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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Messer, über die Schulter hatte er sich eine Leinentasche geworfen. Er drehte sich nicht einmal um, als ich auf ihn zuging, sondern starrte weiter auf den Horizont, als seien dort alle Schätze dieser Welt versteckt.
    Nach einer Weile hüstelte ich, um seine ach so kostbare Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
    »Du bist spät dran«, brummte er. Die Stimme klang unangenehm rau.
    »Machst du mir das zum Vorwurf?«
    »Nein. Aus achtbaren Gründen darf man durchaus zu spät kommen. Und du wolltest dich davon überzeugen, dass die Luft rein ist. Das ist ein achtbarer Grund.«
    Nun ließ er sich sogar dazu herab, sich umzudrehen.
    »Du bist ein aufmerksamer Bursche«, sagte ich.
    »Und du ein vorsichtiger und geduldiger. Nicht jeder hätte es eine geschlagene Stunde in diesem Dreck ausgehalten.«
    Ich hatte den Eindruck, er lächle.
    »Dann verstehen wir einander ja, denn allem Anschein nach war ich nicht der Einzige, der die Gegend ausgespäht hat.«
    »Du bist wohl nie um eine Antwort verlegen, Ness.«
    »Ich glaube nicht, dass dir Stumpf meinen Namen genannt hat.«
    »Stumpf? Ach, dieser rotgesichtige Mörder. Nein, der hat mir nur gesagt, es wolle mich jemand sehen.«
    »Dann gestatte mir die Frage, woher du meinen Namen kennst.«
    »Ich habe meine eigenen Möglichkeiten, in Erfahrung zu bringen, was ich wissen will, Grauer.«
    Ich zog das Beil, hielt aber mitten in der Bewegung inne – denn inzwischen zielte mein Gegenüber mit einer Miniaturarmbrust auf mich. Wenn mich nicht alles täuschte, steckten in diesem Wunderding gleich zwei Bolzen.
    »Lass das«, verlangte er. Seine Stimme klang zwar noch immer rau, aber der Ton war freundlicher geworden. »Deswegen bist du doch wohl nicht hergekommen, oder?«
    Ohne die Armbrust aus den Augen zu lassen, steckte ich das Beil wieder hinter den Gürtel.
    »Ganz ruhig. Mich interessiert nicht, wer dich sucht und wie viel Geld auf deinen Kopf ausgesetzt ist«, erklärte er, während er die Armbrust senkte und mir wieder den Rücken zukehrte.
    »Bist du so reich?«, fragte ich. Sein Gesicht hatte ich immer noch nicht gesehen, da die Kapuze es verschattet hatte.
    »Ich bin nicht so gierig, wie du vielleicht annimmst«, antwortete er lachend.
    »Aber unhöflich. Denn du hast dich immer noch nicht vorgestellt.«
    »Nenn mich Garrett«, sagte er nach langem Schweigen.
    »Ein seltsamer Name. Den habe ich nie zuvor gehört.«
    »Aber auch ihn gibt es.«
    »Du weißt, weshalb ich deine Hilfe brauche?«
    »Ja. Stumpf hat es ausgeplaudert.«
    »Und? Sind wir im Geschäft?«
    »Bei der Sache könnte Blut fließen, Gijan.«
    »Heißt das nein, Dieb?« Ich schnaubte verärgert, weil ich offenbar meine Zeit vergeudet hatte, indem ich hergekommen war.
    »Durchaus nicht.« Er drehte sich wieder zu mir um und streifte die Kapuze nach hinten. Nun konnte ich ihn endlich nach allen Regeln der Kunst in Augenschein nehmen.
    Er mochte vielleicht fünf Jahre älter sein als ich. In seinem hageren, braungebrannten Gesicht traten die Wangenknochen scharf hervor. Er hatte eine hohe Stirn und eine gerade, etwas knochige Nase, dichte Brauen und einen Dreitagebart. Zu meiner Verblüffung zeigten die kurzen schwarzen Haare weiße Schläfen. Offenbar hatte der Bursche in seinem Leben schon einiges durchgemacht. Wenn seine Augen nicht gewesen wären, hätte ich ihn für einen mürrischen und gefährlichen Zeitgenossen gehalten – nur blickte er dafür viel zu munter und spöttisch drein. Der Dieb schien sich bestens zu amüsieren, auch wenn ich keinen Grund dafür sah.
    »Durchaus nicht«, wiederholte er. »Im Gegenteil, das Ganze verspricht etwas Abwechslung.«
    »Ich fürchte, es verspricht in erster Linie Gefahr«, entgegnete ich kalt.
    »Manchmal gehen Gefahr und Abwechslung Hand in Hand. Wann willst du Yokh ins Dunkel schicken?«
    »Morgen Nacht.«
    »Das passt mir.«
    »Ich hoffe, du kannst uns helfen.«
    »Was Schlösser angeht, da könnt ihr auf mich zählen.«
    »Wie viel?«, fragte ich, da ich dieses Gespräch so schnell wie möglich zum Abschluss bringen wollte.
    Er dachte kurz nach. »Wie gesagt, ich bin nicht gierig«, antwortete er schließlich vergnügt. »Fünf Soren.«
    Es verschlug mir die Sprache. Das Schicksal musste mich mit einem Irren zusammengeführt haben. Lahen und ich hatten angenommen, das Gefeilsche ginge bei dreihundert Soren los. Und selbst diese Summe wären wir zu zahlen bereit gewesen. Aber fünf lächerliche Soren …!
    »Wo ist der Haken an der Sache?«, wollte ich

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