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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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geradezu ins Meer und drohten, Menschen oder zumindest ihre Schuhe mit sich fortzuspülen. Es roch nach feuchter Erde, nassem Stroh, Pferdeäpfeln, Meer, Regen, Teer, Fisch, saurem Shaf und weiß das Reich der Tiefe nach sonst was. Der Gestank verschlug uns den Atem.
    »Wir haben also noch fünf Tage«, brummte Lahen unter ihrer Kapuze.
    Sie hatte sich fest bei mir untergehakt, da sie immer wieder auf dem regennassen Boden ausrutschte.
    »Vier«, widersprach ich, während ich penibel darauf achtete, nicht zu stolpern. »Den heutigen kannst du vergessen. Wenn wir es in der Zeit nicht schaffen, werden uns Dash und sein mürrischer Kumpan nur noch von Deck aus zuwinken.«
    »Aber wenn wir die Sache überstürzen, kann sie schiefgehen.«
    »Und wenn wir sie auf die lange Bank schieben, kriegen wir es mit den Nabatorern, Sdissern und den Nekromanten zu tun. Vergiss auch diese Verdammte nicht. Die wird nicht ohne Weiteres aufgeben.«
    »Wenn es Typhus ist, sicher nicht.«
    »Ich glaube kaum, dass Pork so verrückt geworden ist, Jagd auf dich und Shen zu machen.«
    »Shen ist womöglich längst tot.«
    »Unser Herr Medikus ist ein gewitzter Bursche, deshalb kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass er bereits in den Glücklichen Gärten wandelt.«
    Als Lahen mit einem großen Schritt über eine Pfütze setzte, wäre sie beinahe hingefallen. Leise fluchend zog sie die Nase hoch. »Wir sind also zwischen zwei Feuer geraten, ja?«
    »Keine Sorge, mein Augenstern. Wir haben unseren Kopf schon aus ganz anderen Schlingen gezogen«, tröstete ich sie. »Wir schaffen es auch diesmal. Yokh ist schließlich nicht unsterblich. Den erledigen wir schon.«
    »Trotzdem möchte ich dich noch einmal bitten, nichts übers Knie zu brechen. Lass uns in Ruhe über alles nachdenken.«
    »Dafür müssten wir wenigstens so etwas Ähnliches wie einen Plan haben. Und um den zu entwickeln, müssen wir noch einiges wissen.«
    »Wir wollten ja eh zu Moltz.«
    »Eben«, sagte ich und gab ihr einen Kuss.
    »Da platzt doch die Kröte!«, knurrte Luk und setzte sich trotz des Regens auf eine nasse Bank in der Nähe des Turms der Schreitenden.
    Weit und breit war niemand außer ihnen zu sehen. Ga-nor stand mit finsterer Miene neben ihm und starrte voller Hass auf das majestätische Gebäude. »Steh auf. Du solltest einen heißen Shaf trinken, mein Freund. Sonst erkältest du dich noch.«
    »Welch Fürsorge! Nur kommt die leider zu spät!«, giftete Luk, während ein Regentropfen von seiner Stupsnase fiel. »Immerhin hast du uns das alles eingebrockt!«
    Ga-nor verkniff sich jede Antwort.
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?!«, fuhr Luk fort. »Ich hatte diesen Nichtsnutz fast überredet! Er war kurz davor, uns reinzulassen! Und dann mischst du dich ein. Dabei habe ich dir doch gesagt, du sollst dich ruhig verhalten und mich alles regeln lassen.«
    »Du hast das Ganze schon eine Woche lang ohne jedes Ergebnis
geregelt
«, schnauzte ihn Ga-nor an. »Mir hängt es zum Hals raus, in dieser verfluchten Stadt zu hocken und die Visagen ihrer dämlichen Bewohner sehen zu müssen. Die glotzen mich alle an, als sei ich ein wildes Tier!«
    »Aber genau das bist du! Wie willst du denn sonst erklären, dass du den Sekretär fast erwürgt hättest?! Du hast ja wohl nicht wirklich geglaubt, nach diesem Angriff würde der uns noch zu den Schreitenden vorlassen?!«
    »Bei der hochnäsigen Fratze konnte ich mich eben einfach nicht beherrschen.«
    »Stimmt schon, ich hätte ihn am liebsten auch verbläut«, murmelte Luk, nur um gleich darauf seinen Gefährten wieder anzufahren: »Aber du siehst ja selbst, was das gebracht hat. Die haben uns achtkantig rausgeworfen! Meloth sei gepriesen, dass wir nicht gleich auf der Stelle verbrannt wurden. Jetzt komm ich nie mehr in den Turm.«
    Schweigend presste Ga-nor das Wasser aus seinem Schnurrbart. Er wollte nicht über die Schreitenden reden. Luk klagte und jammerte jedoch weiter. Irgendwann bemerkte Ga-nor einen Reiter, der durch die Straße auf sie zukam. »Sieh mal«, forderte er Luk auf.
    »Beim Reich der Tiefe, das ist ja Giss!«, rief der erstaunt.
    Der Bote zügelte sein Pferd und lächelte die beiden strahlend an.
    Das Wiedersehen mit Giss hielt noch eine weitere Überraschung für Ga-nor und Luk bereit: Der Bote, mit dem sie in der Dabber Glatze gemeinsam zu Abend gegessen hatten, entpuppte sich als Magister des Purpurnen Ordens. Im ersten Moment hatte Luk ihn deswegen sogar gefürchtet, sich dann im Laufe des

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