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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Kaum war das geschafft, stürzte die Leiche zu Boden. Endlich gab die Glocke Ruhe.
    Leider waberte hier oben ein derart dichter Nebel, dass ich nichts weiter vom Dorf und der Umgebung erkennen konnte. Ich durfte mir also nach wie vor auf gut Glück meinen Weg suchen. Im Übrigen sollte ich so schnell wie möglich aufbrechen, denn jeden Augenblick konnten diejenigen auftauchen, die dieses Glockengeläut so gern hörten. Um nachzusehen, warum es verstummt war. Während des Abstiegs grübelte ich über den sonderbaren Sinn für Humor nach, den diese Scherzbolde an den Tag legten. Ich hoffte inständig, dass Giss noch gesund und munter war.
    Noch immer zeigte sich keine Menschenseele auf der Straße. Hengst wartete genau an der Stelle auf mich, an der ich ihn angebunden hatte. Unverzüglich setzten wir unseren Weg fort.
    Da sprang mit einem Mal ein gesatteltes Pferd über einen Zaun. Ich zügelte Hengst. Das Tier gehörte Giss. Bei Meloth, was war mit dem Boten geschehen?! Natürlich konnte mein einstiger Gefährte einfach eingeschlafen und vom Pferd gefallen sein. Vielleicht war es auch ausgebüxt, weil Giss es nur nachlässig festgebunden hatte. Doch selbst die schlimmste Möglichkeit musste ich in Betracht ziehen: Der Bote weilte nicht mehr unter den Lebenden. Die Frage war nur, wer oder was ihn umgebracht hatte. Allerdings würde ich ihn nicht suchen, um mir darüber klar zu werden. Er verfolgte seine Ziele, ich meine – und wegen seiner Dummheiten würde ich meinen Kopf nicht riskieren.
    Ich nahm das zweite Pferd mit. Wir drei hatten das Dorf fast schon hinter uns, als ich etwas höchst Unangenehmes bemerkte. Ich hielt an und saß ab.
    Hatten die mich entdeckt oder nicht?
    Ich führte die Tiere am Zügel zu einem Zaun und flehte Meloth an, sie mögen nicht wiehern. Nachdem ich sie angebunden hatte, schnappte ich mir meinen Bogen und schlich mich zurück.
    Es waren sechs. Dunkelhäutige Kerle mit schwarzen Schnurrbärten. Die safrangelbe Umhänge mit edlen, breiten Gürteln und Turban trugen sowie mit Krummsäbeln und kurzen Kompositbögen bewaffnet waren. Nie hätte ich damit gerechnet, Sdisser Krieger in diesem abgelegenen Teil des Imperiums anzutreffen. Mir blieb jedoch keine Zeit, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was sie hier wollten. Bei ihnen war nämlich auch Giss. Er lag auf dem Boden, an Händen und Füßen gefesselt. Die Kerle standen um ihn herum und erörterten in ihrem kehligen Singsang offenbar die Frage, wie sie ihn am besten kaltmachten. Das nahm sie derart in Anspruch, dass sie mich überhaupt nicht beachteten. Es wäre eine Sünde gewesen, eine solche Möglichkeit nicht zu nutzen.
    Bevor sie auch nur begriffen, woher die Pfeile kamen, hatte ich einen von ihnen getötet und einen anderen schwer verwundet. Nun stürzten sich zwei zu den Pferden, ein Dritter griff nach seinem Bogen, der Vierte zog den Säbel, fraglos in der Absicht, Giss in die Glücklichen Gärten zu schicken. Hier war Eile geboten.
    Die Befiederung streifte meine Wange – und der Sdisser ging zu Boden.
    Wieder einer weniger.
    Der Bogenschütze wollte gerade mit mir in den Wettbewerb treten, wer von uns beiden der bessere Schütze sei, da traf ihn mein Pfeil in die Brust.
    Unterdessen stoben die zwei Reiter, wild die Säbel schwingend, auf mich zu. Für einen Schuss blieb keine Zeit mehr, alles, was ich noch schaffte, war, im letzten Moment zur Seite zu springen und damit den Klingen zu entkommen. Die beiden Krieger preschten an mir vorbei – und kamen selbstverständlich zurück.
    Diesmal konnte ich immerhin Nummer fünf mit einem Pfeil vom Pferd holen. Der letzte Bursche aus dieser entzückenden Gesellschaft stellte sich jedoch als gewitzter Bursche heraus. Der tauchte nämlich in einer Seitenstraße ab – und an einer Stelle wieder auf, an der ich nie mit ihm gerechnet hätte. Erst ein Schrei von Giss warnte mich. In letzter Sekunde hechtete ich zur Seite – und hatte damit genug Abstand gewonnen, um einen Pfeil auf die Reise zu schicken.
    »Dich hätte ich hier nicht erwartet«, sagte Giss anstelle einer Begrüßung.
    Schweigend schnitt ich seine Fesseln durch.
    »Da hast du ganze Arbeit geleistet«, lobte er mich und nickte in Richtung der Toten. »Machst du so was öfter?«
    »Wie bist du denen in die Hände gefallen?«, überging ich seine Frage.
    »Äh …« Giss hörte auf, sich die Handgelenke zu massieren. »Die haben mich unter Beschuss genommen, da bin ich vom Pferd geflogen, und sie haben mich gefesselt. Deine

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