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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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damit rechnen, von oben mit Spülwasser übergossen zu werden. Die gepflegten kleinen Häuser waren derart gleichförmig, dass du dich am liebsten aufgehängt hättest. An einem solchen Ort wollte ich unter keinen Umständen leben. Da gefielen mir die wuseligen Gassen im Viertel der Kastraten schon besser. Oder auch die Hafenschenken mit ihrem Gelärm und die Gärten mit ihrer sanften Ruhe.
    Im Unterschied zur Vogelstadt brodelte im Hafenviertel das Leben. Kein Gesetzeshüter blieb mit seinem Blick an meinem neuen Bogen hängen. In Alsgara bestand – anders als in Korunn, der Hauptstadt des Imperiums – kein Waffenverbot. Deshalb baumelte an der Hüfte etlicher Männer ein Dolch.
    »Wir sollten zum Hafen runter«, sagte ich und warf einen Blick in die Straße, die dorthin führte.
    »Dafür reicht die Zeit nicht«, widersprach Lahen. »Es dunkelt bald.«
    »Du hast recht. Dann also auf zu Moltz. Um alles andere kümmern wir uns morgen.«
    Mein Augenstern lächelte und hakte sich bei mir ein. »Was hältst du von einem Hefebrötchen?«
    »Da sage ich nicht Nein.«
    Der Geruch frischgebackenen Brotes stieg uns in die Nase, lange bevor wir die Bäckerei überhaupt sahen. Das betörende Aroma hing in der ganzen Alten Münzgasse. Im Grunde hätten sie sich das Schild in Form eines Kringels getrost sparen können, wusste doch jedes Kind, dass hier Brot verkauft wurde. Die Regale bogen sich unter der Ware, trotzdem gab es nur wenig Kunden, denn es war schon spät und alle hatten ihre Einkäufe erledigt. Was für kurzsichtige Narren doch in dieser Stadt lebten! Ich an ihrer Stelle hätte mich mit Zwieback eingedeckt. Wenn die Belagerung erst mal anfing, würden die Preise in die Höhe schnellen, und die Waren wären in wenigen Tagen ausverkauft. Dann wäre es zu spät, sich noch Vorräte zuzulegen.
    Im Laden bedienten zwei Männer. Sie sahen recht verwegen aus, solche wie sie würde man eher auf einem Piratenschiff vermuten, nicht hinter einer Verkaufstheke. Ich jedenfalls hätte sie nicht eingestellt.
    »Was wollt ihr?«
    »Ein Hefebrötchen und ein Zimthörnchen.«
    Ich bezahlte mit einer kleinen Münze und gab Lahen das Hefebrötchen, in das sie sofort hineinbiss.
    »Sonst noch was?«
    »Ruf Moltz.«
    »Wir kennen keinen Moltz.«
    »Dann bringt mal euer Gedächtnis auf Trab.« Meine groben Worte passten kaum zu dem höflichen Lächeln, das ich aufsetzte.
    Lahen war ganz mit ihrem Brötchen beschäftigt und schien dem Gespräch überhaupt nicht zu folgen.
    »Verzieht euch«, sagte einer der beiden. »Hier gibt’s keinen Moltz.«
    »Klar«, antwortete ich. »Sein eigentlicher Name lautet natürlich anders.«
    »Ihr solltet jetzt besser gehen«, spielte der andere den Guten.
    Sein Gefährte zog derweil schon mal eine Klinge unterm Ladentisch hervor. »Verduftet, wir stecken bis über beide Ohren in Arbeit.«
    Ich stieß einen schicksalsergebenen Seufzer aus, zog das Wurfbeil hervor, bemerkte, dass diese Einfaltspinsel die Absicht hegten, sich auf uns zu stürzen, und knallte ihnen meine Waffe mit einem bezaubernden Lächeln auf die Theke.
    »Was soll das?«, fragte der mit der Klinge. »Ziehst du den Schwanz ein?«
    »Nein, er trifft nur Vorsichtsmaßnahmen, um eure hohlen Schädel nicht zu spalten«, mischte sich nun Lahen ein, die ihr Brötchen gerade verspeist hatte. Ohne zu fragen, nahm sie sich ein Hörnchen aus dem Regal. »Wer ist der Schlauere von euch beiden? Der soll Moltz nämlich suchen. Wenn er ihn findet, zeigt er ihm das Wurfbeil. Wir warten inzwischen hier.«
    »Hier gibt’s keinen Moltz!«, versteifte sich der mit der Klinge. »Zieht ab, sonst rufen wir die Wache!«
    »Wie heißt du?«, erkundigte ich mich in sanftem Ton.
    »Was geht das dich an?!«, brüllte er.
    »Wenn Moltz mich irgendwann mal fragt, warum ich nicht zu unserer Verabredung gekommen bin, möchte ich ihm gern den Namen desjenigen nennen, der das verhindert hat.«
    Das brachte die beiden endlich ins Grübeln. Sollte ich die Wahrheit sagen, konnte sie das den Kopf kosten.
    »Wartet hier«, brummte der ohne Klinge schließlich und nahm das Wurfbeil. »Wenn ihr gelogen habt, blas ich euch das Licht aus.«
    »Hüte deine Zunge, mein Kleiner«, bat Lahen lächelnd. »Tu einfach deine Pflicht.«
    Er bedachte sie mit einem wütenden Blick, murmelte seinem Kumpan zu, uns ja nicht aus den Augen zu lassen, und verschwand in den hinteren Räumen des Ladens. Ich nutzte die Gelegenheit und verschlang mein Hörnchen. Lahen schnappte sich unterdessen

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