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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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fasste mich um die Taille und setzte mich auf das Pferd.
    »Wir werden uns beide den Hals brechen, es ist viel zu steil dort hinunter.« Ärgerlich stellte ich fest, dass meine Stimme verzagt klang.
    »Joanna, bitte! Versprich mir, dass du dieses eine Mal tust, was ich dir sage. Dort kommen mindestens vier Krieger, und ich habe keine Chance gegen sie, wenn ich mir auch noch um dich Sorgen machen muss.«
    Die Gruppe kam rasch näher, und obwohl sie immer wieder hinter Felsen oder Buschwerk verschwand, sah ich jetzt auch, dass tatsächlich ein Kind, der Kleidung nach zu urteilen ein Junge, bei ihnen war. »Also gut. Was soll ich tun?«
    »Leg dich flach auf Brandubhs Hals und warte auf mein Zeichen«, flüsterte Alan und entfernte sich ein paar Meter von uns. Wahrscheinlich wollte er mehr Platz zum Kämpfen haben und mir gleichzeitig den Weg zur Flucht frei machen. Ich tat, worum er mich gebeten hatte, und schaute besorgt zu ihm hinüber.
    Seine Knie waren wie zum Sprung leicht gebeugt, doch sonst stand er aufrecht, das Schwert mit einer Hand umfasst, ganz der selbstbewusste Hochlandkrieger, der dem Tod mit dem gleichen offenen Blick ins Auge schaute wie den sterblichen Feinden.
    Plötzlich waren die Männer da. Lautlos tauchten sie hinter einem Felsen auf, und mir fiel ein Stein vom Herzen. »Duncan! « Ich sprang vom Pferd und lief dem verdutzten jungen Mann entgegen. »Gott sei Dank. Ihr seid es.«

    »Ihr habt lange gebraucht.« Alan schaute kurz zu dem sieben- oder achtjährigen Jungen, der sich im Hintergrund hielt, und dann zurück zu James Balgy, der aussah, als wäre er einem Gespenst begegnet. Ich wusste, es war etwas Fürchterliches geschehen.
    »Duncan, kümmere dich um Lady Joanna.«
    Mòrags Freund bemühte sich um einen heiteren Gesichtsausdruck, der ihm so gar nicht gelingen wollte. Er nahm ein Bündel von der Schulter und schnürte es auf: »Mòrag wollte mich nicht ohne eine ordentliche Mahlzeit für dich gehen lassen«, sagte er und packte Käse, Fleisch, ein weißes Brot und sogar einen fest verschlossenen Krug Wein aus.
    »Das hast du alles hier hochgeschleppt?« Ich winkte dem kleinen Jungen zu. »Komm, du musst mir helfen. Diese Mengen kann ich unmöglich allein aufessen.« Schüchtern kam er näher. »Wie heißt du?«, fragte ich ihn.
    »Ninean, Mylady.« Seine Augen begannen zu leuchten, als er das Essen sah.
    »Ich bin Joanna aus Drogheda. Komm setz dich zu mir, ich komme fast um vor Hunger.«
    »Die schöne Irin«, flüsterte Ninean ehrfürchtig, und Duncan lächelte endlich. »Iss, Junge. Sonst lässt dir diese Irin nichts mehr übrig.«
    »Werd nicht frech«, drohte ich, trotz des riesigen Kloßes, der sich in meinem Hals gebildet hatte, und griff nach einem Stück Käse.
    Ninean ließ sich nun auch nicht noch einmal bitten. Bald hatte das Kind einen beachtlichen Teil des Proviants verputzt.
    Mir war der Appetit allerdings vergangen, und ich schaute Alan fragend an, als er sich zu uns gesellte. Er schüttelte nur leicht den Kopf, schob sich eine dunkle Strähne aus dem Gesicht
und sagte: »Ninean, es tut mir leid, was passiert ist. Ich verspreche dir, wir werden die Schuldigen finden.« Freundlich strich er dem Jungen über den Kopf, und auf meinen fragenden Blick formten seine Lippen lautlos »Später.«
    Gleich darauf drängte er zum Aufbruch, fragte aber mit weicher Stimme: »Wir sind auf dem Weg nach Fearna, möchtest du dort bei der Familie deiner Mutter bleiben?«
    Der kleine Ninean schüttelte vehement den Kopf und schaute ängstlich zu Alan hinauf. Offensichtlich hatte er eine Heidenangst vor seinem Lehnsherrn. So wie mir mein Ruf durch die Highlands vorausgeeilt war, so kannte hier auch jedes Kind die dunklen Gerüchte um den Chief von Gleann Grianach. Alan ließ sich nicht beirren. »Dann kommst du mit uns, wir werden einen guten Platz für dich finden.«
    Nachdem das Schicksal des Kindes entschieden war, machten wir uns an den Abstieg nach Gleann Fearna. Erstaunt bemerkte ich, dass niemand mehr ein Schwert trug, auch die Messer, ohne die Balgy nie sein Haus verließ, steckten nicht mehr in seinem Gürtel. Sie mussten ihre Waffen versteckt haben, während ich mich um Ninean gekümmert hatte.
    Das Tal war schmaler als Gleann Griannach, und es gab weniger Waldstücke. Ansonsten wirkte es aber freundlich, was sicher auch an der inzwischen wieder warm scheinenden Sonne lag, und es war wesentlich dichter besiedelt. Auf den Wiesen und Feldern arbeiteten Menschen, die ehrfürchtig

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