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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dafür empfänglich sind. Verschließt eure Ohren gegen ihre Versprechungen und eure Augen vor ihren Tittchen. Reitet einfach nach Debaria weiter. Das dauert keine Stunde. Wir brauchen ’nen Arbeitstrupp, der das versiffte Miststück wieder auf die Räder stellt. Das Gleis ist in Ordnung. Nur mit dem verdammten Alkalistaub zugeweht, das ist alles. Wahrscheinlich könnt ihr keine Männer dafür bezahlen, dass sie hier rauskommen, aber wenn ihr schreiben könnt – und das könnt ihr wohl, wo ihr doch Waffen tragt –, könnt ihr denen ’nen Verschuldungsschein ausstellen oder wie das Ding heißt.«
    »Wir haben Zaster«, sagte ich. »Genug, einen ganzen Trupp Arbeiter damit anzuwerben.«
    Der Lokführer machte große Augen. Vermutlich wären sie noch größer geworden, wenn ich ihm erzählt hätte, dass mein Vater mir zwanzig Goldstücke mitgegeben hatte, die ich in einer in mein Wams eingenähten speziellen Tasche trug.
    »Und denkt an Ochsen. Die brauchen wir nämlich, wenn sie welche haben. Falls nicht, tun’s auch Pferde.«
    »Wir fragen im Mietstall nach, was sie haben«, sagte ich und schwang mich auf mein Pferd. Jamie band seinen Bogen an der Sattelseite fest, dann ging er auf die andere hinüber, wo er seine Armbrust in das Lederfutteral steckte, das sein Vater eigens dafür angefertigt hatte.
    »Lass uns nicht hier sitzen, junger Sai«, sagte der Lokführer. »Wir haben keine Pferde, keine Waffen.«
    »Wir werden euch nicht vergessen«, sagte ich. »Bleibt einfach im Zug. Wenn wir heute keinen Arbeitstrupp mehr zusammentrommeln können, schicken wir einen Bucka, der euch in die Stadt bringt.«
    »Danke-sai. Und haltet euch von den Frauen fern! Die … fressn … die Männers! «
    Es war ein heißer Tag. Wir ließen die Pferde erst einmal galoppieren, weil sie laufen wollten, nachdem sie so lange eingesperrt gewesen waren. Anschließend gingen wir in Schritt über.
    »Vannay«, sagte Jamie.
    »Wie bitte?«
    »Bevor der Zug entgleist ist, hast du gesagt, dass dein Vater nicht glaubt, dass es einen Fellmann gibt – aber Vannay schon.«
    »Er hat gesagt, nach der Lektüre der Berichte, die der Hohe Sheriff Peavy geschickt hat, sei es schwer, das nicht zu glauben. Du weißt ja, was Vannay im Unterricht mindestens einmal täglich sagt: ›Wenn die Fakten sprechen, hört der kluge Mann zu.‹ Dreiundzwanzig Tote ergeben einen ganzen Berg von Fakten. Übrigens nicht erschossen oder erstochen, sondern in Stücke gerissen.«
    Jamie ächzte.
    »In zwei Fällen ganze Familien. Großfamilien, fast schon Clans. Ihre Häuser verwüstet, alles mit Blut besudelt. Gliedmaßen abgerissen und fortgeschleppt; manche angefressene wurden gefunden, andere gar nicht mehr. Auf einer der Farmen haben Sheriff Peavy und sein Hilfssheriff den Kopf des kleinsten Jungen gefunden – auf einem Zaunpfahl aufgespießt, mit eingeschlagenem Schädel und ausgesaugtem Gehirn.«
    »Augenzeugen?«
    »Ein paar. Ein Schäfer, der mit Tieren, die sich verlaufen hatten, zurückgekommen ist, hat gesehen, wie sein Partner überfallen wurde. Der Überlebende war auf einem Hügel in der Nähe. Seine beiden Hunde sind runtergerannt, um ihr zweites Herrchen zu beschützen, und sind dann ebenfalls zerrissen worden. Dann wollte das Ungeheuer sich den zweiten Kerl oben auf dem Hügel schnappen, ist aber von den Schafen abgelenkt worden, sodass er mit viel Glück fliehen konnte. Seiner Aussage nach war der Angreifer ein Wolf, der wie ein Mensch auf den Hinterbeinen gelaufen ist. Dann hat’s eine Frau gegeben, die mit einem Glücksspieler unterwegs war. Er ist dabei erwischt worden, wie er in einem Saloon beim Watch Me betrogen hat. Die beiden haben einen Laufpass ausgestellt bekommen und sollten die Stadt bis abends verlassen, wenn sie nicht ausgepeitscht werden wollten. Sie waren zu unserer Bahnstrecke unterwegs, als sie überfallen wurden. Der Mann hat gekämpft und der Frau auf diese Weise Zeit zur Flucht verschafft. Sie hat sich zwischen Felsen versteckt, bis das Ungeheuer fort war. Sie hat gesagt, es sei ein Löwe gewesen.«
    »Der auf zwei Beinen gelaufen ist?«
    »Davon hat sie nichts gesagt. Die letzten Augenzeugen waren zwei Cowboys. Sie haben am Debaria-Bach in der Nähe eines jungen Manni-Paars, das in den Flitterwochen war, campiert, obwohl sie das nicht wussten, bevor sie die Schreie der jungen Leute gehört haben. Als sie eilig hingeritten sind, haben sie den Mörder mit einem Unterschenkel der jungen Frau zwischen den Zähnen davonspringen

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