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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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wieder?!
    Sobald Ga-nor jedoch auf der südlichen Straße Reiter ausmachte, ließ er alle Mutmaßungen fahren. Da rückten über fünfhundert Soldaten an! Ihnen folgte eine Einheit Pikeniere und Armbrustschützen. Eine ganze Armee zog da auf! Hoffte der König von Nabator etwa allen Ernstes, die Burg zu nehmen?!
    Im Laufe des Tages trafen immer mehr Soldaten ein, aber auch sechs Sdisser Nekromanten, zwei Dutzend Fische und etwa achthundert Untote. Zweihundert mit riesigen Bögen bewaffnete Kreaturen, in denen er Ascheseelen erkannte, flogen dicht über dem Erdboden dahin. Der ewige Feind des Imperiums, das Königreich Nabator, musste ein Bündnis mit Sdiss geschlossen und enorme Kräfte ausgehoben haben.
    Ga-nor fragte sich verzweifelt, was er tun sollte. Hierzubleiben wäre dumm, denn früher oder später würde er entdeckt werden. Sich in die Berge zu schlagen und abzuwarten, bis alles vorüber war, kam für einen Krieger aus dem Irbisklan nicht infrage. Sollte er trotz allem zur Burg zurückkehren? Das wäre angesichts der Überzahl der Gegner die törichtste aller Verhaltensweisen.
    Unschlüssig harrte er aus.
    Gegen Abend bedeckte es sich und frischte auf. Schwere, bleigraue Wolken warfen einen nahezu undurchdringlichen Vorhang über die gesamte Umgegend. Schließlich setzte ein Platzregen ein, der die Soldaten in die Feste trieb. Die Aasgeier erhoben sich mühevoll in die Luft. Hundert Untote marschierten, immer wieder im Schlamm stecken bleibend, unter dem Trommelschlag der Sergeanten und der Aufsicht von fünf Sdissern Nekromanten in die Zitadelle. Danach war die Straße leer.
    Ga-nor spielte bereits mit dem Gedanken, sich im Schutze des Unwetters wenigstens zur nächsten Stadt durchzuschlagen, um zu sehen, was dort im Schwange war, und dann zu entscheiden, wie weiter.
    In diesem Augenblick verließen jedoch zwei Gestalten die Feste. In Umhänge gehüllt und mit geschulterten Spaten kamen sie in Ga-nors Richtung gestiefelt. Dieser setzte alles daran, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – was allerdings kaum besonderen Geschicks bedurfte: Wenn du bis zu den Ohren im Schlamm liegst, gleitet jeder Blick über dich hinweg.
    Etwa zehn Schritt vor dem Irbissohn fingen die beiden Männer an, eine Grube auszuheben.
    »Dieser verfluchte Sergeant! Der sitzt mit seinem Arsch ja schön im Trockenen!«
    »Stimmt, mit uns kann er’s machen«, brummte auch der zweite Mann. »Am liebsten würde ich ihm den Hals umdrehen!«
    »Der Schweinekerl überlebt uns am Ende doch alle!«, knurrte der erste. »Echt! Als ob ich Soldat geworden bin, um bei diesem Sauregen ein Grab auszuheben!«
    Wütend rammte er den Spaten in den Boden, kam fluchend zu der Stelle, an der sich Ga-nor versteckt hielt, und löste die Bänder seiner Hose. Kaum begriff der Irbissohn, dass er gleich nicht nur dem Regen, sondern einem noch weit unangenehmeren Strahl ausgesetzt sein würde, richtete er sich zu voller Größe auf.
    Der Nabatorer musste ihn für einen Dämon halten, der sich aus der Erde erhoben hatte. In seiner Furcht pisste er los, obwohl er die Hose noch nicht vollends geöffnet hatte. Ga-nor erledigte ihn kurzerhand mit dem Schwert, sprang über den in den Schlamm fallenden Körper und stürzte sich auf den zweiten Mann.
    Nach einem raschen Blick Richtung Feste packte er die erste Leiche bei den Beinen und zog sie hinter ein paar Felsbrocken. Anschließend versteckte er den zweiten Toten. Jetzt zählte jede Minute. Mit Sicherheit würde bald jemand in den Regen herauskommen, um nachzusehen, wie die Arbeit der beiden Totengräber voranschritt. Und da sollte er, Ga-nor, möglichst weit weg sein.
    Den zweiten Nabatorer hatte er wohlweislich mit einem Schlag des Schwertgriffs gegen die Schläfe getötet, denn es wäre unklug gewesen, die Kleidung über und über mit Blut zu besudeln. Ga-nor zog sich schnell um und verbarg das Gesicht unter der Kapuze des Umhangs. Den Kilt und das Klanstuch rollte er zusammen und steckte es sich unter die Kleidung.
    An der Warnfeste gab es einen Unterstand für rund vier Dutzend Pferde. Drei waren gesattelt, und eines von ihnen führte Ga-nor nun am Zügel auf die Straße.
    Das hässliche Wetter hatte die Nabatorer Patrouillen vertrieben, sodass niemand den einsamen Reiter aufhielt. Binnen einer Stunde erreichte Ga-nor die Stadt in der Nähe der Burg der Sechs Türme und stieß einen erstaunten Aufschrei aus. Er hatte erwartet, auf niedergebrannte Häuser und eine feindliche Armee zu treffen. Doch die Stadt

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