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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ist, fordert sein Sohn immer mehr. Nichtsnutziger Faulpelz«, grollte sie. »Dabei könnten wir ihnen im Handumdrehen das Land wegnehmen. Die MacCoinnaichs sind als Krieger immer noch gefürchtet, auch wenn viele 1715 bei Sheriffmuir gefallen sind.«
    Ich erinnerte mich dunkel daran, etwas von einem Aufstand
der Jakobiten, der Anhänger des im Exil lebenden schottischen Thronfolgers, gelesen zu haben. Das Jahr konnte hinkommen.
    »Dein Alan will allerdings nichts davon wissen, obwohl ihm sein Bruder schon ewig in den Ohren liegt, den Leuten aus Cladaich mal so richtig einzuheizen. Wenn Männer zu lange untätig sind, kommen sie nur auf dumme Gedanken.«
    »Sie könnten zur Abwechslung einmal den Frauen die schwere Arbeit abnehmen«, sagte ich. »Und damit keine Missverständnisse aufkommen: Er ist nicht mein Alan.«
    »Schon gut.« Mòrag lachte und es war deutlich, dass sie fest an eine romantische Liebe zwischen Alan und mir glauben wollte. »Was die Männer betrifft: Sie sind zum Kämpfen geschaffen, unsere tägliche Arbeit machen wir selbst viel besser.«
    So viel also zur Emanzipation der Highlander-Frauen, dachte ich wenig später, während sich meine kalten Zehen langsam an den heißen Feldsteinen erwärmten, die Mòrag vorsorglich im Bett verteilt hatte. Trotz des Feuers fühlte sich das Leinen klamm an. Kein Wunder, dass es an vielen Stellen im Hause modrig roch.
     
    Über Nacht hatte sich das Wetter gebessert. Regenschauer wechselten sich mit sonnigen Phasen ab, dazwischen frischte der Wind allerdings immer wieder auf und trieb die Wolken vor sich her. Alan und seine Männer irgendwo dort draußen auf der Jagd nach einem Viehdieb, sei er nun vier- oder zweibeinig, waren nicht zu beneiden.
    Ich war früh erwacht und überraschte Mòrag damit, dass ich den Kamin bereits ausgefegt und das Feuer angefacht hatte. Meinen Nachttopf, auf den ich gelegentlich doch zurückgriff, weil es mir zu gruselig war, nur mit einer Kerze ausgestattet
durch den verlassenen Turm zu schleichen, entsorgte ich morgens sowieso selbst im Abtritt.
    Nach dem Frühstück wickelte ich mein warmes Plaid gegen die allgegenwärtige Zugluft um die Schultern und macht es mir auf der breiten Fensterbank mit den Tagebüchern gemütlich. Der Ausblick, den ich von meinem Fensterplatz aus hatte, faszinierte mich immer wieder aufs Neue, heute aber konnte mich nichts so sehr reizen wie meine spannende Lektüre. Gelegentlich legte ich trotzdem das Buch in meiner Hand beiseite, ließ den Gedanken freien Lauf und betrachtete dabei still das eilige Spiel von Licht und Schatten, das Sonne und Wolken auf die grünen Hügel im Tal zauberten.
     
    Lady Kerianns Einträge waren regelmäßig von der Sorge um die Gesundheit ihres Sohns geprägt. Aber sie berichtete auch über andere Dinge. So schien sie regelmäßig Briefe von ihrer Schwester Cailín zu erhalten. Dank dieser Einträge zu Ereignissen in ihrer fernen Heimat Irland gewann ich intime Kenntnisse über die dortigen Verhältnisse.
    Verheiratet mit einem Advokaten, führte die Schwester eher ein städtisches Leben zwischen Haushalt und den gesellschaftlichen Ereignissen, zu denen das junge Paar eingeladen wurde, weil ihr Mann aus einer einflussreichen englischen Familie stammte. Seine Verwandten behandelten sie allerdings mit der Arroganz der Oberschicht, denn sie hießen die Ehe zwischen ihrem jüngsten Sohn und der Tochter eines Kaufmanns nicht gut. Kinder gab es noch keine, und auch das war ein ständiger Grund, die Schwiegertochter anzufeinden. Kerianns Schilderungen der komplizierten politischen Verhältnisse jener Tage fesselten mich so sehr, dass ich die Unruhe unter meinem Fenster anfangs gar nicht bemerkt hatte. Als
ich endlich doch darauf aufmerksam wurde und hinausschaute, sah ich Alan, der mit seinen Gefährten von der Jagd zurückgekehrt war, und insgeheim freute ich mich sehr, dass an Stelle des erwarteten Wolfs ein ausgewachsener Hirsch über dem Rücken eines Handpferdes hing. Die beiden Hunde, die nebenherliefen, hätten allerdings ohne weiteres Werwölfe sein können, so riesig und struppig galoppierten sie über den Hof, bis sie in Richtung der Ställe verschwunden waren.
    Die Ghillies , Begleiter des Chiefs, unter denen ich auch Duncan erspähte, waren zwar vom letzten Regenschauer bis auf die Haut durchnässt, aber sie machten keinen besonders erschöpften Eindruck, wie sie nun scherzend und gut gelaunt die Stufen zum alten Turm hinaufgingen.
    Von den Frauen in der Küche wusste

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