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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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arbeiteten uns über die Nordwand zu unserem Ziel vor.
    »Das hier ist nicht der Haupttempel. Vielleicht hat dieser Helm überhaupt keine Tür.«
    »Die beiden Tempel sind zur gleichen Zeit entstanden und vom gleichen Menschen geschaffen worden, mein Liebster. Nur liegt der Haupttempel eben in der Hohen Stadt und dieser hier im Hafenviertel. Trotzdem muss es auch in ihm eine Geheimkammer geben, da bin ich mir sicher.«
    Also machte ich mich im unteren Teil des Helms auf die Suche. Die Sache erwies sich als schwieriger als vermutet. Endlich entdeckte ich über dem sechsten Dachziegel – gezählt vom Rand aus – eine kaum sichtbare Zeichnung, die einen Torbogen darstellte.
    »Glaubst du, du schaffst es?«, fragte ich Lahen.
    »Ich muss es einfach versuchen«, antwortete sie und befeuchtete sich nervös die Lippen. »Hoffen wir, dass mein gegenwärtiger Funke ausreicht.«
    »Mach dir keine allzu großen Sorgen. Wenn es nicht klappt, suchen wir uns ein anderes Versteck.«
    »Dann müssten wir ja noch mal an den Priestern vorbei«, entgegnete sie. »Nein, wir wollen doch mal sehen, was ich zustande bringe.«
    Ich zwinkerte ihr nur aufmunternd zu. Mein Augenstern streckte den Handteller aus, um die verwitterte Zeichnung zu bedecken, die vor tausend Jahren der Skulptor selbst hinterlassen hatte. Ein paar Sekunden später leuchtete der Torbogen rubinrot auf, und ein Teil der Wand wich zur Seite, um einen dunklen Durchgang freizugeben, der so schmal war, dass wir uns seitwärts hineinquetschen mussten.
    »Siehst du«, sagte ich. »Es klappt.«
    »D… Ga… …ächst mi… je… …ag«,
erklang es da zu meiner Überraschung in meinem Kopf.
    »Bitte? Ich verstehe dich nicht«, gestand ich mit dümmlichem Lächeln. Nach vielen Tagen hörte ich sie also erstmals wieder in Gedanken.
    »Die Gabe wächst mit jedem Tag«, erklärte sie mir. »Immer schneller und schneller. Nur meine Kräfte reichen noch nicht.«
    »Das, wozu du bereits imstande bist, ist doch mehr als beachtlich.«
    Wir tasteten uns in dem dunklen Gang vorwärts.
    »Licht!«, verlangte Lahen leise.
    Das an allen Seiten aus weißen Kugeln aufleuchtende Licht ließ mich blinzeln.
    »Hier ist irgendwas komisch«, murmelte ich.
    Lahen legte derweil die Hand auf einen Torbogen, bei dem es sich um eine exakte Kopie jener Zeichnung handelte, die ich auf dem Dach entdeckt hatte. Daraufhin schloss sich die Geheimtür wieder.
    »Findest du nicht auch, dass es hier drinnen viel größer ist, als es von draußen aussieht?«, fragte ich Lahen.
    »Das ist einer der Scherze, die sich der Skulptor erlaubt hat. Davon habe ich schon gehört.«
    Vor neun Jahren hatte mir Lahen die Geheimkammer gezeigt, die der Skulptor im dritten Turmhelm des Meloth geweihten Haupttempels angelegt hatte. Woher sie selbst davon wusste und warum keine der Schreitenden oder Glimmenden etwas davon ahnte, hatte ich sie damals nicht gefragt. Ebenso wenig wie ich mich danach erkundigt hatte, wer sie, Lahen, im Gebrauch der Gabe unterwiesen hatte und aus welcher Gegend sie eigentlich stammte. Es gab Themen in unserem Leben, die wir lieber nicht zur Sprache brachten.
    Damals hatte uns die kleine, aber recht bequeme Kammer gute Dienste geleistet. Vor allem, weil niemand von ihr wusste. Außerdem konnte sie nur jemand aufsuchen, der über die Gabe verfügte. Einen sichereren Platz gab es also nur unterm Rock der Mutter aller Schreitenden, wenn man mir den lästerlichen Vergleich gestattet.
    Dieser Raum hingegen schien riesig. Sechs Yard vom Eingang entfernt, führten zehn Stufen nach unten zu einem mindestens zehntausend Quadratyard großen Saal mit einer hohen Gewölbedecke, gewaltigen Strebepfeilern und etlichen Reihen massiver, sechseckiger Säulen entlang der Wände. Alles war in grauem Stein gehalten, jeder Schmuck fehlte.
    »Ich versteh das wirklich nicht!«, sagte ich. »Wie kann der Turmhelm von draußen so klein aussehen und im Innern so riesig sein?! Wie passt dieser Saal in den hinein?!«
    »Es ist ein Spiel mit dem Raum … mit der Welt«, antwortete Lahen, die sich von der Betrachtung des Raumes losriss. Sie war nicht weniger aufgewühlt als ich. »Etwas kann kleiner erscheinen, als es eigentlich ist. In der Vergangenheit waren die Magier wirklich zu großen Dingen fähig.«
    »Und die Schreitenden?«
    »Die heutigen bringen dergleichen nicht zustande.«
    »Wie steht es mit den Verdammten?«
    »Auch ihre Kräfte und ihr Wissen reichen dafür nicht aus. Solche Dinge vollbrachten nur die

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