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Wind & Der zweite Versuch

Wind & Der zweite Versuch

Titel: Wind & Der zweite Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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(»Sozialrekonvaleszenz«), in den eilig gierig gewaltsam gestifteten Frieden an die griechisch-türkische Grenze. Eddie und Tina hatten gepackt. Eddie hatte dann die Stäbe doch noch der Sicherheitskommission vorzeigen dürfen, das waren kluge Leute, die ihre Grenzen kannten, mit Utopien wollte sich der Wohlfahrtsausschuß nicht abgeben. (Das Projektionssystem prüften sie bis aufs Subatomare, aber für den Nachbau war die Technik nicht da. Und wo die Impact die Krallen drauf hatte, da vergriff man sich lieber nicht dran.) Kannst du behalten, Mann. Tina hatte verpackt, was in ein Standardlastenrad hineinging, den Korb mit den schlafenden Bienen zuunterst, eine mattschwarz stählerne Kiste mit samtiger Oberfläche. Dann ihren Labortisch, das Mikroskop, die Mikromanipulatoren, was man eben so brauchte zum Bau von künstlichen Insekten, ob man das alles wohl noch brauchte? Die Spraygun kam unter den Fahrersitz. Eddie hatte geträumt, er sei eingesperrt in einem Haus, das er unter keinen Umständen verlassen dürfe. Er hatte ein Fenster geöffnet im obersten Stock des Hauses und seine beiden Arme gewunden im samtweichen Regen, welch ein Schmerz. Aufgewacht mit einem Kragen von Schweiß um den Hals. Brauner II war tot, aber wer konnte schon wissen, wie viele wußten. Wohin konnten sie gehen? Eddie löste sein Digicash ein; als er von diesem Gang aus der Stadt zurückkam, war er ein reicher Bettler. Er versuchte irgend etwas Wertvolles damit zu kaufen, Diamanten, Gold, Schmuck, er machte eine Tour durch die Emdener Bolos und kaufte Platin, Iridium, Wolfram und Titan. Wen würde er damit bestechen können? Der Wohlfahrtsausschuß hatte sie verabschiedet, sachlich und ernst. Alle Bewohner und Bewohnerinnen des Bolos, die Eskorte inklusive, waren um sie herumgestanden, Tina hatte gesagt, abgewandt von der Menge: »Geht mit Gott, aber geht.« Und jetzt waren sie unterwegs, quälend langsam für Eddies Geschmack, quälend exponiert, die Räder der Eskorte vor und hinter sich, den kleinen Stauraum über den Rädern voller Gerümpel, dessen Wert abnahm, je länger Eddie darüber nachdachte, einen graublauen Himmel über den Köpfen. Das ganze Land war mit einer Pulverlackbeschichtung aus endlicher Stille wie überzogen, in großer Hitze festgebacken. Eddie vermißte seinen Rucksack mit der aufgedruckten Kuh. Das war ihm alles so ernst, er hätte gerne ein wenig gelacht, aber wenn Tina nicht lachte … Muß nicht alles nicht machen, was Tina nicht macht, dachte er trotzig. »Wir fallen zurück«, sagte Tina, und Eddie trat wieder in die schwergängigen Pedale. Sein Knöchel war noch nicht ganz verheilt von dem verfehlten Tritt in Jojos Solarplexus, was war eigentlich mit Jojo geschehen? Er arbeitete wahrscheinlich jetzt für die Bullen. Eddie konnte nur hoffen, daß Brauner II ihm nicht erzählt hatte, worum es bei der ganzen Aufregung eigentlich ging. Aber bis zu ihrer Abreise war niemand beim Wohlfahrtsausschuß vorbeigekommen, Eddie wünschte sich Glück. Er hatte seine Dreads zurückgebunden, der Knoten lag unangenehm eingeklemmt zwischen Kopf und Nackenstütze, er hätte ihn ja öffnen können, Eddie wollte ein möglichst großes Sichtfeld haben. Wenn er in den Rückspiegel sah, konnte er die letzten grünlich-gelben Überreste des Veilchens ausmachen, das Cozmic in sein Gesicht gepflanzt hatte. Cozmic war jetzt auch tot und verdammt noch mal ganz zu Recht. Draußen Stille und Hitze. Sie würden bald Pause machen, Eddie schwitzte wie ein Schwein. Wenn man sie sich bei dieser Hitze ansah, war die sogenannte norddeutsche Tiefebene doch eine deutliche intellektuelle Erniedrigung. Sie erinnerte Eddie an ein trockenes Meer. Disco Deutschland mittags um zwölf, bei dreißig Grad im Schatten. Eddie, Tina und die Sicherheitskommission des Wohlfahrtsausschusses waren jetzt die einzigen, die etwas von der Gezeitenmaschine wußten, der Sicherheitsausschuß kümmerte sich einen Dreck darum, Jojo würde man für einen Spinner halten, und das Wissen von der Gezeitenmaschine war unter den gegebenen Umständen auch gar nichts wert. Aber vielleicht konnten die da unten etwas damit anfangen. Und mit ihm. Und mit Tina und ihren künstlichen Insekten. Vielleicht hatte der Lebensgarten doch Verwendung für sie.

 
     
     
Der zweite Versuch

- Eine der letzten legalen Abtreibungskliniken Nordkaliforniens ist mit Hilfe eines Raketenwerfers in Schutt und Asche gelegt worden; zu dem Anschlag hat sich eine ultrakatholische Terrorsekte namens

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