Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
weiteren, kraftvollen Schlägen zu. Nichts anderes hatte sie seiner Ansicht nach verdient.
    Erst danach eilte er zur Hütte und trommelte an die Tür. »Luk! Komm raus!«
    Etwas polterte, dann trat Luk mit besorgtem Blick aus der Hütte. »Da platzt doch die Kröte! Ich hab schon gedacht, diese …«
    »
Diese
habe ich erledigt.«
    »Du bist voller Blut.«
    »Das habe ich den Brombeersträuchern zu verdanken.«
    »War dieses Aas allein?«
    »Ja. Und jetzt lass uns von hier verschwinden!«
    »Ich will mir das Vieh erst mal ansehen.«
    »Wozu?«
    »Ich habe noch nie eine leibhaftige Ascheseele gesehen.«
    »Die ist aber nicht mehr in einem Stück.«
    »Mir doch egal.«
    Daraufhin deutete Ga-nor in die Richtung, in der die Leiche lag, betrat die Hütte und stopfte schnell seine Sachen in den Beutel. Als er fertig war, ging er zu Luk, der die Ascheseele umrundete, und musterte das tote Wesen ebenfalls, fand den Anblick jedoch eher unspektakulär.
    »Dieses Miststück hat einige von unseren Männern auf dem Gewissen«, sagte Luk und wies auf die drei Skalps, die vom Köcher herabhingen.
    »Wofür es ja nun seine gerechte Strafe erhalten hat«, erwiderte Ga-nor.
    Luk zog der Ascheseele die zerknickte rot-violette Feder aus den Haaren, an der wie durch ein Wunder kein Blut haftete. »Die nehm ich mit. Zur Erinnerung. Kennst du eigentlich die Legende, wie die Ascheseelen in diese Welt kamen?«
    »Nein.« Ga-nor versuchte gerade den Bogen zu spannen, doch das hätte er sich sparen können, denn dafür bedurfte es eines echten Kraftbolzens. Bedauernd warf er den Bogen, den er bereits als Trophäe betrachtet hatte, zu Boden.
    »In längst vergangenen Zeiten glich das Volk der Ascheseelen dem der Ye-arre. Damals lebten sie gemeinsam im Süden, hinter der Großen Wüste. Die Ye-arre sind erst später in den Norden gezogen. Jedenfalls behauptet ihre Legende, also die der Ye-arre, dass der Stamm der Ascheseelen früher noch anders hieß. Irgendwann hätten sie jedoch ein Gebot ihres Gottes verletzt. Der habe sie daraufhin bestraft, indem er ihnen die Flügel genommen, sie des Himmels verwiesen und ihre Seelen verbrannt habe. Nach dem Tod haben diese Kreaturen heute nichts mehr zu erwarten, denn für sie besteht nicht die geringste Aussicht, in die Glücklichen Gärten einzugehen. Oder auch ins Reich der Tiefe. Sie fallen bloß Leere und Vergessenheit anheim.«
    »Sie können aber auch ohne Flügel ganz gut fliegen«, bemerkte Ga-nor. »Und jetzt, du Plaudertasche, pack deine Sachen, wir müssen von hier verschwinden.«
    »Und wohin gehen wir?«
    »Erst mal nach Hundsgras, genau wie du es vorgeschlagen hast. Dort sehen wir dann weiter.«
    Luk erwiderte kein Wort, strich über die Feder und steckte sie sich in die Innentasche seiner Jacke.

Kapitel
6
    Die Nabatorer erreichten das Dorf am frühen Morgen.
    Zunächst erschienen auf der Straße, die zur Burg der Sechs Türme führte, Reiter. Sechzig Menschen preschten heran und belegten die Schenke mit Beschlag, die sich im Nu in eine Art Hauptquartier verwandelte. Die vier Gäste wurden kurzerhand davongejagt. Im Übrigen hielten die es für geraten, keinen Widerstand zu leisten. Der Wirt, vor Angst kreidebleich, stopfte die Goldmünzen in seine Taschen und versicherte stotternd, wie glücklich er sich schätze, die teuren Gäste willkommen zu heißen. Die überzähligen Soldaten quartierten sich in den Nachbarhäusern ein. Die Dorfbewohner selbst begegneten den Eindringlingen recht freundlich, schließlich mordeten, raubten und vergewaltigten diese nicht. Offenbar beabsichtigten sie, eine Weile zu bleiben – und da wäre es höchst unklug zu stehlen, was ihnen ohnehin bereitwillig überlassen wurde.
    Gegen Mittag tauchte dann eine Einheit Fußsoldaten auf. Achtzig Mann, vielleicht auch hundert, so genau zählten die Dorfbewohner sie nicht. Diese Männer verhielten sich ebenfalls tadellos, leisteten den Befehlen des Hauptmanns der Reiterei Folge und verteilten sich auf die Höfe. Die Hälfte der Soldaten machte sich, mit Beilen bewaffnet, umgehend daran, Bäume zu fällen, denn der Hauptmann wollte entlang der Straße Kasernen errichten lassen.
    Als ihnen Holzfäller zur Hilfe abgestellt werden sollten, gaben diese sich stolz und dumm, weigerten sich, für Fremde zu arbeiten, und ließen stattdessen die Beile sprechen. Prompt ordnete der Hauptmann an, die drei Anstifter des Aufstands aufzuhängen und zwei weitere zur Abschreckung im Fluss zu ertränken. Diese Maßnahmen brachten die

Weitere Kostenlose Bücher