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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Ordnung?«
    Unbemerkt griff ich nach meinem Arisaid , verließ den Raum und hörte im Hinausgehen, wie er nach Worten suchte, um seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Himmel, war der Mann verliebt.
    Auf dem Treppenabsatz vor dem Haus blieb ich einen Moment lang stehen, um das Bild, das sich mir bot, zu genießen. Unten stand die Hochzeitsgesellschaft in der Morgensonne und unterhielt sich lachend. Alan entdeckte ich ein wenig abseits, im Gespräch mit Angus und anderen Männern. Keiner von ihnen trug heute etwas anderes als ein gegürtetes Plaid. Wer es sich leisten konnte, ließ sogar Spitze aus den langen Ärmeln seiner Spenzerjacke hervorblitzen. Alle MacCoinnaichs hatten ein Sträußchen Wacholder an ihre Kappen gesteckt, und auch viele der Frauen trugen einige kurze Zweige. Ich tastete nach den kleinen Zweigen, die an meinem eigenen Mieder befestigt waren.
    Mòrag stand inmitten ihrer Freundinnen und Verwandten und strahlte. Das helle Blau ihrer Jacke passte perfekt zur
mühsam gebändigten, roten Lockenpracht. Ihre Mutter konnte nicht stillstehen und zupfte unentwegt das Plaid zurecht, das über einer Schulter drapiert war.
    Irgendjemand hatte Alan angestoßen, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass ich allein auf der Treppe stand.
    Er schaute zu mir herüber, und die Welt um mich herum versank in Bedeutungslosigkeit, als das Lächeln auf seinen Lippen erschien, das er viel zu selten in der Öffentlichkeit zeigte. Am liebsten wäre ich die Stufen hinabgestürmt und hätte mich in seine Arme gestürzt. Stattdessen hob ich das Kinn ein wenig höher, atmete tief ein und betete bei jedem Schritt zu allen Mächten, die sich zuständig fühlen könnten: »Lasst mich jetzt bloß nicht stolpern.«
    Ob er Ähnliches gedacht hatte? Alan wartete am Fuß der Stufen auf mich, und mit einem Zwinkern reichte er mir die Hand. » Madainn mhath! Guten Morgen, Kleines!«
    Jetzt erschienen auch Lachlan und Mary, und Alan rief: »Wir sind vollzählig, es kann losgehen.« Er gab ein Zeichen, und vier Dudelsackspieler marschierten paarweise auf. Jeder hielt einen Blasebalg fest unter den Arm geklemmt, und einer von ihnen spielte eine kurze Melodie. Dann verstummte er. Nach einer kurzen Pause schwebte die Antwort aus dem Tal zu uns herauf.
    Die vier Musiker sahen sich an und begannen nun gemeinsam zu spielen. Ich wusste inzwischen, dass zwei von ihnen als Piper in Alans Dienst standen. Ihre Anwesenheit bei offiziellen Angelegenheiten war nicht zu überhören.
    »Du solltest jetzt zu Mòrag gehen«, raunte er mir wegen des Lärms direkt ins Ohr, und obwohl diese Nähe ganz andere Wünsche in mir auslöste, lief ich zu meiner Freundin und nahm neben ihr Aufstellung. An der anderen Seite stand bereits Duncans
Schwester und winkte mir fröhlich zu. Wir drei gaben ein farbenfrohes Bild ab. Nicht nur wegen unserer Kleider, auch dank der unterschiedlichen Haarfarben waren wir sicher ein Augenschmaus. Die blonde Mähne der anderen Brautjungfer glänzte wie gesponnenes Gold neben dem leuchtenden Rot von Mòrags Locken. Ich konnte mir denken, dass mein dunkles Haar dazu einen interessanten Kontrast bildete.
    Eine Unterhaltung war kaum möglich, und so drückte ich meiner Freundin nur kurz die Hand, während wir Seite an Seite den Musikern bergab zur Kirche folgten. Hinter uns gingen ihre Eltern, und man konnte sehen, wie stolz sie auf ihre hübsche Tochter waren. Danach folgten Alan und Lachlan, sie hatten Mary, die zwischen diesen beiden hochgewachsenen Kriegern sehr zerbrechlich wirkte, in ihre Mitte genommen. Am Schluss gingen Verwandte der MacRaths, die schon in den letzten Tagen für die Feierlichkeiten, zum Teil von weither, angereist waren, und andere Bewohner des Castles.
    Als wir das Torhaus passiert und den lichten Wald hinter uns gelassen hatten, rief Duncans Schwester plötzlich: »Seht – dort unten kommen sie!«
    Tatsächlich entdeckten wir jetzt eine noch viel größere Gruppe, die aus dem Dorf heraus ebenfalls die Kirche ansteuerte.
    Vorweg gingen auch dort Dudelsackspieler. Ihnen folgte Duncan, begleitet von zwei Männern. Der eine war sein ältester Bruder, der andere, versuchte sie zu erklären, ein Cousin von Mòrag.
    Ich rief zurück: »Was für ein Getöse!«
    »Nicht wahr? Kein Wunder, dass Engländer Angst bekommen und davonlaufen, wenn sie die Angriffsmelodie der MacCoinnaichs hören.«

    Ich hatte keinen Zweifel, dass feindliche Soldaten zumindest irritiert sein mussten, wenn sie das erste Mal erlebten, wie

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