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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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musterte und schließlich lächelte. Sie schaute ebenfalls an sich hinunter.
    Die verwaschene Jeans und das karierte Hemd waren ihr um eine Nummer zu groß, aber die Turnschuhe passten genau.
    »Super Sachen, die mir die Sprechstundenhilfe organisiert hat«, sagte sie lachend. »Passen fast wie angegossen.«
    Er schmunzelte. »Haute Couture ist das nicht, aber die Sachen sind wenigstens trocken.« Seine Miene wurde ernst, als er fragte: »Wie geht es Ihnen? Ist alles in Ordnung?«
    »Ich fühle mich gut«, sagte sie und spürte, dass es wirklich so war. Körperlich war es vielleicht kein Wunder, sie hatte außer der Kopfwunde keine Verletzungen davongetragen, aber seelisch? Sie wunderte sich. Musste sie nicht eigentlich völlig verzweifelt sein, weil sie nicht wusste, wer sie war und woher sie kam?
    »Sie wissen aber immer noch nicht, wer Sie sind?«, wollte Magnus wissen.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Sie starrte an ihm vorbei und versuchte zu ergründen, was in ihr vorging. Natürlich wollte sie wissen, wer sie war, wie und von wo sie hierhin gekommen war – aber gleichzeitig wehrte sich etwas in ihr dagegen. Etwas, das stärker war als das Verlangen nach Aufklärung.
    »Okay«, sagte Magnus. »Die Polizei wird schon herausfinden, wer Sie sind. Ich bringe Sie auf die Polizeistation.«
    Wieder beschlich sie dieses undefinierbare Gefühl. Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren und stellte überrascht fest, dass sie versuchte, jeden Gedanken an die Vergangenheit abzuwehren. Es fühlte sich schlichtweg falsch an, in der Vergangenheit zu wühlen. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Müsste es nicht umgekehrt sein? Müsste sie nicht alles daransetzen, die Vergangenheit aufzudecken? Nachdenklich ging sie neben Magnus zum Boot. Er half ihr beim Einsteigen und startete den Motor.
    Sie schwiegen beide in den nächsten Minuten, während sie versuchte, Klarheit in ihre verwirrenden Gedanken zu bringen. Es gelang ihr nicht wirklich. Nachdenklich betrachtete sie ihre Umgebung.
    »Es ist schön hier«, sagte sie schließlich mit einem Seitenblick zu Magnus. »Ich glaube, ich könnte mich hier wohlfühlen.« Erstaunt stellte sie fest, dass sie tatsächlich begann, sich zu entspannen.
    Magnus sah sie nur kurz an, bevor er sich wieder auf den Wasserweg konzentrierte. »Vielleicht waren Sie ja schon einmal hier«, sagte er ernst.
    Sie sah sich um. Nichts kam ihr bekannt vor. »Vielleicht … Vielleicht auch nicht«, sagte sie schulterzuckend. Sie wandte ihr Gesicht der Sonne zu, genoss die warmen Strahlen auf ihrem Gesicht. »Eigentlich ist es doch egal, und es ist einfach nur schön, sich über das zu freuen, was im Moment ist. Das schöne Wetter, diese zauberhafte Stadt und die netten Menschen hier«, sagte sie mehr zu sich selbst.
    Dann kam ihr eine Idee, die ihr selbst absurd erschien.
    »Haben Sie so etwas wie ein Gästezimmer?«, fragte sie langsam.
    Magnus wandte ihr den Blick zu. Die Überraschung war ihm anzusehen. »Ja, warum?«
    Verlegen lächelte sie ihn an. »Ich habe keine Ahnung, wo ich jetzt hinsoll«, sagte sie. »Ich habe kein Geld bei mir, keine Papiere …« Hilflos brach sie ab.
    Magnus antwortete nicht sofort.
    »Ich bezahle für den Aufenthalt«, sagte sie schnell. »Sobald ich wieder weiß, wer ich bin.«
    »Darum geht es mir nicht.« Magnus schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, wie es weitergehen soll.«
    Ihre Blicke trafen sich, hielten sich sekundenlang fest, und plötzlich lag etwas Neues zwischen ihnen. Kurz bevor Magnus abrupt den Blick abwandte, sah sie, wie seine Miene ernst wurde.
    »Ich werde bei der Polizei anrufen«, sagte sie. »Aber bis ich weiß, wer ich bin und wohin ich gehöre, muss ich irgendwo bleiben.«
    Magnus nickte. »Natürlich können Sie solange bei mir wohnen«, sagte er. Gleich darauf schüttelte er den Kopf. »Es würde mich verrückt machen, wenn ich nicht wüsste, wer ich bin.«
    Genau so war es wahrscheinlich normal, und sie fragte sich, warum sie nicht so empfand.
    Der Himmel war tiefblau, die Sonne schien warm auf Stockholm. Ostsee und Mälarsee trafen hier aufeinander und teilten die Stadt in vierzehn Inseln. Ein Zauber aus Wasser und Licht, in einer Stadt, deren Rhythmus in den Sommermonaten rund um die Uhr pulsierte.
    Bernd Martedal stand am Fenster des Büros seines zukünftigen Schwiegervaters. Er schaute hinaus, ohne wirklich etwas wahrzunehmen.
    »Wie konntest du zulassen, dass Selma ihr Handy nicht mitnimmt?«, fragte er wütend.
    Evert Alander saß

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