Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
für sie krumm machen. Der Heiler und die Frau konnten noch nicht weit sein. Wenn nötig, würde sie das ganze Imperium auf den Kopf stellen. Sie würde die beiden finden und gefesselt und verschnürt zu Talki bringen. Diese beiden. Aber nicht den Bogenschützen. Der gehörte ihr.

Kapitel
12
    Entgegen allen Befürchtungen bereiteten uns unsere neuen Gefährten keine Schwierigkeiten. Sie verhielten sich so friedlich, als wollten sie sämtliche Diener Meloths in den Schatten stellen. Gut, der Irbissohn verkraftete die Trennung von seiner geliebten Klinge nur schwer, aber sei’s drum!
    Denn es wäre Wahnsinn gewesen, dem Rotschopf seine Waffe zu lassen. Schließlich wusste ich bestens, wie sich dieses Volk aus dem Norden auf den Umgang mit Stichwaffen verstand. Bevor du auch nur ein Wort herausbringen kannst, haben sie dir schon den Kopf abgesäbelt. Im Übrigen blieb dieser flinke Kerl, der sich so geschickt im Wald bewegte, sogar ohne Waffe gefährlich.
    Schon allein seine Figur und sein Gang wiesen ihn als erfahrenen Soldaten aus. Sollte er aufmucken, würden wir ihn kaum leichter bezähmen können als einen toll gewordenen Schneeirbis. Deshalb zerbrach ich mir auch nach wie vor den Kopf darüber, was wir mit ihm anstellen sollten, wenn wir unser Nachtlager aufschlügen. Wollte ich wenigstens ein Auge zumachen, musste ich ihn wahrscheinlich fesseln. Ein Nordländer konnte so ruhig und friedlich erscheinen, wie er wollte, irgendwann hakt bei ihm im Kopf was aus. Und dann: ade Ruhe und Frieden. Dann hältst du ihn nur noch mit einer Armbrust auf – und auch das nicht gleich beim ersten Schuss.
    Freund Luk war da ganz anders gestrickt: Um den brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Zunächst hatte er keinen Ton von sich gegeben, sobald er jedoch begriff, dass ihm niemand ans Leder wollte, plapperte er ohne Punkt und Komma los – und fand in Lahen eine dankbare Zuhörerin.
    Mein Augenstern vernahm mit Interesse seine Geschichten über die Streifzüge durch den Wald und darüber, wie die Burg der Sechs Türme gefallen war. Als er auf die Verdammte zu sprechen kam, spitzte auch ich die Ohren. Wenn der Kerl wirklich log, dann gekonnt. Der Beschreibung nach glich aber Scharlach nicht der Frau, die wir im Dorf kaltgemacht hatten. Lahen fing meinen Blick auf und flüsterte tonlos: »Typhus.«
    Mit ihr hatten wir es also zu tun bekommen. Mit Sorithas Mörderin. Von ihrer eigenen Schülerin war die legendäre Mutter der Schreitenden damals, während des Dunklen Aufstands, getötet worden. Wenn die Verdammte in Hundsgras wirklich Typhus gewesen war, dann hatte sie für all ihre niederträchtigen Taten mit einem nicht gerade angenehmen Tod bezahlt. Verdient hatte sie es.
    Shen lief als Letzter mit finsterer Miene hinterdrein und achtete nicht weiter auf Luks Geplapper. Unserem Medikus passte es überhaupt nicht, dass ich die beiden in unsere Gruppe aufgenommen hatte. Mir war seine Meinung jedoch ebenso schnurz wie seine Unzufriedenheit.
    Zwischen den Bäumen brach bereits das Licht durch. Wir bräuchten nur noch einen kleinen, mit Tannenwald bestandenen Hügel hinter uns zu bringen, dann hätten wir die Straße erreicht.
    »Da platzt doch die Kröte!«, frohlockte Luk. »Endlich!«
    Diese Kröte rief der Kerl bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit an.
    »Freu dich nicht zu früh!«, zügelte Ga-nor ihn. »Bis Alsgara ist es immer noch ein gewaltiger Marsch!«
    »Der aber wenigstens über eine Straße führt, nicht mehr durch Wald!«
    »Genau das meine ich! Was, wenn uns da plötzlich ein paar Reiter einkassieren?!«
    »Völlig richtig!«, sagte Shen, der unsere kurze Rast nutzte, um einige kleine Steine aus seinem Stiefel zu schütteln. »Zum Beispiel eine Nabatorer Patrouille. Die würde uns mit Sicherheit gern zum nächsten Friedhof eskortieren.«
    »Ich glaube nicht, dass wir hier mit Nabatorern zu rechnen haben«, widersprach Lahen. »Die haben ihr Augenmerk noch nicht auf Alsgara gerichtet.«
    »Warum eigentlich nicht?«, fragte ich. »Schließlich ist es die erste große Stadt in der Nähe ihrer Länder.«
    »Keine Ahnung. Fest steht aber, dass sie keine Anstalten machen, Alsgara einzunehmen. Also haben wir auf der Straße nichts zu befürchten. Pferde werden wir wohl aber keine auftreiben. Zumindest nicht, bis wir die Dabber Glatze erreicht haben.«
    »Wie weit ist es bis dahin noch?« Ga-nor rückte mir dicht auf die Pelle, doch da er unbewaffnet war, nahm ich es gelassen. »Wie viele Tage wird das

Weitere Kostenlose Bücher