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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ich, dass sich dort die Tower Hall befand, in der jeder Chieftain seit Jahrhunderten seine Gäste empfing und bewirtete. Alan folgte den Männern mit federnden Schritten, und der Anblick dieser geballten Männlichkeit erinnerte mich an die gemeinsame Nacht.
    Und dann stand er plötzlich mitten im Raum. Breitbeinig, das Haar regennass und zerzaust, sein Hemd durchweicht und mit dem unverwechselbaren Geruch von Wald, Mann und nasser Wolle.
    »Komm!«
    Anstatt ihm meine Meinung über das archaische Gebaren um die Ohren zu hauen, gehorchte ich wie ein hypnotisiertes Kaninchen und lag wenig später nackt, atemlos und … ehrlich gesagt, reuelos und sehr zufrieden in meinem Bett.
    »Ich muss noch einmal fort, aber wir werden heute gemeinsam zu Abend essen«, hauchte er mir ins Ohr. »Ich habe dich vermisst.« Und weg war der unmögliche Kerl.
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Die
Männer in meinem Leben hatten noch nie viel Rücksicht auf meine Gefühle genommen. Dieser hier war mit Abstand der Schamloseste. Und das Schlimmste? – Er gefiel mir trotzdem.
    Kopfschüttelnd tappte ich auf der Suche nach meinen verstreut liegenden Kleidern in eine Pfütze, die sich unter Alans Plaid gebildet hatte.
    Kaum war ich wieder einigermaßen präsentabel, kam auch schon Mòrag herein. Aus den Augenwinkeln nahm sie die zerwühlten Kissen zu Kenntnis, doch bevor sie etwas sagen konnte, zog ich wortlos einen Strohhalm aus ihrem Zopf.
    Mit den Fingerspitzen berührte sie unbewusst ihre leicht geschwollenen Lippen und lächelte versonnen. Als sich unsere Blicke trafen, erblickte ich in ihren Augen das gleiche Strahlen, das ich in meinem Herzen fühlte. »Duncan hat offenbar großes Jagdglück.«
    »Nicht so groß wie das des Gleanngrianachs .« Ein rascher Blick zum Bett, und dann erzählte sie, dass die Suche nach dem Wolf vergeblich gewesen war und Alan den Hirsch erlegt hatte, um nicht mit leeren Händen zurückzukehren. »Es wurde auch Zeit, dass wir Nachschub bekommen. Lachlan verlangt ständig neue Gerichte für die feinen Damen. Die Köchin flucht den ganzen Tag, solchen Sasannach-Fraß könne sie nicht kochen. Aber er hat ihr gedroht, sie zu entlassen. Stell dir das einmal vor. Dabei haben wir sowieso genug zu tun. Nach dem schönen Wetter der letzten Wochen steht das Gras jetzt schon gut auf den Hochwiesen, und wir können bald mit dem Auftrieb beginnen. Bevor die Rinder und Schafe hinaufgebracht werden, kommen aber jedes Jahr alle MacCoinnaich-Gentlemen und viele Pächter hierher, und der Gerichtstag wird abgehalten. Dabei fressen sie uns regelmäßig schier die
Haare vom Kopf.« Anstelle von Empörung sah ich ein erwartungsfrohes Lächeln in ihrem Gesicht.
    »Gerichtstag? Das hört sich aber nicht sehr gut an.« Ich fragte mich, um welche Arten von Vergehen es sich handeln mochte, die dabei verhandelt werden würden.
    »Och, Schlimmes ist selten dabei. Im Gegenteil. Und am Abend gibt es ein großes Fest mit Ale, Musik und Essen bis zum Umfallen. Die Mädchen sind schon dabei, die Räume im alten Turm zu fegen und mit frischem Stroh auszustreuen. Wir werden Unmengen von Gästen haben.« Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Du sperrst vielleicht besser die Tür zu deinem Zimmer besonders sorgfältig ab«, fügte sie nachdenklich hinzu. »Aber was rede ich? Ich bin doch gekommen, um dir eine Überraschung zu bringen.«
    Das Kleid, das sie gleich darauf behutsam auf dem Bett ausbreitete, sah wunderbar aus. Sprachlos strich ich über den kostbaren Stoff. Ein Sonnenstrahl fiel in diesem Moment darauf und ließ die blassgrüne Seide schimmern wie besonders kostbare Jade. »Es ist zauberhaft«, stammelte ich. »Woher hast du es?«
    Sie erzählte, dass Alans Schwestern kürzlich auf dem Rückweg von einer Reise in den Süden hier Station gemacht hatten. »Sie haben sich Einkäufe aus London nachschicken lassen, aber sind dann abgereist, bevor das Schiff eintraf. Bisher gab es noch keine Gelegenheit, ihnen die Sachen nachzusenden.« Sie senkte die Stimme. »Eine glückliche Fügung, findest du nicht auch?« Offenbar bezog sie sich auf die Worte der Seherin.
    Ich schüttelte den Kopf ob dieses geballten Aberglaubens. Aber was konnte ich schon sagen? Als Zeitreisende hatte ich wohl am wenigsten Grund, an der Magie zu zweifeln, die diesen besonderen Ort zu durchdringen schien. »Zu welcher Gelegenheit soll ich so etwas Schönes tragen?«

    »Jetzt. Hat er dir nicht gesagt, dass du heute mit den Herrschaften zu

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