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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Abend speist? Die Campbells werden Augen machen, wenn sie dich sehen. Eine MacCoinnaich hat mindestens ebenso viel Klasse wie sie. Dieses Kleid hier jedenfalls ist besser als alles, was sie in ihren Truhen haben.« Andächtig strich sie über den Stoff. »Es soll von einer französischen Putzmacherin stammen.«
    »Ich bin doch aber keine …«
    »Egal. Du bist mit dem Chieftain verwandt – was man von den Campbells zum Glück nicht sagen kann.«
    »Mòrag, du weißt doch ganz genau …«
    »Ich weiß das. Aber die anderen nicht. Nicht wahr? Du bist die einzige Frau, die diese arroganten Lowlander in ihre Schranken weisen kann. Joanna, du musst unsere Ehre verteidigen. «
    Ich musste über Mòrags sprunghafte Leidenschaft lachen, obwohl mir eigentlich nicht danach zumute war. Ich sollte mit Alans Verlobter zu Abend essen?
    Es war mein eigener Vorschlag gewesen, mich nicht zu verstecken, sondern ganz selbstverständlich aufzutreten, wenn ich als Alans Verwandte gelten wollte, aber daran hatte ich nicht gedacht. Nun verfluchte ich meine voreilige Zunge.
    Sie würden mich sicher nicht so ohne weiteres akzeptieren. Die Campbells und auch Lachlan waren gegen mich. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf Alans Unterstützung zu hoffen. Ungeachtet der merkwürdigen Stimmung, in der er heute war, würde er mich doch bestimmt nicht hängenlassen.
    Fast hatte ich mich selbst überzeugt, dass ich die Herausforderung schon meistern würde, da zog Mòrag ein Korsett hervor.
    »Nein. Das ziehe ich nicht an.«

    »Aber natürlich wirst du das tragen. Wie willst du sonst ins Kleid passen?«, fragte sie irritiert, und ehe ich weiter protestieren konnten, steckte ich schon in diesem fürchterlichen Ding. Und ich hatte gedacht, mein Mieder wäre bereits unerträglich eng. Unbegreiflich, wie eine Frau so etwas freiwillig anziehen konnte.
    »Atme mal aus«, befahl meine Foltermagd, und dummerweise gehorchte ich ihr, ohne nachzudenken.
    Sofort zog sie die Schnur in meinem Rücken fester, bis das Fischbein gefährlich krachte.
    »Bist du wahnsinnig?«, fauchte ich sie an. Aber das klang sogar in meinen Ohren jämmerlich wie das Mauzen eines Kätzchens. Meine Atemluft reichte zu mehr nicht aus. »Wie soll ich denn mit dem Ding sitzen, geschweige denn essen?«
    Mòrag nannte das Folterinstrument Schnürbrust, und genauso fühlte es sich auch an. Ich kam mir vor, als steckte ich zur Hälfte in einer Art Trichter, wenn auch zugegebenermaßen, einem besonders hübschen. Die Stickerei auf dem Vorderteil zeigte Blumen und kleine Vögel in beeindruckenden Farben. Jeder Stich war für mich, die ich kein Geschick für Handarbeiten hatte, ein kleines Wunder.
    Nachdem die Strümpfe über dem Knie mit einem passenden Seidenband befestigt waren, was sehr sexy aussah, und ich die Schleifen gebunden hatte, mit denen meine fünf Unterröcke geschlossen wurden, half mir Mòrag ins Kleid, das sie anschließend mit Nadeln vorne am Mieder feststeckte. Da konnte ich wohl nur noch hoffen, den Abend zu überleben. Wahrscheinlich war, dass ich erstickte oder sich eine dieser langen Nadeln dolchartig in meinen Körper bohren würde.
    Mòrag lachte mich einfach aus, als ich ihr meine Ängste anvertraute, und versicherte mir dann zum wiederholten Mal,
dass Marys Korsett weniger aufwendig gearbeitet, aber noch viel enger sei. »Man kann ja über sie sagen, was man will, aber sie ist halt jung und hat eine fabelhafte Figur«, sagte sie mit einem unverschämten Blick auf meine Taille.
    Mir war natürlich klar, dass sie mich provozieren wollte, aber der Trick funktionierte trotzdem: Mein Ehrgeiz war geweckt. Was diese Frauen konnten, das würde mir ebenfalls gelingen. Doch dann sah ich die Perücke. Weiß gepudert hing das scheußliche Ding wie ein toter Pudel über dem Holzgestell und verströmte zu allem Überfluss auch noch einen seltsamen Geruch, der mir sofort die Kehle zuschnürte. »O nein! Nicht die.« Schritt für Schritt wich ich zurück.
    Mòrag hielt meinen Arm fest und strich mir über den Kopf: »Dein Haar ist viel zu schön, um es zu verstecken, aber wenn du die Perücke nicht tragen willst, dann müssen wir es pomadisieren, damit der Puder überhaupt darauf hält. Das kommt vom ständigen Waschen«, fügte sie leicht vorwurfsvoll hinzu und runzelte die Stirn, als sei Reinlichkeit keine Tugend, zumindest, was die modische Haartracht der feinen Gesellschaft betraf.
    »Gibt es keine bessere Verwendung für Mehl, als es auf den Kopf zu streuen?«

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