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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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schließlich.
    »Natürlich. Jeder kennt ihn. Es war mein nutzloser Nachbar, Ualraig Mhòr.«
    Alan schaute in die Runde bis er den Beschuldigten erblickte. »Ualraig MacCoinnaich, genannt Ualraig Mhòr, was hast du zu diesen Vorwürfen zu sagen?«
    Ein großer Mann, ich schätzte ihn auf etwa dreißig, kam hervor und drehte verlegen seine Mütze in den Händen. Ungeachtet der Pranken und des breiten Kreuzes wirkte er eher wie ein kleiner Junge, den man beim Stehlen eines Apfels erwischt
hatte, nicht wie ein gefährlicher Krieger, der das Schwert an seiner Seite auch benutzen konnte.
    »Ich habe das Schaf nicht gestohlen.«
    »Natürlich hast du das«, keifte der Kläger. »Als ich meine Bonnie endlich fand, röstete sie gerade über deinem Feuer, und ihr Fell war zum Trocknen aufgespannt. Das wunderschöne Fell. Ich habe es genau erkannt, an dem schwarzen Fleck, den meine Bonnie auf der rechten Seite hatte. Kein Schaf in Gleann Grianach besaß eine so schöne Zeichnung«, fügte er hinzu und ließ den Kopf hängen, so dass man ihm die Trauer um das Tier wirklich abnahm.
    »Das ist in der Tat ungewöhnlich«, stimmte Alan zu und wandte sich an den vermeintlichen Dieb, dem das schlechte Gewissen deutlich ins Gesicht geschrieben stand: »Ist das wahr, hast du sein Schaf gebraten?«
    » Aye , das stimmt schon, aber ich habe es nicht gestohlen. Es ist vom Himmel gefallen.«
    »Der ist doch nicht ganz richtig im Kopf. Er hat mein Schaf aufgefressen und keinen verdammten Vogel«, schimpfte der Bestohlene und drohte dem Angeklagten mit seinem Stock. Was wenig beeindruckend war, denn er reichte seinem Widersacher nicht einmal bis an die breite Brust.
    Die Leute begannen zu grinsen, und Alan sah aus, als müsse er sich ebenfalls ein Lächeln verkneifen. Dennoch fragte er völlig ernst: »Kannst du das genauer erklären, Ualraig?«
    »Nun ja, ich saß in meiner Hütte, und meine Frau knetete den Teig für ihre Bannocks . Meine Maire macht die besten Bannocks im Tal, das kann jeder hier bestätigen.«
    »Zweifellos«, warf Alan geduldig ein. »Aber wegen ihrer Kochkünste stehst du nicht hier.«
    »Also, Maire machte ihre Bannocks …« Jemand begann laut
zu lachen, doch ein strenger Blick von Alan ließ ihn rasch verstummen. »… da fiel auf einmal dieses Schaf durchs Dach. Direkt ins Feuer hinein. Und ich sage zu Maire: Dieses Tier hat uns Gott geschickt. Wir haben also das Schaf gelöscht, sein Fell stand ja sofort in Flammen.«
    Es ging mir wie den meisten anderen im Saal, ich hatte große Mühe, mir das Lachen zu verkneifen. Wie bei vielen der einfacheren Behausungen war wahrscheinlich auch Ualraigs Hütte dicht an einen Berghang gebaut und mit Gräsern und Moos gedeckt. Das Schaf wird auf der Suche nach etwas Fressbarem vom Hang direkt auf das Dach gestiegen sein. Dort oben war es dann durch eine Öffnung, die häufig als Kamin diente, direkt in das darunter brennende Feuer gestürzt. Das muss ein schöner Schreck gewesen sein. Für die Bewohner, aber besonders für das arme Tier.
    »Warum hast du nicht deine Nachbarn gefragt, ob ihnen ein Schaf entlaufen ist?«
    Ualraig sah seinen Chief ratlos an. »Aber niemand von denen hat ein Schaf, das fliegen kann.«
    Jetzt gab es kein Halten mehr. Die Zuschauer schlugen sich auf die Schenkel, und Lachlan fiel vor Vergnügen fast vom Stuhl.
    »Du dämlicher Kerl«, schimpfte der kleine Mann erbost. »Meine arme Bonnie hat sich fast zu Tode gestürzt, als sie auf dein marodes Dach gestiegen ist, und statt sie mir umgehend zurückzubringen, ziehst du ihr das Fell über die Ohren.«
    Alan hob die Hand, und das Lachen verstummte allmählich. »Schafe fallen nicht vom Himmel, Ualraig Mhòr. Du wirst das Tier ersetzen müssen. Wenn dein Nachbar einverstanden ist, dann gibst du ihm eines der Lämmer, die ich kürzlich in deinem Hof gesehen habe. Außerdem wirst du
dein Dach reparieren, damit so etwas nicht wieder passieren kann.« Er schaute beide Männer an: »Seid ihr einverstanden?«
    Ualraig nickte, ganz offensichtlich froh, so glimpflich davongekommen zu sein, und sein Nachbar rieb sich ebenfalls die Hände. »Ein ordentlich fettes will ich aber haben«, verlangte er. »Meine Bonnie war ein gutes Muttertier, auch wenn sie schon etwas älter war.«
    »Bei Gott, alt war das Vieh! Ich habe nie einen zäheren Braten gegessen«, knurrte Ualraig und trollte sich.
    Danach sprach ein Vater vor, der verlangte, dass der junge Bursche, den er am Kragen mit sich nach vorne schleifte, in Zukunft

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