Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
wieder ins Dunkel, bereit, sein Leben zu verteidigen. Doch niemand griff ihn an. Was auch immer der Bogenschützin widerfahren sein mochte, sie war nicht mehr hier.
    Auf dem Pfad entdeckte Ga-nor immerhin noch das Schwert Da-turs. Er nahm es auf und lief schnellen Schrittes zum Pass, wobei er sich aber dennoch häufig umsah. Nach wie vor hegte der Irbissohn die Hoffnung, die Burg zu erreichen und den Kommandanten zu warnen. Vielleicht war es ja trotz allem noch nicht zu spät.
    Vor dem Krieg der Nekromanten hatte das Imperium bis nach Nabator gereicht, also nicht schon an den Buchsbaumbergen geendet. Das ganze Gebiet, das heute als Grenzland bezeichnet wurde, gehörte einst zum Imperium. In den Tälern lagen damals Städte und Dörfer, der Handel blühte. Doch dann tauchten die Verdammten auf, und dieser Teil des Landes verödete völlig. Bald ging ihm ein düsterer Ruf voraus. Nur die Bergstämme nahmen das Leben in diesen kalten, unwirtlichen Tälern noch auf sich.
    Die Menschen waren fortgegangen, die Städte jedoch hatten dem Untergang getrotzt. Verlassen fristeten sie nun ihr Dasein. Das galt für Gerka ebenso wie für die acht Zitadellen, die noch der Skulptor erschaffen hatte. Einzig die neunte Zitadelle, Warnfeste genannt, nutzte die Armee des Imperiums bis auf den heutigen Tag. Die alten Bücher wussten zu berichten, dass der Skulptor diese Zitadellen zur gleichen Zeit geschaffen hatte wie die legendäre Burg der Sechs Türme. Damit prägten diese über sechzig Yard aufragenden Bauten aus schwarzem Stein diesen Landstrich nun schon seit mehr als tausend Jahren.
    Kaum einer würde jedoch auf den ersten Blick vermuten, dass die Warnfeste bereits zahllose Kriege überstanden hatte. Wie am ersten Tag sah sie noch aus, wirkte zart und wunderschön, als wäre der Skulptor kein Mensch, sondern ein Ye-arre gewesen, einer jener Himmelssöhne, die für ihre unübertroffenen Handwerkserzeugnisse berühmt waren. Verschiedentlich wurde gar behauptet, der sagenumwobene Meister habe die architektonischen Wunder aus der Bergluft selbst geschaffen. Indem er sie in Stein verwandelt habe.
    Ferner hieß es, vor dem Krieg der Nekromanten hätten sich die Soldaten in der Warnfeste mühelos und ohne Boten mit ihren Gefährten in den anderen acht Zitadellen verständigen können. Vielleicht stimmte das ja sogar, auch wenn es heute wie ein Märchen anmutete. Es gab auch Gerüchte, tief in diesen Zitadellen vermauert schlummerten Wegblüten. Mithilfe dieser Portale hatten sich die Soldaten im Nu von jeder beliebigen Feste aus in eine andere bringen können, sofern dort Not am Mann war. Doch auch diese Geschichten gehörten längst ins Reich der Legenden, da die Schreitenden die Wegblüten heute nicht mehr einzusetzen vermochten.
    Ga-nor erreichte die Warnfeste gegen Mittag. Schon aus der Ferne bemerkte er, dass Aasgeier über ihr kreisten. Der Irbissohn blieb stehen und kniff die Augen zusammen. Eine solche Ansammlung dieser Vögel verhieß nichts Gutes.
    Was er dann vorfand, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Vor der Feste war ein Galgen errichtet worden, an dem drei Tote baumelten, die Uniformen der Soldaten des Imperiums trugen. Weitere Leichen lagen vor der Mauer, nicht einmal eines Begräbnisses für würdig befunden. Obwohl sich die Aasgeier bereits ausgiebig am frischen Fleisch gelabt hatten, spann sich gerade unter ekelhaftem Geschrei eine Balgerei um ein besonders verlockendes Stück an.
    Die Feste hatten neue Herren bezogen.
    Nabatorer.
    Ga-nor duckte sich hinter einen Stein und behielt die Feinde im Auge. Das, was dort geschehen war, wollte ihm einfach nicht in den Kopf. Wie konnte eine Einheit des Feindes ungehindert über den Pass kommen und die Garnison niedermetzeln? Gut, Letzteres sollte ihn nicht allzu sehr verwundern. Früher hatten hier zweihundert ausgewählte Soldaten ihren Dienst versehen, heute taten das nur noch zwei Dutzend. Und selbst die nicht immer.
    Die langen Jahre des Friedens hatten alle in Sicherheit gewiegt. Einer trügerischen, wie sich nun zeigte.
    Die Wachtposten waren überrumpelt worden, ohne dass sie hätten Alarm schlagen können. Wie auch – wenn zwanzig Mann knapp hundert hervorragend ausgebildeten, schwarzhaarigen Kriegern gegenüberstanden?
    Inzwischen gebärdeten sich die Nabatorer bereits wie die Herren des Hauses und hatten sich im Turm eingerichtet. Mit einem Angriff seitens der Burg der Sechs Türme rechneten sie augenscheinlich nicht. Was hieß das nun schon

Weitere Kostenlose Bücher