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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Widerspenstig beharrte ich auf meiner Ablehnung.
    Schließlich sah Mòrag ein, dass ich nicht nachgeben würde. »Bestimmt warten schon alle auf dich«, warnte sie und flocht dann einige Bänder in mein Haar, die sie kunstvoll miteinander verwob, bis ich zumindest frisiert war. Wenn auch bestimmt nicht nach der aktuellen Mode und – wie ich meine Haare kannte, wahrscheinlich nicht einmal bis zum Ende des Abends. Ein Grund mehr, die Sache schnell hinter mich zu bringen.

    Steif aufgerichtet und zu manierierten Trippelschritten gezwungen, folgte ich ihr anschließend den Gang entlang in den neuen Trakt. Ich wagte nicht, auf den Boden zu sehen, aus Angst, das Gleichgewicht zu verlieren, was nicht nur an der Schnürbrust, sondern auch an den hochhackigen Pantoffeln lag, in denen meine Füße steckten und die mindestens zwei Nummern zu groß waren.
    Mòrag hatte darauf bestanden, dass ich sie anzog. »Kein Mensch wird merken, dass sie nicht passen. Du musst nur darauf achten, die Röcke nicht zu hoch zu heben, das gehört sich sowieso nicht.«
    Dieses Mal gingen wir an der Wendeltreppe vorbei und durch eine Tür zu der mächtigen Steintreppe, die direkt hinab ins Vestibül führte. Beim Hinabgehen klammerte ich mich ängstlich am Arm meiner Freundin fest, die Balustrade auf der anderen Seite war viel zu breit, um mir Halt zu bieten. Um mein Auftreten musste ich mir keine Gedanken machen; der mörderische Trichter, in dem ich steckte, war steif genug, um für einen vollkommen geraden Rücken zu sorgen.
    Der Highlander, der als Wachposten an der Eingangstür stand und dem ich schon einige Male im Haus begegnet war, blinzelte mich erstaunt an. Wahrscheinlich sah ich aus wie eine Vogelscheuche.
    Aber ich wäre nicht ich selbst gewesen, hätte ich der Versuchung widerstanden, einen prüfenden Blick in den Spiegel zu werfen. Mir blickte eine Dame entgegen, die keine Ähnlichkeit mit der Johanna hatte, die ich kannte. Das Kleid sah aus, als sei es für mich gemacht worden, und meine Taille wirkte darin zart und zerbrechlich. Die Aufregung hatte mir eine leichte Röte auf die Wangen gezaubert, die mir gut bekam, und das Dekolleté war verlockend genug, dass der Mann an
der Tür einen zweiten Blick riskierte. Wie zwei Äpfel auf einem Tablett präsentierten sich meine Brüste.
    »Der Gleanngrianach weiß nichts von diesem Kleid«, flüsterte Mòrag, öffnete die Tür und verkündete: »Miss Joanna Edgeworth aus Drogheda in Irland, Nichte von Lady Keriann Cadogan O’Leary MacCoinnaich, Cousine des Gleanngrianach selbst.« Damit gab sie mir einen leichten Stoß, und ich stand mitten im Salon – alle Blicke waren auf mich gerichtet.
    Fast alle. Alan sah nicht einmal auf. Anders als ich hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sein gegürtetes Plaid gegen angemessene Abendkleidung zu tauschen. Ich hätte ihn erwürgen können, gleich da auf dem Sofa, auf dem er sich mit trübem Blick flegelte. Was dachte er sich dabei, mich einzubestellen, damit ich die Ehre der Familie hochhielt, und sich selbst einfach zu besaufen?
    Zu seinen Füßen lagerten hechelnd die beiden Hunde, die ich von meinem Fenster aus gesehen hatte. Aus der Nähe wirkten sie noch riesiger. Wären nicht sie nicht so groß, man hätte glauben können, jemand habe einen überdimensionalen Windhund mit einem Rauhaardackel gekreuzt. Mit dem Ergebnis, dass die Nachkommen nun das strubbelige Fell vom Dackel, aber den langbeinigen Körper des Windhunds besaßen. Beide Tiere schauten mich aufmerksam an, wobei ihr grauer Bart leicht bebte.
    Ich nahm mir fest vor, sie zu mögen. Wer will schon einen Werwolf zum Feind haben? Ihrem Herrn dagegen gönnte ich keinen weiteren Blick mehr. Was ich ihm zu sagen hatte, gehörte ganz sicher nicht in einen eleganten Salon. Also gut, ich würde den Abend auch ohne Alans Unterstützung durchstehen.
    Um einen kühlen Blick bemüht, nahm ich die Schultern
zurück, meine Schnürbrust assistierte leise knarrend, und schaute in die Runde.
    Zu spät besann sich Lachlan seiner Manieren, eilig stand er auf. Langsam bekam er seine Gesichtszüge wieder in den Griff. Sekundenlang hatte er mit leicht geöffnetem Mund auf das gestarrt, was er möglicherweise für eine unheimliche Erscheinung aus dem Reich der Feen hielt. Ich muss zugeben, dass mich dies beinahe für das offenkundige Desinteresse des Gastgebers entschädigte.
    Die Campbells saßen mit drapierten Röcken stocksteif auf ihren Stühlen. Mary musste im Begriff gewesen sein, ein Taschentuch

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