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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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dies ausgesprochen zu hören, war noch einmal etwas anderes. Gleichzeitig verstärkte das Gespräch sein schlechtes Gewissen. Er musste Olof und Irma sagen, dass er Leonie nicht liebte und sie ihn nicht, dass sie sich sogar trennen würden. Es würde den beiden das Herz brechen – und gerade deshalb konnte er es jetzt nicht.
    Olof verließ das Büro. Markus starrte ihm verzweifelt nach. Er müsste eigentlich dringend mit Leonie reden und Olof und Irma mit ihr zusammen schnellstmöglich reinen Wein einschenken. Als er versuchte, sie auf dem Handy zu erreichen, meldete sich nur die Mailbox. Danach versuchte er, Valerie erneut anzurufen, aber sie hatte ihr Handy ausgeschaltet.
    Markus drehte sich auf seinem Bürostuhl herum und schaute aus dem Fenster. »Was nun?«, flüsterte er leise vor sich hin. »Was soll ich nur tun?«
    Valerie verharrte noch eine Weile am Wasser, bevor sie sich schließlich aufrichtete und schweren Herzens auf den Weg zur Kanzlei machte. Irgendwie würde es weitergehen, wenn sie Boxenberg verlassen hatte. Hauptsache, sie und Lasse kamen hier erst einmal weg. Danach konnte sie zur Ruhe kommen und sich völlig neu orientieren.
    Bewusst verdrängte sie jeden Gedanken an Markus, weil es einfach zu wehtat. Sie hoffte, dass er verstehen würde, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie ihm das erklären sollte. Aber das musste sie nicht jetzt entscheiden, vor ihr lag erst einmal ein anderes wichtiges Gespräch.
    In der Kanzlei hatte längst der Alltagsbetrieb begonnen, die beiden Sekretärinnen saßen an ihren Schreibtischen, Ludvig Stekkelson sprach in sein Diktiergerät: »Als Kläger fordern wir …« Er brach ab, als er Valerie im Türrahmen bemerkte. Zögernd betrat sie sein Büro.
    »Haben Sie ein paar Minuten?«
    »Sicher.« Er nickte, legte das Diktiergerät weg und kam ihr entgegen, als Valerie einen Schritt näher trat. Valerie schaute ihm direkt in die Augen.
    »Ist es wahr? Olof Wilander ist mein Vater?«
    Ludvig Stekkelson wich ihrem Blick nicht aus. »Setzen Sie sich doch erst einmal«, bat er.
    Valerie nahm den Platz ein, auf dem Olof eben noch gesessen hatte. Ludvig setzte sich neben sie, ohne den Blick von ihr zu wenden.
    Er seufzte. »Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich es Ihnen sagen darf oder sogar sagen muss. Ja, Valerie, Olof ist Ihr Vater.«
    Valerie schluckte. »Sie wissen, dass ich nicht bleiben kann«, sagte sie leise. »Ich kündige und werde Boxenberg so schnell wie möglich verlassen.«
    Ludvig wirkte nicht überrascht. Er musterte sie eindringlich. »Wovor laufen Sie weg? Vor Ihrem Vater?«
    Valerie zwang sich, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken, und stieß hervor: »Ich will hier einfach nur weg!«
    Ludvig erhob sich aus seinem Sessel und ging langsam in Richtung Fenster. Er wandte ihr den Rücken zu, als er antwortete: »Vielleicht ist es ja das Beste für alle Beteiligten. Jedenfalls für den Moment.«
    Valerie fühlte sich müde und hilflos. »Es sind so viele Lügen hier. Ich habe das Gefühl, ich bekomme keine Luft mehr«, sagte sie.
    Ludvig wandte sich um und kam zurück. Er setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs und beugte sich vor, um ihr ins Gesicht zu schauen. »Sie haben die Wahl, Valerie. Sie können mitlügen oder endlich die Wahrheit aufdecken.«
    Valerie schüttelte sofort den Kopf. »Das ist nicht mein Part in diesem Spiel. Ich bin hier nur eine Nebenfigur.«
    Ludvig richtete sich auf. Er schien einen Moment zu überlegen. »Schade«, sagte er dann, »ich hätte nicht gedacht, dass Sie genauso feige sind wie Ihr Vater.«
    Valerie lächelte schwach. »Wahrscheinlich ist er gar nicht feige, sondern hat einfach nur Angst, alles zu verlieren.«
    Ludvig lächelte jetzt auch. »Sie verteidigen ihn?«
    Valerie schaute an ihm vorbei ins Leere. »Er ist ein wunderbarer Mann«, sagte sie und spürte mit einem Mal ein tiefes, warmes Gefühl für Olof. »Ich mag ihn und hätte ihn gerne zum Vater gehabt. Und für Lasse wäre er sicher ein guter Großvater.«
    »Das glaube ich auch.« Ludvig nickte und schien sie zu verstehen, obwohl er beteuerte, dass er ihren Entschluss bedauerte. Valerie war ihm dankbar, dass er nicht weiter in sie drang und ihre Kündigung akzeptierte.
    Nach dem Gespräch mit Markus machte Olof sich direkt auf den Weg zu seiner Tochter. Er traf sie gerade noch an.
    Leonie schien gestresst und nicht besonders erfreut über seinen Besuch. »Hej, Papa, du kommst ungünstig. Ich bin praktisch schon weg.«
    Ihre Reisetasche

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