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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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Manipulation an den Konstruktionsplänen und der Mord an
Rautschek gar nichts miteinander zu tun haben?“, gab Maarten zu bedenken. „Und
vielleicht ist auch mein Freund Hauke Langhoff ja gar keinem Verbrechen zum
Opfer gefallen.“
    Der Hauptkommissar hob die Hände
und ließ sie dann mit einer resignierten Geste gleich wieder fallen. „Ich sagte
ja schon, dass wir noch im Dunkeln tappen. Möglich ist tatsächlich erstmal
alles.“ Er sah Maarten mit zusammengekniffenen Augen an. „Für die Theorie, dass
alle Geschehnisse etwas miteinander zu tun haben, spricht allerdings, dass nun
auch Sie eine Morddrohung – und ich denke als solche kann man das Gedicht
betrachten – bekommen haben. Sie sollten vorsichtig sein, Herr Dr. Sieverts. Da
scheint einer keinen Spaß zu verstehen.“ Er überlegte kurz und sagte dann: „Ich
könnte Ihnen Polizeischutz anbieten.“
    Maarten winkte ab. „Was würde das
nützen. Wenn der potenzielle Mörder an mich nicht herankommt, vergreift er sich
womöglich an einem Mitglied aus meinem Familien- oder Freundeskreis. Nee,
lassen Sie mal, Herr Hauptkommissar. Das Risiko will ich nicht eingehen.“ Mit
diesen Worten stand er auf und verabschiedete sich. Seine Mutter hatte ihm
angeboten, den bei seinem letzten Besuch verschmähten Grünkohl noch mal
aufzuwärmen. Und das wollte er sich um nichts in der Welt entgehen lassen.

43
    Mama!? Sie war sich ganz sicher,
soeben die Stimme ihrer Mutter gehört zu haben. Aber wo war sie? Warum antwortete
sie nicht, wenn sie nach ihr rief? Vorlesen. Bitte weiter vorlesen! Von George
und Tim und Anne, von Strand, Sonne und Felseninsel. Aber es blieb stumm.
Bitte, bitte, weiter vorlesen! Was war das für eine Stimme? Sie kannte diese
Stimme, da war sie ganz sicher. Sie mochte diese Stimme. Aber warum blieb sie
jetzt stumm? Wo war sie denn hin? Sie wollte doch so gerne raus, über die
Wiesen und Felder streifen, beim Schöpfwerk baden gehen, Cowboy und Indianer
spielen. Mit Anne und Tim und Julius. Was wollte denn plötzlich der Mann von
ihr? Nein. Sie wollte ihn nicht küssen, nein! Oh, es war plötzlich so kalt, sie
fror, konnte ihre Zähne nicht ruhig halten, sie klapperten. Hörte denn niemand
ihr Zähneklappern? Alles tat weh. Ihr Körper zersprang. Und es war so kalt! Oh
nein, da kam wieder die Welle, sie hörte sie schon! Das Wasser würde eiskalt
über ihr zusammenschlagen, sie mit sich fortreißen, sie in die Tiefe ziehen.
Sie würde sterben! Es war so dunkel. Warum machte denn keiner das Licht an? Sie
konnte ja gar nichts sehen! Hilfe! Wo war Mama? Sie würde ihr helfen und auch
das Licht anmachen. Sie wollte nach Hause. Aber das ging nicht. Sie saß hier
fest und da war der Mann. Sie hatte Angst. Er sollte ihr nichts tun. Nein, sie
wollte das Päckchen nicht. Nein! Oh, was war denn das? Da kam die Sonne, es war
auf einmal ganz warm. Sie spürte eine warme Hand auf ihrem Arm, auf ihrer
Stirn. Und da war auch wieder diese Stimme. Ein Mann. Sie kannte diese Stimme.
Ja, vorlesen, bitte vorlesen! Die Stimme nahm sie mit zu George, Tim und ... nein,
George war sie ja selbst. Aber ja, da waren auch Julius, Anne und Richard und
sie waren auf der Felseninsel. Es war so schön warm. Sommer. Und diese ruhige,
tiefe Stimme ...
    Maarten war mit besorgtem Blick
auf Tomke zugetreten. Sie war unruhig, schlug mit dem Kopf hin und her.
Beruhigend legte er ihr die Hand auf den Arm, strich ihr über den Kopf und
sprach leise auf sie ein. Dann griff er zum Buch und fing an zu lesen. Und
plötzlich wurde sie ruhiger. Nur ihre Augenlider zuckten noch, aber auch nicht
mehr so stark wie zuvor. Mit sanfter Stimme las er: „Julius legte sich in
die Sonne und genoss die Wärme, die durch die Poren seiner Haut drang. Der
Dienst als Wachposten schien sehr nett zu werden. Er hörte Anne unten in der
Höhle singen ...“
    Maarten hatte mit Tomkes Mutter
inzwischen die Vereinbarung getroffen, dass sich nach Möglichkeit immer jemand
in Tomkes Nähe aufhielt, und sie hatten eine Art Dienstplan aufgestellt. Es
sollte jemand da sein, falls sie plötzlich ganz aufwachte, damit sie angesichts
der beängstigenden Umgebung, die dominiert war von Maschinen und Schläuchen,
nicht in Panik geriet. Zurzeit beliefen sich ihre wachen Momente noch auf
wenige Sekunden, in denen sie ab und an ein paar wirre Worte von sich gab.
Einmal glaubte Maarten Rautscheks Namen vernommen zu haben, aber es war auch
gut möglich, dass er sich da getäuscht hatte.
    Die Sitzwache teilte Maarten

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