Wind Der Zeiten
eine Gruppe der Piper das Schlachtengetümmel musikalisch untermalten. Zwei Dinge musste man den Musikern aber lassen: Es marschierte sich ganz vortrefflich nach ihren Melodien, und sie führten ihre jeweilige Gruppe genau im richtigen Tempo an, so dass wir schließlich gleichzeitig vor der Kirche eintrafen. Ich war ein wenig verunsichert, was ich als Nächstes zu tun hatte, aber es stellte sich heraus, dass ich einfach nur die Bewegungen von Duncans Schwester spiegeln musste. Also beobachtete ich sie aus dem Augenwinkel. Gemeinsam warteten wir, bis ihr Bruder mit seinen Trauzeugen in Richtung der Kirche ging.
Der Priester kam atemlos angelaufen und schimpfte dabei: »Ein Wunder, dass ihr heute überhaupt noch auftaucht.«
Die Sonne stand bereits ziemlich hoch, und wir hatten uns vielleicht wirklich ein wenig verspätet. Aber wen störte das? Es war ja nicht so, als stünde hinter uns schon das nächste Brautpaar zur Trauung bereit.
Ein kleiner Junge, in dem ich den Messdiener von gestern wiedererkannte, bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten, und reichte ihm schließlich atemlos seine Kopfbedeckung. Die Leute hinter mir begannen zu lachen. Duncan allerdings warf dem Pfarrer einen giftigen Blick zu. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er ohne kirchlichen Segen geheiratet, hatte mir Mòrag empört anvertraut, dann aber zugegeben, dass sie den Priester auch nicht besonders mochte. »Alle wissen, dass wir zusammengehören, und das ist doch das Wichtigste«, hatte sie kürzlich erst zu mir gesagt.
Doch ihre Eltern wollten das ganze Programm, auch wenn es aus Platzmangel vor und nicht in der Kirche stattfand.
Der Priester hob die Hand, und allmählich verstummte das Gemurmel der Gemeinde. Die beiden Brautleute standen Seite an Seite vor ihm, wir anderen einige Schritte dahinter, und im Rücken spürte ich die neugierigen Blicke der MacCoinnaichs. Es war ziemlich ungewöhnlich, dass Mòrag ausgerechnet eine Fremde wie mich zur Brautjungfer erkoren hatte, und das führte zu allerlei Spekulationen – nicht nur über die Ambitionen der Brautleute, sondern auch über meine Stellung in Alans Haushalt.
Nach einer kurzen Ansprache über die Bedeutung des heiligen Bunds der Ehe eröffnete der Priester die Messe, faltete danach die Hände und begann ein Gebet. Nach einer wenig erbaulichen Predigt sah er Duncan mit feierlicher Miene an und fragte endlich, ob dieser die hier anwesende Mòrag MacRath, Tochter von Angus MacRath, Verwalter von Baron Kensary, dem Chief der MacCoinnaichs, und Dolina MacRath, geborene MacCoinnaich, ehelichen wolle.
Doch Duncan blieb stumm.
Der Priester wiederholte seine Frage etwas lauter, bekam aber keine Antwort.
Die meisten MacCoinnaichs sprachen zwar kaum Englisch, aber sie merkten, dass etwas nicht stimmte, und es entstand Unruhe.
»Willst du mir wohl antworten, du Lümmel!«, brüllte der entnervte Mann schließlich, und ich konnte ein kurzes Auflachen nicht unterdrücken.
Mòrag warf mir einen vernichtenden Blick zu, ich verstummte abrupt und wandte mich meinerseits hilfesuchend an Alan.
Der grinste breit und rief auf Gälisch: »Duncan, verdammt! Willst du dein Mädchen heiraten oder nicht?«
Jetzt lachte die gesamte Gemeinde, und Duncans Antwort ging fast darin unter. » Aye! «, flüsterte er, und ich hörte Mòrag mit leuchtenden Augen erwidern: » … gus an dèan Dia leis a’ bhàs ar dealachadh! … bis Gott uns durch den Tod trennt!«
Duncan wiederholte die Worte und streifte dabei einen Ring über Mòrags Finger. Die beiden fassten sich anschließend an den Händen.
»Ich nehme an, das soll Ja bedeuten«, sagte der Kirchenmann ärgerlich, weil nun er es war, der kein Wort verstand.
Als die Umstehenden heftig nickten, nahm er seine Stola ab, wickelte sie um die Hände des Brautpaars und sagte: »Im Namen Gottes und seiner Kirche bestätige ich den Ehebund, den ihr geschlossen habt.« Danach schaute er uns an: »Ihr aber«, wir traten einen weiteren Schritt vor, »und alle, die zugegen sind, nehme ich zu Zeugen dieses heiligen Bundes. Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.«
Alan bewegte nur lautlos die Lippen, aber ich sprach das Vaterunser aus alter Gewohnheit mit und sah dabei über den See, hinüber zu den bewaldeten Hängen am anderen Ufer, die irgendwo das Geheimnis meiner Reise bargen; blickte über Wiesen und Heide, die schroffen Gipfel, hinauf in das zarte Blau des unendlichen Himmels über uns, und ein jähes Glücksgefühl
Weitere Kostenlose Bücher