Windbruch
hier sagte, dann war Rautschek gar nicht auf der Plattform ums
Leben gekommen, wie sie bisher immer angenommen hatten. Und dieser Spinner von Hufschmidt
hatte ihnen tatsächlich eine abscheuliche Lüge aufgetischt. Na warte, dachte
Büttner, den knöpfe ich mir vor!
„Sind Sie ganz sicher?“, fragte
er überflüssigerweise.
„Ja, natürlich“, nickte Hilko
Bloem. „Wir haben uns ja noch darüber unterhalten, was er mit seinem freien Tag
noch anfangen wollte und dass ich noch am gleichen Abend nach Mexiko fliegen
würde.“
„Und darf ich fragen, was
Rautschek noch vorhatte?“
„Ich habe ihn auf Juist am Hafen
abgesetzt. Er sagte, da hätte er noch eine wichtige Verabredung. Und dann hat
er noch was Seltsames hinzugefügt.“
„Was Seltsames?“, fragte Büttner
lauernd.
„Ja. Er sagte, dass es mal Zeit
sei aufzuräumen und die Leute zur Besinnung zu bringen.“
„Sagte er auch, welche Leute er
zur Besinnung bringen wollte?“
„Nein, das sagte er nicht. Ich
habe ihn gefragt, aber er hat abgewinkt. Besser, ich wüsste davon nichts, sagte
er.“
„Und dabei haben Sie es bewenden
lassen.“
„Ja. Er hatte so bestimmt
geklungen, da hab ich mich nicht getraut, noch mal nachzufragen. Und dann haben
wir über Mexiko gesprochen.“
„Verdammter Mist!“, fluchte
Büttner enttäuscht und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Tut ... mit leid“, flüsterte
sein Gegenüber erschrocken.
„Schon gut, Herr Bloem.“ Büttner
hob beschwichtigend die Hände. „Sie konnten ja nicht ahnen, dass es noch
wichtig werden würde. Nein, Sie haben uns wirklich sehr geholfen. Vielen Dank,
dass Sie gleich zu uns gekommen sind!“
„Oh, da nicht für“, freute sich
Bloem über das unerwartete Lob und wurde rot.
„Hasenkrug“, wandte sich der
Hauptkommissar an seinen Assistenten, „nehmen Sie bitte die Aussage von Herrn
Bloem zu Protokoll. Ich muss leider gehen, habe noch eine wichtige
Verabredung.“
Dass es sich bei seiner
Verabredung um ein Rendezvous mit einer Entenkeule handelte, verschwieg Büttner
lieber. Er schüttelte Hilko Bloem gut gelaunt die Hand, dann ging er ungewöhnlich
behände zur Tür hinaus.
63
Tomke war wieder zuhause. Seine
geliebte Tomke. Er sah sie am Tisch sitzen, den Kopf in die Hände gestützt.
Offensichtlich las sie in der Tageszeitung. Nun ja, sie musste sich ja erst
wieder informieren, was in den letzten Wochen so geschehen war. Sie hatte sich
wohl nicht getraut, bei ihm anzurufen. Er hätte ihr doch alles Wichtige
erzählen können. Aber natürlich war sie sehr schüchtern, schließlich wusste sie
nicht, wie sie ihm ihre Liebe gestehen sollte. Aber er würde ihr gerne
entgegenkommen. Viel zu lange hatten sie schon getrennt voneinander gelebt,
hatten beide so viel Leid durchleben müssen. Nun wurde es Zeit, dass sie
einander trösteten. Dass sie sich die Liebe und Wärme gaben, auf die sie beide
so lange hatten verzichten müssen.
Tagelang hatte er alles
vorbereitet, sein kleines Schloss zu einem wahren Palast gemacht, in dem sich
seine Prinzessin wohl fühlen würde. Eine ganz neue Einrichtung hatte er sich
von dem vielen Geld gekauft, das er sich auf so clevere Weise verdient hatte.
Im Schlafzimmer stand nun ein ausladendes Himmelbett, mit Decken und Kissen aus
reiner Seide, auf denen sie sich richtig austoben konnten. Bestimmt war seine
Prinzessin total ausgehungert, verzehrte sich nach seiner Liebe. Oh, sie würde
ihm in diesem fantastischen Himmelbett alles geben, wonach er sich so lange
gesehnt hatte! Er konnte sich gut vorstellen, dass sie auf Fesselspiele stand.
Nun, er hatte nichts dagegen. Er würde sie mit seiner Zunge zum Wahnsinn
treiben, während sie, wehrlos ans Bettgestell gekettet, vor Wonne laut aufschrie.
Vielleicht mochte sie es aber
auch romantisch, wenn sie die ersten gierigen Sexspiele hinter sich hatten.
Auch daran hatte er gedacht und einen kuscheligen Platz vor dem offenen Kamin
geschaffen. Dazu ein wenig romantische Musik ... ach, er konnte es kaum
erwarten!
Wie ausgezerrt sie aussah! Er
würde sie aufpäppeln, für sie kochen. Dazu würden sie Champagner trinken, Tag und
Nacht. Er würde ihr den Champagner in den Bauchnabel und auf ihre Brüste
tröpfeln und ihn dann mit seiner Zunge abschlecken. Sie würde in Ekstase
geraten. Endlich würden sie ein richtiges Paar sein. Endlich, endlich, endlich.
So, genug geträumt. Nun wurde es
aber Zeit, dass er sich bemerkbar machte. Sie konnte ihn nicht sehen, hier
draußen im Dunkeln. Aber er
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