du dein Messer?«
Ich nickte bang.
»Hör zu, wenn ich dir ein Zeichen gebe, dann reitest du so schnell wie möglich nach Gleann Grianach.«
»Ich lasse dich auf keinen Fall allein, und außerdem kenne ich den Weg überhaupt nicht.«
»Aber er!« Alan pfiff leise, und Brandubh kam sofort angetrabt. Eilig zog er den Sattelgurt fester,
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