Wind & Der zweite Versuch
vorgeführt worden war, zeigte er Eddie einfach nur sein Haigrinsen. Bevor sich aus all dem eine Szene entwickeln konnte, komplimentierte auch die Brünette Eddie von da weg, sie schien halbwegs um seine Spezialkenntnisse zu wissen und war wohl etwas besorgt um die Firmengeheimnisse. Eddie hätte gar zu gern noch einen Blick auf die Konstruktionszeichnung auf einem der Wandschirme geworfen, vorbei. Leere Werkstatt. Licht anmachen. Die beiden Feinmechaniker, die sich bisher so klein gehalten hatten, daß ihre Anwesenheit kaum aufgefallen war, erwachten zu einem gnomenhaften Leben, packten mit einer phantastischen Geschwindigkeit den Inhalt ihrer Rucksäcke aus, und bauten ihn ebenso schnell zusammen: Nach einer Viertelstunde stand Tinas Rad vor ihnen. Oder beinahe. Die Farbe der Kabine war anders, sie hatte keine Löcher mehr, und wirkte etwas abgeflachter als die alte, das ganze machte nicht mehr so sehr den Eindruck eines Prototyps. Tina ging um das Ding herum, wurde dabei röter und röter, und schrie schließlich die beiden Techniker an:
»Das ist nicht mein Rad.«
»Bemerkenswert richtig«, sagte einer der beiden, während er irgendwelche hochwichtigen Notizen auf seinem Computerklemmbrett machte. Er sah sie nicht einmal an. »Das ist eine Kopie. Eine verbesserte Kopie. Dein Rad war gut. Wir haben es auseinandergenommen, analysiert und werden es jetzt nachbauen. In Serie. Und du unterschreibst uns, daß wir das Recht dazu haben.«
Er hatte immer noch nicht aufgesehen, als Tina auf ihn zusprang. Sie kam aber nicht ganz an ihn heran, Neon stand plötzlich zwischen ihr und dem Techniker und hatte sie eine Zehntelsekunde später zu Boden gebracht. Er kniete auf ihr in einer Weise, daß er die ganze Runde überwachen konnte. In Richtung Eddies und der beiden Frauen, die ein paar Schritte näher gekommen waren, hielt er mit der rechten Hand ein Gerät, das wie eine Miniaturkreissäge aussah, und einen sehr hellen Turbinenton ausstieß. Wie altmodische Zahnarztbohrer.
»So is recht. Sich bei uns einladen, uns die Bullen auf den Hals hetzen, einen Luxusabgang kriegen, und dann glauben, das geht alles umsonst. Alles wird gut, na klar, aber das Gutwerden kostet. Paß ma auf, Schlampe. Du unterschreibst das jetzt, oder ich schneid dich auf. Gleich hier. Dich und deinen Rastalover auch noch. Harn wir’n Deal, ja oder doch?«
Er sagte das alles ohne großen Haß oder ohne große Anstrengung. Neon traf Feststellungen. Und er wirkte plötzlich überhaupt nicht mehr wie der lallende Idiot, als der er sich sonst ausgab. Er stand lässig auf und verpackte seine Waffe mit großer Sorgfalt. Tina versuchte dynamisch aufzuspringen, scheiterte aber an diesem etwas hochgesteckten Ziel und mußte erst auf einem Knie ausruhen, bevor ganz in den Stand kam. Zitternd. Eddie war froh, daß er die drei Waffen in seinem Rucksack trug, er hätte Tina in diesem Moment alles zugetraut. Und verstanden hätte er es auch, denn seine letzten Sympathien für Neon waren geschwunden. Tina riß dem Techniker den Vertrag aus der Hand, unterschrieb, und warf ihm dann das Brett vor die Füße. Neon ohrfeigte sie, griff ihren Nacken, und beugte sie wieder herunter auf den Boden, wie eine Katze, die man in ihre eigene Scheiße stupst. Alles mit sparsamen, fließenden Bewegungen. »Benimm lernen, Fotze«, sagte er leise, diesmal anscheinend wirklich wütend. Tina hob zitternd das Brett auf, und übergab es dem Techniker mit großer Vorsicht. Neon sah den Mann fragend an, wobei er immer noch Tina im Nacken hielt, sein Daumen preßte langsam einen blauen Rand in die Gegend um ihre Schlagader. Der Techniker nickte, ließ das Brett eine Kopie des Vertrags ausdrucken (sie fiel flatternd zu Boden), und Neon ließ Tina los. Sie taumelte gegen das Rad, würgend, reflexartig ihren Hals massierend. Neon schirmte die beiden Techniker gegen die Bolofrauen ab und bewegte sich auf den Ausgang zu. »Rausfinden tun wir selber. Danke, auf Wiedersehen, Küßchen.« Während die Brünette sich um Tina kümmerte, fragte sich Eddie, was bei Cozmic eigentlich los war. »Was ist das für ein Zombie?« fragte Tina. Sie steuerte wieder das Rad, sie befanden sich schon auf der alten A3, Richtung Würzburg. Sie hatten beschlossen, die Hauptverkehrsader zu nehmen, in den Nachrichten war eine Beschreibung der Polizistenmörder durchgegeben worden, die absolut nichts mit ihnen zu tun hatte. Sicher, wenn die Bullen sie im Bolo gefunden hätten, wäre es ihnen dreckig ergangen, aber
Weitere Kostenlose Bücher