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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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die sich ungewöhnlich träge an
das Ufer schleppten und sich der trüben Stimmung des Tages anzupassen schienen.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte
Maartens Herz sofort höher geschlagen, als er den Klumpen aus Hefeteig am
Büffet entdeckte, den die Ostfriesen als Mehlpütt bezeichneten und den
er seit Kindertagen nicht mehr gegessen hatte. Aber heute hatte er ihn nur mit
deutlich gedämpfter Begeisterung zur Kenntnis genommen und Franziska erklärt,
um was es sich bei diesem Gericht handelte, das man bevorzugt mit gekochten
Birnen in einer angedickten Soße aß.
    Franziska war dann mit ins
Krankenhaus gekommen, um Tomke endlich hallo zu sagen. Nachdem die Krankenschwester
aber den Vorfall geschildert hatte, hatte sie sich mit sorgenvoller Miene
wieder verabschiedet und verkündet, sie würde dann am nächsten Tag wiederkommen,
wenn es Tomke hoffentlich wieder besser ginge.
    Rund zwei Stunden waren seither
vergangen und Maarten wollte so lange warten, bis Tomke wieder wach war. Vielleicht
konnte sie ihm erzählen, was die Ursache für ihren plötzlichen Schreikrampf
gewesen war. Draußen war es bereits dunkel, als sie schließlich die Augen
aufschlug. Sie lächelte, als sie Maarten am Bett sitzen sah. Im nächsten Moment
aber trat Panik in ihren Blick, und sie schlug sich die Hand vor den Mund.
Tränen traten in ihre Augen.
    „Was ist los, Tomke?“, fragte
Maarten besorgt und strich ihr eine Locke aus der Stirn. „Hast du wieder
schlecht geträumt?“
    Statt einer Antwort fing Tomke
laut schluchzend an zu weinen.
    „Sag mir, was passiert ist“,
sagte Maarten flehend, „nur dann kann ich dir helfen, Tomke.“
    „Ich ... ich ha ... habe Steffen
umgebracht, stimmt’s?“, stammelte sie unter lauten Schluchzern.
    Maarten hatte das Gefühl, ihm
würden die Beine weggerissen. Fassungslos starrte er Tomke an. „Wer sagt das?“,
krächzte er.
    „Ge ... Georg war hier und hat
gesagt, ich hätte Steffen ein Messer in den ... in den Rücken gerammt. Aber
Maarten“, rief sie verzweifelt auf und warf die Arme in die Luft, „das kann
doch gar nicht sein! Ich meine, warum sollte ich so was tun? Ich ... ich kann
mich an nichts erinnern“, fügte sie fast flüsternd hinzu und sah plötzlich sehr
erschöpft aus. „Ich versuche es ja, aber ich kann mich an nichts erinnern.“
    Maarten konnte nicht glauben, was
er da hörte. Georg war tatsächlich zu Tomke ins Zimmer gekommen, um ihr zu
sagen, sie habe ihren Kollegen umgebracht!? Was bezweckte er damit? Was
bezweckte er überhaupt mit seiner haarsträubenden Aussage, die er gegenüber der
Polizei gemacht hatte? Irgendwas musste vorgefallen sein, was Georg dazu
veranlasste, sich an Tomke zu rächen. Aber was? Dass Tomke mit dem Mord an
Rautschek nichts zu tun hatte, stand für Maarten außer Frage. Auch nicht für
eine Sekunde hatte er daran gezweifelt, dass Georg Hufschmidt gegenüber der
Polizei eine Falschaussage gemacht hatte. Aber was, verdammt, trieb dieses
Arschloch dazu, Tomke in ihrem ohnehin geschwächten Zustand so dermaßen in
Schwierigkeiten zu bringen und die Tatsache, dass sie sich an nichts mehr
erinnerte, so schamlos auszunutzen?
    „Glaub mir, Tomke, du hast mit
dem Tod von Rautschek überhaupt nichts zu tun“, sagte Maarten bemüht ruhig, obwohl
er gerade in der Stimmung war, Hufschmidt sein offensichtlich krankes Hirn aus
dem Kopf zu blasen. „Georg hat dir da totalen Schwachsinn eingeredet. Oder
kannst du dich vielleicht daran erinnern, mit Rautschek irgendeine
Auseinandersetzung gehabt zu haben? Und selbst wenn. Du wärst doch niemals in
der Lage, irgendeinem Menschen aus welchem Grund auch immer Gewalt anzutun. Und
woher, frage ich dich, solltest du überhaupt das Messer haben. Sei vernünftig,
Tomke, und denk nicht mehr darüber nach!“
    Bei seinen letzten Worten musste
Maarten tief schlucken, weil er selbstverständlich wusste, dass es nicht mehr
lange dauern würde, bis die Polizei Tomke mit dieser absurden Anschuldigung
Hufschmidts konfrontieren würde. Und er war sich nicht sicher, ob es nicht
vielleicht besser wäre, Tomke schonend auf den Besuch der Polizei
vorzubereiten.
    „Aber wieso sagt er so etwas,
Maarten? Ich meine, was hätte er denn für einen Grund, es einfach so zu
behaupten, wenn er es nicht gesehen hätte? Aber“, fügte sie mit schleppender
Stimme hinzu, „meinst du nicht, Maarten, dass ich mich an irgendwas erinnern
könnte, wenn ich wirklich so eine furchtbare Tat begangen hätte?“
    „Ach, Tomke, denk bitte

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