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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Holzbrücken führten bogenförmig von einem Ufer zum anderen.
    Sie wusste nicht, wie lange sie unterwegs gewesen waren, als er das Boot schließlich an einer Anlegestelle stoppte. Der Mann vertäute das Boot und reichte ihr beim Aussteigen die Hand.
    »Ich heiße übrigens Magnus«, sagte er.
    »Ich würde mich auch gerne vorstellen …«, brachte sie mühsam hervor.
    Der Mann lächelte sie beruhigend an und führte sie zu einem weißen Holzhaus auf der gegenüberliegenden Seite. Ein Schild neben der Eingangstür verriet, dass hier die Praxis von Dr. Carlsson war.
    Drinnen hörte sie zu, wie Magnus dem Arzt kurz schilderte, wie er sie gefunden hatte und dass sie sich an nichts erinnern konnte. Sie war dankbar, dass der Arzt sie anschließend sofort mit ins Sprechzimmer nahm. Dr. Carlsson untersuchte sie gründlich. Sie erzählte ihm vom anfänglichen Schwindel und von den Kopfschmerzen, beides war nun verflogen. Allerdings fror sie entsetzlich in ihren nassen Kleidern und war deshalb dankbar, als die Sprechstundenhilfe, die sich als Malena vorgestellt hatte, ihr anbot, ihr mit trockener Kleidung auszuhelfen. Sie wohnte nicht weit entfernt und eilte sofort nach Hause, um die Sachen zu holen. In der Zwischenzeit versorgte Dr. Carlsson die Kopfwunde.
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist«, stellte er beruhigend fest. »Sie müssen sich irgendwo den Kopf angeschlagen haben. Erinnern Sie sich wirklich an gar nichts? Vielleicht sind Sie von einem Boot gefallen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was passiert ist«, sagte sie leise.
    Der Arzt betrachtete sie nachdenklich. »Eine CT scheint nicht erforderlich zu sein, bis auf Ihre Amnesie weist nichts auf ein Schädelhirntrauma hin. Sie haben keine motorischen Störungen, Ihre Pupillendifferenz ist ebenfalls in Ordnung.«
    »Ich fühle mich ja auch gut«, sagte sie. »Mir ist nicht schwindelig, ich sehe nicht doppelt, nur die Wunde schmerzt ein bisschen.«
    »Schonen Sie sich bitte«, bat Dr. Carlsson, »und kommen Sie sofort in meine Praxis, wenn es Ihnen in den nächsten Tagen schlechter geht. Manchmal treten Symptome eines Schädelhirntraumas erst später auf«, bat er.
    Sie war dankbar, dass Malena just in diesem Moment mit trockener und sauberer Kleidung über dem Arm den Raum betrat. Schnell zog sie sich um und genoss das Gefühl des trockenen Stoffes auf ihrer Haut, auch wenn sowohl Hose als auch Hemd zu groß waren. Nachdenklich betrachtete sie sich im Spiegel. Welche Art von Kleidung sie wohl sonst trug? Wieder horchte sie in sich hinein, konnte aber keinen Hinweis entdecken.
    Als der Arzt den Raum wieder betrat, empfing sie ihn mit der Frage, die ihr unter den Nägeln brannte: »Wann werde ich mein Gedächtnis wiederhaben?«
    Dr. Carlsson hob hilflos beide Hände und ließ sie wieder sinken. »Das kann Ihnen niemand sagen. Meistens stellt sich die Erinnerung nach ein paar Tagen wieder ein, aber es gibt auch Fälle, da dauert es Monate.«
    Sie spürte Angst in sich aufsteigen, wagte aber trotzdem die Frage, vor deren Antwort sie sich fürchtete: »Kommt es auch vor, dass man sich überhaupt nicht mehr erinnert?«
    Dr. Carlsson zögerte einen Augenblick. »Es kommt vor«, gab er schließlich ehrlich zu, »aber nur sehr selten. Meistens hilft es, wenn man mit seinem richtigen Leben konfrontiert wird. Mit der Familie, mit Bekannten oder Freunden, mit Örtlichkeiten, meist ist das Gedächtnis dann schlagartig wieder da. Am besten rufe ich mal bei der Polizei an, Sie werden doch vermutlich schon gesucht.«
    In diesem Moment spürte sie es. Sie wusste selbst nicht genau, was es war, spürte, dass die Angst vor einem dauerhaften Gedächtnisverlust, die sie eben noch erfüllt hatte, verdrängt wurde von einem anderen, viel stärkeren Gefühl, das sie nicht einordnen konnte. »Danke, aber das ist nicht nötig«, sagte sie hastig. »Ich gehe nachher selbst zur Polizei.« Sie ahnte in dem Moment, in dem sie es aussprach, dass genau dieser Schritt schwierig für sie werden würde. Warum auch immer. Sie würde in Ruhe darüber nachdenken müssen, was jetzt zu tun war. Aber nicht hier und jetzt. Sie streckte dem Arzt zum Abschied die Hand entgegen. »Vielen Dank, Dr. Carlsson.«
    Der Arzt erwiderte ihren Händedruck. »Sollten Probleme auftauchen, kommen Sie sofort in meine Praxis«, mahnte er eindringlich.
    Sie nickte.
    »Alles Gute«, sagte er ernst.
    Magnus wartete vor der Praxis auf sie. Als sie auf ihn zuschritt, sah sie, wie er sie von Kopf bis Fuß

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