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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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der Wintermitte.
    Verfluchtes Wetter! Ich rieb meine behandschuhten Hände gegeneinander. Meine Finger wurden langsam taub. Auf dem Dachboden, wo ich mir jetzt schon seit drei Stunden die Zeit um die Ohren schlug, herrschte eisige Kälte. Was nicht weiter erstaunlich war: Das Fenster fehlte, und frostiger Wind wehte herein. Zu allem Überfluss war es hier drinnen auch noch dunkel! Das spärliche Licht, das von der abendlichen Straße einfiel, änderte daran wenig. Eine Kerze wollte ich aber lieber nicht anzünden, selbst wenn die Gefahr, dass jemand das Licht bemerkte, gering war.
    Diese Saukälte! Ich rieb die Hände noch kräftiger gegeneinander, bis das Leben in meine Fingerspitzen zurückkehrte. Dabei konnte ich noch von Glück sagen, dass dies kein strenger Winter war. In dem Fall wäre ich nämlich längst erfroren.
    Vorsichtig spähte ich hinaus. Und fluchte noch einmal. In einer halben Stunde würde es stockfinster sein. Nach wie vor war unser Ziel nicht aufgetaucht. Dabei hatten wir schon vor einer Stunde mit ihm gerechnet. Zweimal hatte die Glocke am Torturm in der Hohen Stadt, dem ältesten Teil Alsgaras, bereits geschlagen. Neun Uhr! Verflucht noch eins, wo blieb die Frau nur?! Ich ertappte mich, wie ich immer nervöser wurde.
    Kein Wunder. Das Sümmchen, das Lahen und ich erhalten hatten, konnte sich sehen lassen: fünfzehntausend Soren in Gold! Noch nie war für einen Kopf so viel Geld gezahlt worden. Nicht mal für den des Statthalters. Deshalb war der Auftrag auch unseren Abgang wert.
    Denn wenn wir heute Abend unsere Arbeit erledigt hatten, würden wir für immer verschwinden. Da wir das Geld jedoch im Voraus bekommen hatten, zerbrach ich mir selbst darüber nicht den Kopf.
    Als ich Lahen von dem Unbekannten und seinem Angebot erzählt hatte, kam kein Widerwort von ihr, dazu kannte sie mich zu gut. Sie wusste genau, dass ich den Köder bereits geschluckt hatte. So hörte sie mir schweigend zu, stand irgendwann auf und ging aus dem Zimmer, wobei sie die Tür sehr leise hinter sich schloss. Eine Stunde später kehrte sie zurück. Keine Ahnung, wo sie gewesen war. Ihre geröteten Augen verrieten mir, dass sie geweint hatte. Darauf sprach ich sie aber nicht an. Sie mochte es nicht, wenn jemand ihre Schwäche mitbekam.
    Lahen setzte sich an den Tisch, nahm meine Hand und nickte. Mein Augenstern ließ mich nicht im Stich. Wir würden den Auftrag übernehmen. Ohne ihre Hilfe wäre ich bei dieser Sache nämlich aufgeschmissen – und dem Tod geweiht.
    Vom Dachboden aus konnte ich bloß einen kurzen Teil der Straße unmittelbar vorm Fenster einsehen. Das bedeutete, ich würde schießen müssen, obwohl ich das Ziel kaum ausmachte.
    Jeder, der nur etwas vom Bogenschießen versteht, würde behaupten, wir hätten mit diesem Dachboden eine kreuzdämliche Wahl getroffen. Was genau der Grund ist, warum ich mich für ihn entschieden habe. Wenn es nach dem Schuss drunter und drüber ging, würden die Soldaten ihre Aufmerksamkeit auf den Glockenturm und das gegenüberliegende Haus eines reichen Würdenträgers dieser Stadt richten. Beide waren hervorragend für einen Hinterhalt geeignet. Allerdings brachten sie den Nachteil mit sich, dass der einzige Weg hinaus schnurstracks zum Friedhof führte. Für diese Route aber – und da ließ ich ganz entschieden nicht mit mir reden – war ich noch zu jung.
    »Ness?«
    Weil Lahen mehr als eine Stunde geschwiegen hatte, fuhr ich zunächst zusammen, als ihre Stimme in meinem Kopf erklang.
    »Ja«,
antwortete ich ihr in Gedanken.
    »Das Ziel ist immer noch nicht in Sicht. Wenn es in den nächsten fünfzehn Minuten nicht auftaucht, müssen wir abziehen.«
    »Einverstanden.«
    Verärgert knirschte ich mit den Zähnen. Sie hatte ja recht. Im Dunkeln war die Gefahr danebenzuschießen zu groß. Und einen Treffer brauchte ich. Gleich mit dem ersten Schuss.
    Plötzlich rieselte mir ein warmer Strahl über den Rücken. Sofort entspannte ich meine verkrampften Muskeln und atmete dankbar durch. Selbst vom anderen Ende der Straße aus wusste Lahen genau, wann ich Hilfe benötigte.
    Die sie mir gewähren konnte, weil sie über die Gabe verfügte, auch wenn sie weder eine Glimmende noch eine Schreitende war. Sie konnte mit jedem Menschen in Gedanken Verbindung aufnehmen und besaß noch viele andere Talente, von denen außer mir allerdings niemand etwas Genaueres wusste.
    Wie sie ihren Funken ohne Hilfe einer Schreitenden hatte entzünden können, war mir ein Rätsel. Dennoch fragte ich sie

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