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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Angst, es würde gleich etwas Unwiderrufliches geschehen, hielt sie den Atem an. Der Mann machte einen Schritt in ihre Richtung – und da kapitulierte Thia: Hals über Kopf stürzte sie in die Nacht davon.

Kapitel
21
    Am Ende suchten wir uns dann doch noch ein neues Quartier für die Nacht. Wir brauchten Lahens Kraft ganz für unser Vorhaben, da wollten wir den kläglichen Vorrat nicht opfern, um die geheime Tür des Skulptors zu öffnen. Deshalb siedelten wir trotz des Risikos in eine Schenke nahe der Zweiten Stadt über, die in der ruhigen und nicht allzu belebten Straße der Kastanienblüten lag. Wir erhielten ein gemütliches und sauberes Zimmer im zweiten Stock. Es bot eine prachtvolle Aussicht über den Hügel, den die Mauer der Zweiten Stadt säumte. Andere Gäste gab es kaum, denn die meisten Menschen bevorzugten billigere Quartiere, die an der äußeren Stadtmauer und am Meer lagen. Wir legten jedoch Wert auf gutes Essen, ungestörten Schlaf und eine zuverlässige Tür – und willigten folglich in den Preis ein.
    Mein Augenstern saß über den Plänen von Yokhs Haus, die uns Stumpf in seiner Liebenswürdigkeit zur Verfügung gestellt hatte. Keine Ahnung, wie Moltz an diese kostbaren Unterlagen herangekommen war (wahrscheinlich indem er jemandem die Kehle aufgeschlitzt hatte), aber uns kamen sie gerade recht. Am frühen Abend musste ich Lahen verlassen, um mich ein weiteres Mal mit Stumpf zu treffen, mit dem ich letzte Einzelheiten klären wollte.
    Um zu unserem Treffpunkt zu gelangen, nahm ich einen gewaltigen Umweg in Kauf. Ich zog es vor, eine Stunde eher aufzubrechen, dafür aber sicher zu sein, dass mich niemand verfolgte.
    Und ich tat gut daran. Als ich über den Gemüsemarkt schlenderte, bemerkte ich meinen Schatten. Der hochgewachsene, grauhaarige Mann verlor urplötzlich jedes Interesse an Gurken und Rüben – nicht aber an mir. Er hatte ein gutmütiges Gesicht, einen dichten buschigen Schnauzbart, spöttische blaue Augen und volle Brauen, die ihn noch friedfertiger aussehen ließen. Mit ausgesprochen sicherer Hand presste mir der Dreckskerl eine der kurzen Klingen aus Grohan gegen die Leber.
    »Einen wunderschönen Tag auch«, säuselte er.
    In der Tat: wunderschön! Der Bursche war ein wenig beleibt, doch schien ihn das in keiner Weise zu beeinträchtigen. Die Klinge führte er jedenfalls meisterlich. Jeder um uns herum musste den Eindruck haben, hier begegneten sich alte Freunde wieder – nur dass mir dieser Freund jederzeit ein paar Zoll soliden Stahls in den Leib rammen konnte. Ich sah ihn zum ersten Mal in meinem Leben. Seinem Akzent nach zu urteilen, stammte er aus dem Norden, vielleicht aus der Hauptstadt. Damit war Moltz aus dem Schneider.
    Nun schälte sich aus der bunten Menge ein abgebrochener Blondschopf mit Unmengen von Sommersprossen in der durchtriebenen Visage heraus. An ihm fiel mir sofort auf, dass er seine linke Hand fest zusammenballte und der Ärmel seines weit geschnittenen Hemdes etwas sperrte. Vermutlich trug er ein Wurfmesser. Auch er trat an mich heran und umarmte mich. »Noch liegt dein Schicksal in deiner Hand. Wo ist deine Frau?«
    »Warum sollte ich dir das sagen?«, fragte ich, während ich aufmerksam in die Menge spähte, um festzustellen, ob ich mit weiteren Häschern rechnen musste.
    »Weil du kaum eine andere Wahl hast«, sagte der Alte. »Wenn du nicht mit der Sprache herausrückst, steht dir eine lange Zeit des Leidens bevor. Glaub mir, mein Freund, davon verstehen wir etwas. Danach finden wir das Weibsbild auch ohne deine Hilfe. Und was wir dann mit ihr anstellen, dürfte sich für sie nicht allzu liebreizend gestalten. Zeigst du dich jedoch verständig, sterbt ihr beide zusammen. Schnell und ohne Schmerzen. Ihr werdet in die Glücklichen Gärten eingehen, ohne zu leiden, darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Mir mussten meine Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Worte ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Alte fügte prompt hinzu: »Wir legen Wert auf saubere Arbeit. Außerdem bereitet es uns kein Vergnügen, jemandem Schmerzen zuzufügen. Wir sind professionelle Mörder.«
    Das stimmte. Sie verhielten sich ruhig, machten keine abrupten Bewegungen, zeigten keinerlei Nervosität – und fürchteten mich nicht im Geringsten. Vor mir standen ohne Frage zwei Gijane, ein eingespieltes Pärchen und Meister ihres Fachs. Die sowohl mir als auch den meisten anderen, die irgendwann einmal für Moltz gearbeitet hatten, weit überlegen waren.
    Wenn ich mich jetzt stur

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