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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sondern eher einen Nebeneffekt darstellte. Doch da es in der Dabber Glatze keinen einzigen lebenden Menschen mehr gab, würde ihr noch nicht mal jemand dafür danken. Wobei: Sie konnte auf dieses Dankeschön ebenso verzichten wie Pork auf neue Hosen.
    Thia schnaubte verächtlich, worauf der Hirte vor ihr in Furcht vorm Zorn seiner Herrin zusammenzuckte.
    O nein, der Vergleich hinkte! Der Hirte hätte sehr gut ein Paar neuer Hosen vertragen können. Die alten stanken nämlich grauenvoll.
    »Kommt mit!«, krächzte sie.
    Der zitternde Hirte tat wie ihm geheißen.
    Als Thia wie berauscht durch die Stadt gezogen war, hatte sie einen Laden entdeckt, der vorgefertigte Kleidung feilbot. Das hatte sie auf den Gedanken gebracht, den Tölpel neu einzukleiden. Die Ladentür war von innen verschlossen. Thia klopfte jedoch nicht an, sondern trat die Tür samt Pfosten schlicht und ergreifend ein – was sie kaum Kraft kostete.
    »Fnap dir einen Eimer! Hol dir Waffer! Und waff dich!«
    Porks Gesicht spiegelte deutlich wider, was er gerade durchmachte. Er wollte diesen Befehl nicht ausführen, doch unter dem Blick der toten Augen zog er den Kopf ein, gehorchte und schnappte sich einen Eimer, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen.
    Inzwischen sah sich Thia im Laden um. Sie brauchte nicht viel Zeit, um Kleidung zu finden, die Pork passte. Etwas Unterwäsche, frische Hosen, ein Hemd, eine neue Jacke – und schon sah der Tölpel einigermaßen manierlich aus. Als sie ihn mit strengem Blick betrachtete, zeigte sie sich mit dem Ergebnis zufrieden. Daraufhin verließ sie den Körper der Frau mit der aufgeschlitzten Kehle und übernahm wieder die Kontrolle über Pork. Jetzt empfand sie seine Gegenwart als nicht mehr ganz so ekelerregend.
    Nach dem Körperwechsel trübte sich ihr Funke zwar, doch die Kraft blieb Thia erhalten. Einen ganzen Tag hatte sie verloren, um sie zu sammeln – aber ihre Gabe hatte in diesem Fall Vorrang vor der Jagd auf ihre Feinde: Nun stand es ihr frei, ihre einstige Macht zurückzuerlangen. Und ihre Feinde würden ihrem Schicksal nicht entkommen. Sie witterte sie selbst jetzt und würde sie ohne Frage einholen, auch wenn diese sich alle Mühe gaben, ihre Spuren zu verwischen und statt auf der Straße über Felder weiterzogen.
    Das seltsame Zwitterwesen aus der Verdammten Typhus und dem Hirten Pork saß auf, nahm vorsichtshalber auch das zweite Pferd mit und schickte sich an, die Jagd fortzusetzen.
    »In einer Stunde haben wir es geschafft.«
    Ich nickte und knöpfte die Jacke zu. Der frühe Morgen war trübe, die Luft kalt und noch nicht von der gerade durchbrechenden Sonne gewärmt. Über der grasbewachsenen Lichtung hing Nebel, der langsam in die Luft aufstieg, um die Welt mit einem milchigen Schleier zu überziehen.
    Die Pferde fielen kaum in Trab. Ich sah mich um, indem ich mich in den Steigbügeln aufstellte, doch weiter als gut zehn Yard reichte die Sicht nicht. Zwanzig Minuten später konnte ich kaum noch erkennen, was sich fünf Schritt von uns befand. Wir ritten durch dichte, wabernde, kalte Milch.
    »Wir brauchen nicht eine Stunde, sondern mindestens drei«, knurrte ich, wobei der Nebel meine Stimme fast völlig schluckte.
    »Ja und?«, erwiderte Giss und strich sich über den Schnurrbart. »Wir haben es ja nicht eilig.«
    Ich warf ihm einen mürrischen Blick zu, sagte aber kein Wort. Er hatte es vielleicht nicht eilig, aber ich wäre gern so schnell wie möglich in Alsgara. Vier Tage ritten wir nun schon durch die Gegend. Alle Versuche, in Gedanken mit Lahen Verbindung aufzunehmen, waren gescheitert. Nach dem Kampf in Hundsgras hatte sie ihre Kräfte immer noch nicht wieder zurückgewonnen. So wusste ich nicht, wo sich mein Augenstern befand, wie es ihr ging und ob sie Alsgara erreicht hatte. Diese Ungewissheit raubte mir schier den Verstand. Am liebsten wäre ich Tag und Nacht durchgeritten, aber da wir die Pferde nicht wechseln konnten, musste ich die Kräfte von Hengst schonen. Ohne ihn würde ich mein Ziel nie erreichen. Nach meinen Berechnungen brauchten wir noch drei, möglicherweise sogar vier Tage bis nach Alsgara. Wenn wir nur endlich aus diesen verfluchten Feldern raus wären und auf einer anständigen Straße weiterreiten könnten, das würde die Sache erheblich vereinfachen!
    Das Einzige, was mich beruhigte, war der Gedanke, dass Lahen aus der Dabber Glatze entkommen war.
    »Denkst du an deine Frau?«, fragte Giss da.
    Statt einer Antwort erntete er nur einen weiteren verdrossenen Blick von

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