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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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wissen.
    »Meiner Ansicht nach müsstest du jetzt eigentlich vor Freude in die Luft springen, dass ich dir nicht fünfhundert Soren abknöpfe.«
    »Fünfhundert?!«
    »Ich schätze meine Kunst sehr hoch ein«, erklärte er mir in spöttischem Ton. »Also geh davon aus, dass heute dein Glückstag ist. Mir ist danach, den Wohltäter zu mimen.«
    »Trotzdem würde ich gern wissen, was dich zu dieser Güte veranlasst.«
    Er schnaubte und ging zum Ufer zurück. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    »Diese Angelegenheit hat meine Neugier geweckt«, erklärte der Dieb. »Das ist alles. Außerdem fordert es meine Fähigkeiten heraus. Und erinnert mich an alte Zeiten. Du ahnst ja nicht, wie langweilig das Leben mitunter sein kann.« Er verstummte kurz, um dann hinzuzufügen: »Vor allem, wenn du sehr, sehr lange lebst.«
    Also, wenn ein Mensch kein Geld nötig hat und sich in seinem Leben bereits langweilt, obwohl er noch jung an Jahren ist, dann war das sein Problem. Ich würde jedenfalls nicht darauf bestehen, dass er den Preis anhob.
    »Also gut, fünf Soren. Soll mir recht sein. Und wenn es deiner Unterhaltung dient …«
    »Meiner Unterhaltung?« Der Dieb lachte auf. »Ja, vielleicht triffst du damit den Nagel sogar auf den Kopf.« Er atmete tief durch, bevor er fortfuhr: »Ich wittere in der Tat, dass dieses Spiel außerordentlich unterhaltsam werden wird.«
    »Wann soll ich dir deinen Vorschuss geben?«
    »Morgen. Bevor ich anfange. Aber keinen Vorschuss, sondern gleich die gesamte Summe.«
    »Abgemacht.«
    »Es gibt noch ein paar Bedingungen. Erstens: Ich kümmere mich ausschließlich um irgendwelche Schlösser. Mit den Leuten von Yokh müsst ihr fertigwerden. Wenn ich meine Arbeit mache, habe ich das Sagen. Du mischst dich da nicht ein. Ich verschaffe euch zwar Einlass ins Haus, komme selbst aber nicht mit hinein. Was ihr da tut, interessiert mich nicht. Zweitens: Ich habe das eine oder andere über deine Frau munkeln hören. Sei so gut und sorge dafür, dass sie keine Dummheiten macht. Drittens: Wir alle kommen unseren jeweiligen Verpflichtungen nach und trennen uns dann wieder. Sollte es heiß werden, muss jeder selbst sehen, wo er bleibt.«
    »Einverstanden.«
    »Ich erwarte euch morgen. Um die gleiche Zeit. Am Eingang zum Weinkeller.«
    Ich nickte und stahl mich in die Nacht davon.
    Um ins Hafenviertel zu gelangen, weckte Thia einen Bootsmann, der in seinem Kahn laut schnarchend seinen Rausch ausschlief und nach der unliebsamen Störung prompt Flüche auf Pork niederhageln ließ. Ungerührt bat Thia ihn durch Porks Mund, sie nach Alsgara zu bringen. Der Saufkopf lachte dem Tölpel ins Gesicht und erklärte ihn für verrückt – bis ihm Pork eine Goldmünze unter die Nase hielt. Das ernüchterte ihn schlagartig, sodass er beherzt nach dem Ruder griff.
    Der Fluss wurde nicht sonderlich gut bewacht, und die wenigen Soldaten achteten nicht auf das Boot. Nach knapp einer Stunde kamen die fahlen Lichter des Hafens in Sicht. Sobald das Boot an einem der hölzernen Piers anlegte, befahl Thia Pork, den Mann zu erdolchen und davonzueilen. Die Leiche blieb im Kahn zurück.
    Nun galt es, den blonden Bogenschützen zu finden, der sie zu dem Heiler führen konnte. Thia streifte aufs Geratewohl durch Alsgara, wagte sich jedoch weder in die Zweite noch in die Hohe Stadt, denn dort hätten die Schreitenden, Glimmenden oder Angehörigen des Purpurnen Ordens sie entdecken können. Doch auch in den anderen Vierteln ließ sie es nie an Vorsicht missen. Eine zweite Begegnung mit einem Dämonenbeschwörer würde vielleicht nicht so glücklich enden wie die erste.
    Sie begann mit ihrer Suche in den ärmsten Vierteln, die unmittelbar am Hafen lagen. Binnen einer Stunde hatte sie sich in ihnen verlaufen, denn das war nicht mehr das Alsgara von vor fünfhundert Jahren. Zahlreiche Straßen und Gassen gab es nicht mehr. Auf sich selbst und auf Pork schimpfend, weil sie ihrem Ziel keinen Zoll näher gekommen war, machte sich Thia daran, ein Quartier für die Nacht zu finden.
    Der nächste Tag verstrich ebenso erfolglos. Alles, was Thia wusste, war, dass der blonde Schütze in der Stadt weilte, aber wo genau, das konnte sie nicht sagen, dafür war Alsgara zu groß. Und dass sie ihre Gabe nicht einsetzen durfte, trieb sie fast in den Wahnsinn. Ohne sie brachte sie einfach nichts zuwege. Immer wieder war sie versucht, ihre Kraft anzurufen, widerstand jedoch jedes Mal, wobei sie sich stets in Erinnerung rief, dass ihr noch

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