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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Sich etwas einfallen lassen, das man ihm zur Last legen kann.«
            »Zum Beispiel?«
            »Verschwörung. Es ist mir verboten, ihn als Mörder zu bezeichnen. Im ersten Moment habe ich es sogar bereut und gedacht, ich hätte vielleicht vorschnell geurteilt. Aber wenn meine Frau nicht in dem Boot gewesen wäre …«
            »Sie haben Recht.« Lanfields Adamsapfel zuckte über dem steifen Kragen und der Fliege. »Wenn man den Berichten Glauben schenkt, selbst denen aus jüngster Zeit, dann können Sie ihm keinen Mord vorwerfen. Möglicherweise Verschwörung«, überlegte er laut. »Doch seine Mitverschwörer sind alle tot. Das alles ist schwer zu beweisen. Die alberne Anklage, durch die der andere Bursche, dieser Ingleby, freigekommen ist, vergessen wir am besten gleich. Raub! Wir haben keinen Beweis dafür, dass Tussup etwas gestohlen hat. Bis auf das Boot natürlich. Verstehen Sie jetzt, in welcher schwierigen Lage sich die Polizei befand? Eine Anklage wegen unerlaubten Verlassens eines Schiffes wäre in diesen goldverrückten Zeiten ihr Papier nicht wert, und Meuterei würde uns niemand abnehmen.«
            »Was ist mit Beihilfe zum Mord? Schließlich hat er befohlen, den Bootsmann einzusperren, damit dieser nicht Alarm schlagen konnte. Und so hatten Mushi oder Lee die Möglichkeit, ihm die Kehle durchzuschneiden. Dafür muss Tussup doch zur Verantwortung gezogen werden.«
            »Wer soll diesen Befehl vor Gericht bezeugen? Ingleby vielleicht? Der selbst Offizier und Mittäter ist? Ziemlich unwahrscheinlich. Außerdem wurde der Befehl gewiss nicht im Logbuch festgehalten. Aber das bringt mich zu einem anderen, ähnlich gelagerten Vorwurf.«
            Der Anwalt spielte an einem Brieföffner aus Messing herum. »Ich denke nicht, dass wir mit Entführung weiterkommen. Ich möchte Ihnen ja keine unnötigen Schmerzen zufügen, Mr. Willoughby, aber es steht fest, dass die Malaien die beiden Damen entführt und in das Boot geschafft haben. Tussup hat protestiert, wurde aber überstimmt.«
            Mal konnte nicht länger an sich halten. »Er hat protestiert?«, rief er aus. »Der Dreckskerl hatte eine Pistole! Er hätte sich weigern können, meine Frau und Constance mitzunehmen. Als er sah, dass die Frauen in Gefahr waren, hätte er die Möglichkeit gehabt, das Unternehmen abzublasen. Aber wissen Sie, was ihn dazu veranlasst hat, weiterzumachen? Die Gier! Sie sorgte dafür, dass er keinen Gedanken an die Frauen verschwendete. Dass sie ihm gleichgültig wurden. Er stand am Bug, oder wie man das sonst bei einem gottverdammten Boot nennt. Das Schwein hatte das Kommando.«
            »Und da hätten wir es«, meinte Lanfield ruhig, und legte den Brieföffner parallel neben der ledernen Schreibunterlage ab.
            Dann saß er, die Ellenbogen auf den Tisch und die Hand ins Kinn gestützt, da. »Freiheitsberaubung. Verstehen Sie den Unterschied? Er führte das Kommando über das Boot. Die Mannschaft erkannte das an. Die Damen wussten es. Ihre bedauernswerte Frau sprang aus dem Boot, um seinen Klauen zu entrinnen. Aber Mrs. Horwood, Lady Horwood, ist geblieben. Sie ist Ihre Zeugin.«
            Mal wurde von Aufregung ergriffen. »Was tun wir jetzt? Bitten wir die Polizei, ihn anzuklagen?«
            »Ich fürchte, nein. Die Akte ist geschlossen. Und selbst wenn uns das Unmögliche gelänge, wissen wir, dass Sir Lyle nicht damit einverstanden wäre, ein weiteres Erscheinen vor Gericht auf sich zu nehmen.«
            Mal tat diesen Einwand ab. Er wusste zwar, dass es ein weiteres Hindernis bedeutete, Constance zu überzeugen, doch das konnte warten. Endlich sah er einen Lichtstreif am Horizont und hatte nicht die Absicht, so rasch das Handtuch zu werfen.
            »Wenn die Polizei ihn nicht anklagt, möchte ich das tun. Kann ich das? Die Kosten sind mir gleichgültig. Ich muss ihm das Handwerk legen, Mr. Lanfield.«
            Lanfield zuckte die Achseln. »Sie könnten ihn wegen dieser unerlaubten Handlung verklagen.«
            »…?«
            »Eine Zivilklage.«
            Mal sprang auf. »Das geht? Dann mache ich es so. Was muss ich dafür tun?«
            »Zuerst herausfinden, wo er ist. Ich habe gehört, er hätte die Stadt verlassen.«
            »Das stimmt. Aber ich bin todsicher, dass ich ihn diesmal aufspüre. Bestimmt ist er in Goulburn.«
            »In

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