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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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er immer
wieder beteuert, den Mord mit eigenen Augen gesehen zu haben. Er hatte auf
Büttner einen etwas verwirrten Eindruck gemacht, was ja angesichts des Traumas,
das er auf der berstenden Plattform erlebt hatte, auch nicht verwunderlich war.
Womöglich war der tatsächliche Täter kurz nach der Tat selbst zum Opfer geworden
und gehörte zu den zahlreichen Toten, die das Unglück gefordert hatte. Nun,
dann würde der Mord an Rautschek wohl bis ans Ende aller Tage unaufgeklärt bleiben.
    Ein weiterer Fall, in den
womöglich nie Klarheit gebracht werden würde, war der Tod von Hauke Langhoff.
Maarten Sieverts bestand darauf, dass Langhoff, genau wie Rautschek, ermordet
worden war. Doch auch dafür gab es nach wie vor nicht den geringsten Hinweis -
außer dass Büttner bei der N.S.OffshorePower Ltd. inzwischen gar nichts
mehr wundern würde. In diesem Unternehmen musste auch die Entwicklung einer
ausgeprägten Paranoia, wie sie der Pewsumer Kollege Harry Veldkamp Langhoff
unterstellt hatte, sicherlich kein Hexenwerk sein. Denn selbst Büttner, der
noch nicht einmal in dem Unternehmen arbeitete, fühlte sich bereits von diesem
dermaßen verfolgt und abgestoßen, dass er schon häufiger nicht wenig Lust
verspürt hatte, es einfach in die Luft zu jagen.
    Laut fluchend setzte sich der
Hauptkommissar an seinen Schreibtisch und stellte scheppernd die Kaffeetasse
vor sich ab. Eigentlich hatte er diesen verflixten Fall noch vor Weihnachten
abschließen wollen. Aber, wenn die Ermittlungen weiterhin so schleppend
verliefen wie bisher, dann würden seine Vorgesetzten ihn womöglich selbst an
den Feiertagen ins Revier beordern. Sie waren sowieso schon stinksauer, weil
der Druck aus dem Innenministerium auf sie täglich größer wurde. Inzwischen
wurde schon offen damit gedroht, dem Landeskriminalamt den Fall zu übertragen.
Und auf die Häme, mit der die Presse ihn und seine Leute dann überziehen würde,
konnte Büttner ganz gut verzichten.
    Gerade wollte Büttner sich auf
den Weg in die Kantine machen, wo an diesem Mittag eine knusprige Entenkeule
mit Knödeln und Rotkohl auf dem Speiseplan stand, als Sebastian Hasenkrug nach
kurzem Klopfen eintrat. Im Schlepptau hatte er einen Mann mittleren Alters, der
sich verunsichert umsah.
    „Was gibt’s?“, knurrte Büttner
und sah seine Entenkeule bereits irgendwo im Nirwana verschwinden.
    „Der Herr hier möchte eine
Aussage machen“, erwiderte Hasenkrug und schob den Mann weiter zum Schreibtisch.
    Mist! Das hatte ja so kommen
müssen! Warum sollte er, Büttner, auch nur einfach mal Glück haben!? „In
welchem Fall?“, brummte er und seine Stimme sank um mindestens eine Oktave
tiefer.
    „Mordfall Rautschek.“
    Ade, du schöne Entenkeule!
Seufzend bedeutete Büttner dem potenziellen Zeugen, am Besprechungstisch Platz
zu nehmen.
    „Was wissen Sie über Rautschek?“,
fragte er dann und schob sich, bevor er sich ebenfalls an den Tisch setzte, zum
Trost eine von den Pralinen in den Mund, die er in seiner Schreibtischschublade
bunkerte.
    „Ich habe in der Zeitung gelesen,
dass er umgebracht wurde.“
    „Nun, da erzählen Sie ja mal was
Neues“, tönte Büttner schmatzend und konnte sich einen sarkastischen Unterton
nicht verkneifen.
    Der Mann ließ sich jedoch nicht
beirren. „Ich war seit dem Tag, als das Unglück auf der Plattform passierte, im
Urlaub. In Mexiko. Ich habe erst heute mitbekommen, dass Rautschek offenbar
ermordet wurde.“
    „Sie kannten Rautschek, Herr ...
wie war doch gleich ihr Name?“
    „Hilko Bloem.“
    „Also, Herr Bloem, kannten Sie
Steffen Rautschek?“
    „Ja, sicher, ich habe ihn ja oft
gefahren.“
    „Gefahren? Wohin?“, fragte
Büttner, nun doch neugierig geworden.
    „Na, zur Plattform. Mit dem Boot.
Oder wieder zurück.“
    „An dem Tag vor dem Unglück,
haben Sie ihn da auch gefahren?“
    „Ja.“
    „Nach meiner Information wurde
Rautschek aber mit dem Helikopter zur Plattform geflogen. Und das, obwohl er
noch nicht mal Dienst hatte.“
    „Ja, das stimmt. Deswegen wollte
er ja auch nur kurz dableiben.“
    „Und dann kam er aber wegen des
schlechten Wetters nicht mehr weg.“
    „Doch.“
    „Was heißt das, doch?“, fragte
Büttner, nun in höchstem Grade alarmiert.
    „Ich hab ihn ja schon mittags
abgeholt. Da war das Wetter noch gut.“
    Das saß! Büttner hatte das
Gefühl, als flatterten plötzlich hunderte von Schmetterlingen durch seinen
Körper und kitzelten jede einzelne seiner Zellen wach. Wenn das stimmte, was
dieser Bloem

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