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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Geisterstadt werden, aber vorläufig ist es noch eine lebendige Kleinstadt voller Saloons, Bordelle und Falschspieler. Dort gibt es sogar ein paar gute Menschen, so unglaublich das klingen mag. Einer davon ist Hugh Peavy, der Hohe Sheriff. Bei ihm meldet ihr euch. Weist eure Revolver und das Sigul vor, das ich dir mitgeben werde. Hast du bisher alles verstanden?«
    »Ja, Vater«, sagte ich. »Aber was gibt es in einer Viehtreiberstadt schon groß, was die Aufmerksamkeit von Revolvermännern wert wäre?« Ich lächelte schwach, was ich seit dem Tod meiner Mutter nur selten getan hatte. »Selbst von unerfahrenen Revolvermännern wie uns?«
    »Ich habe Berichte erhalten …« Er hob einige Blätter hoch und wedelte mit ihnen in meine Richtung. »… dass dort ein Fellmann sein Unwesen treibt. Ich hege zwar meine Zweifel, aber andererseits ist es unbestreitbar, dass die Leute verängstigt sind.«
    »Ich weiß nicht, was das ist«, sagte ich.
    »Irgendeine Art Gestaltwandler, wie es in irgendwelchen alten Geschichten heißt. Du gehst von hier aus zu Vannay.«
    »Wird gemacht.«
    »Erledige deinen Auftrag, finde diesen Verrückten, der Tierfelle trägt – mehr steckt vermutlich nicht dahinter –, aber lass dir dabei nicht allzu viel Zeit. Andere Dinge, die weit wichtiger sind, sind ins Wanken geraten. Ich möchte dich hier zurückhaben – dich und alle deine Ka -Gefährten –, bevor diese Dinge ganz zum Einsturz kommen.«
    Zwei Tage später führten Jamie und ich unsere Pferde in den Viehwaggon eines aus zwei Wagen bestehenden Sonderzugs, der für uns bereitgestellt worden war. Einst hatte die Western Line tausend oder noch mehr Räder weit bis in die Mohainewüste geführt, aber in den wenigen Jahren vor Gileads Untergang führte sie nur noch bis nach Debaria, nicht weiter. Jenseits davon waren viele Teilstrecken durch Unterspülungen oder Erdrutsche unpassierbar geworden. Andere waren von Verwüstern und umherziehenden Räuberbanden, die sich Landpiraten nannten, abgebaut worden, denn dieser Teil der Welt war in blutige Anarchie versunken. Jene westlichen Gebiete, die wir Außerwelt nannten, dienten John Farsons Zwecken sehr gut. Schließlich war er selbst nur ein Landpirat. Einer, der nach Höherem strebte.
    Der Zug war kaum mehr als ein dampfgetriebenes Spielzeug; die Bürger von Gilead nannten ihn Klein-Puffpuff und lachten, wenn sie ihn über die Brücke westlich des Schlosses zockeln sahen. Im Sattel wären wir schneller vorangekommen, aber der Eisenbahntransport schonte unsere Pferde. Und die staubigen Samtsessel unseres Wagens ließen sich zu Betten ausziehen, was uns sehr zupasskam. Das heißt, bis wir in ihnen zu schlafen versuchten. Als der Zug einmal sehr stark schlingerte, fiel Jamie aus seinem Bett auf den Fußboden. Cuthbert hätte gelacht, und Alain hätte geflucht, aber Jamie Rothand rappelte sich einfach nur wortlos auf, kroch wieder unter die Decke und schnarchte weiter.
    Am ersten Tag redeten wir nicht viel, sahen stattdessen nur durch die welligen Butzenscheiben nach draußen und beobachteten, wie Gileads grünes, waldiges Land allmählich in graugrünes Buschland mit einigen kümmerlichen Ranches und Hirtenhütten überging. Unterwegs gab es auch ein paar Kleinstädte, deren Bewohner – viele davon Muties – uns anglotzten, als Klein-Puffpuff langsam an ihnen vorbeirumpelte. Einige wenige deuteten auf ihre Stirnmitte, als säße dort ein unsichtbares drittes Auge. So gaben sie sich als Anhänger des Guten Mannes Farson zu erkennen. In Gilead wären solche Leute wegen Treulosigkeit eingesperrt worden, aber Gilead lag jetzt weit hinter uns. Mich betrübte, wie schnell die einst für selbstverständlich gehaltene Untertanentreue dieser Menschen erodiert war.
    Außerhalb von Beesford am Arten, wo noch Verwandte meiner Mutter lebten, warf ein dicker Mann einen Stein gegen den Zug. Er traf die geschlossene Schiebetür des Viehwaggons, und ich hörte unsere Pferde aufwiehern. Der Dicke sah, dass wir ihn beobachteten. Er grinste, griff sich zwischen die Beine und watschelte davon.
    »Jemand, der in einem armen Land immer einen vollen Topf hat«, bemerkte Jamie beim Anblick des Dicken, dessen Hintern den Hosenboden seines geflickten alten Beinkleids spannte.
    Erst am folgenden Morgen, als der Diener uns ein kaltes Frühstück aus Haferbrei und Milch serviert hatte, sprach Jamie wieder. »Du solltest mir sagen, worum es geht, finde ich.«
    »Erklärst du mir erst was? Das heißt, wenn du’s

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