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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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machen. »Ich komme wieder, und dann erzählst du mir die ganze Geschichte.« Meine Kehle war wie zugeschnürt.
    So leicht, wie ich in meiner kurzen Euphorie vorhin auf dem Turm geglaubt hatte, fiel es mir also doch nicht zu akzeptieren, dass es Dinge gab, die mit dem normalen Menschenverstand nicht zu erklären waren.
    Das Stille Volk hat dich für Alan Dubh geschickt , hatte die Alte gesagt.
    Nicht ich, sondern die Welt um mich herum war verrückt geworden. Plötzlich wollte ich nur noch raus hier, an die frische Luft.
    In diesem Moment kam Mòrag zurück, warf einen Blick auf die schlummernde Kenna und flüsterte beeindruckt: »Sie hatte eine Vision.«
    »Wie kommst du darauf?« Ich fragte mich, ob Mòrag gelauscht hatte.
    »Weil sie danach immer einschläft. Komm, du kannst mir alles auf dem Weg zur Schneiderin erzählen.«
    Benommen folgte ich ihr aus der Hütte hinaus ins gleißende Sonnenlicht, die schlichte Holztür schloss sich wie von Geisterhand hinter uns. Vielleicht aber spielte mir auch nur meine überreizte Fantasie einen Streich.
    Mòrag jedenfalls schien nichts Ungewöhnliches daran zu finden. Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah sie in den Himmel. »Es ist schon spät, und ich soll nachher in der Küche helfen. Wir sind knapp an Leuten. Eines der Küchenmädchen
hat kürzlich nach Cladaich geheiratet, und die feinen Damen halten uns ganz schön auf Trab.«
    »Und dann hast du auch noch mich am Hals.«
    »Das ist nicht so schlimm. Es ist auf jeden Fall besser, als den Ladys aufzuwarten.« Kaum waren die Worte heraus, errötete Mòrag. »Ich meine natürlich nicht, dass du keine Lady bist«, stammelte sie, und ich musste lachen.
    »Wo ich herkomme, legt man auf solche Dinge keinen Wert.« Jedenfalls sollte es so sein, fügte ich in Gedanken hinzu und dachte an meine arrogante Verwandtschaft, deren ständiges Genörgel und hochherrschaftliches Gehabe ich hier gewiss nicht vermisste. »Mòrag, du und deine Mutter, ihr seid so freundlich zu mir. Ich bin euch wirklich dankbar. Es wäre schön, wenn wir Freundinnen werden könnten. «
    Jetzt vertiefte sich die Röte ihrer Wangen, und sie strahlte: »Das fände ich auch wunderbar. Und nun musst du mir genau erzählen, was Kenna gesagt hat.«
    »Nichts Besonderes …«, fing ich an.
    Mòrag unterbrach mich. »Sag das nicht. Jedes Wort ist wichtig. Du musst versuchen, dich daran zu erinnern.« Sie hatte wohl meinen skeptischen Blick richtig gedeutet, denn eindringlich sprach sie weiter. »Kenna MacCoinnaich ist immer dabei, wenn ein Kind hier im Tal zur Welt kommt. Früher ist sie sogar bis nach Cladaich ans Meer gegangen, um dort zu helfen, wenn die Familien darum baten.« Mòrag hielt mich am Arm fest und raunte mir ins Ohr: »Ihre Mutter war eine Fee aus den Bergen.« Sie zeigte über den See, und ich hätte schwören können, für einen Augenblick das Felsplateau zu sehen, in dessen Nähe der Feenkreis lag. Ein merkwürdiges Licht glitzerte dort oben. Doch als ich zwinkerte, um mir die
Sache genauer anzusehen, war auf dem waldigen Hang nichts Ungewöhnliches mehr zu entdecken.
    »Kenna ist eine Seherin, und wenn sie etwas über deine Zukunft sagt, dann tritt das garantiert auch ein.«
    Erschrocken sah ich mich um. Mòrag hatte nichts von meiner Verwirrung bemerkt und in normaler Lautstärke weitergesprochen, dabei hätte ich sie am liebsten gebeten, nichts mehr über Kenna zu sagen, bevor wir die Kate der alten Frau weit hinter uns gelassen hatten.
    »Sie hat nichts über mich gesagt«, behauptete ich noch einmal. »Nur dass Alan ein guter Mann sei und ich sein Herz …«
    Das hätte ich vielleicht nicht ausplappern sollen, denn meine neue Freundin begann, aufgeregt um mich herumzuspringen. »Ich habe es gewusst. Ich habe es gewusst, ihr beide seid füreinander bestimmt. Mama sagt auch, dass er dich mag. Mit der Campbell-Lady hat er beim Abendessen kaum ein Wort gesprochen.« Sie seufzte: »Wie passend. Ausgerechnet Alan Dubh fällt die Braut vom Himmel vor seine Füße.« Kaum waren die Worte ausgesprochen, schlug sie die Hand vor den Mund. »Das hätte ich nicht sagen dürfen.« In ihren Augen aber tanzte ein freches Funkeln.
    »Mòrag. Mòrag, beruhige dich! Dein Chieftain ist verlobt. Diese Mary ist hierhergekommen, um euren Gleanngrianach zu heiraten. Bevor das Jahr zu Ende ist, wird sie seine Frau und Lady MacCoinnaich – oder wie immer sie dann heißt. Ich bin bis dahin längst wieder fort.« Das hoffte ich zumindest. Der Gedanke an die

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