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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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irritiert die
Augenbrauen zusammenzog, beeilte er sich zu erklären, dass es sich bei den
beiden Jungen um die Söhne von Hauke Langhoff handelte, worauf man schlagartig
nur noch betroffene oder peinlich berührte Gesichter sah.
    „Na“, wandte er sich mit einem
fröhlichen Lächeln an die Jungen, „was soll ich euch denn als erstes zeigen?“
    „Die großen Windmühlen!“, rief
Nicolas mit glänzenden Augen und machte mit den Armen eine ausladende, kreisende
Bewegung, die wohl sich drehende Rotorblätter symbolisieren sollten. Tilman sah
seinen Bruder interessiert an und warf dann seinerseits lachend die Arme in die
Luft.
    „Gut, dann gehen wir als erstes
mal in die Halle, wo die großen Mühlenflügel gebaut werden. Aber ihr müsst mir
versprechen, dass ihr immer an meiner Hand bleibt, wenn ich es euch sage. In
der Halle gibt es nämlich viele große Maschinen, und ich möchte nicht, dass ihr
von einer von ihnen überfahren werdet oder dergleichen“, sagte Maarten.
    „Passt schon!“, erwiderte Nicolas
betont cool und fing sogleich an, seinem kleinen Bruder die Worte in Gebärden
zu übersetzen. Maarten wunderte sich, wie schnell die kleinen Knirpse das
gelernt hatten, obwohl sie doch erst im Sommer damit begonnen hatten.
    Die Besichtigung der großen
Maschinen und Anlagen riss die Jungen immer wieder zu Begeisterungsstürmen hin.
Nicolas hörte gar nicht mehr auf, Fragen zu stellen und war sehr bemüht, diese
und auch Maartens Antworten so gut es eben ging für Tilman verständlich zu
machen. Der allerdings zeigte noch wenig Interesse an den technischen Details,
sondern schlug eher bei optischen Reizen, wie zum Beispiel einer blinkenden
Anzeigetafel oder einer sich drehenden Kurbelwelle, begeistert die kleinen
Hände zusammen.
    „So, und jetzt gehen wir hoch in
mein Büro und schauen mal, ob Franziska nicht vielleicht eine Tasse Kakao und
ein paar Kekse für euch hat“, sagte Maarten, als sie die letzte Halle
durchquert und er einen vom vielen lauten Reden völlig ausgetrockneten Rachen
hatte.
    „Gibt’s auch Kinderschokolade?“,
fragte Nicolas so kess, dass Maarten lachen musste.
    „Ja, du kleiner Naseweis“, sagte
er und zog an dem Bommel seiner Mütze, „für dich gibt es auch
Kinderschokolade.“ Insgeheim beglückwünschte er sich dazu, dass er beim Telefonat
mit Sonja daran gedacht hatte, sie zu fragen, ob die Jungen irgendwelche
Lieblingssüßigkeiten hatten – außer den guten Berlinern in der Neutorstraße
natürlich.
    Gemeinsam fuhren sie den
verglasten Fahrstuhl hinauf, und die Jungen wussten gar nicht, wohin sie zuerst
schauen sollten, so fasziniert waren sie von dem großen Glasbau, der sich um
sie herum erstreckte und auf dessen Dach das gleichmäßige Prasseln des
Herbstregens zu hören war.
    „Franziska, hier sind zwei kleine
Leckermäuler, die nach Kakao und Kinderschokolade verlangen“, rief er, als er
sein Vorzimmer betrat. Seine Assistentin sah zu ihm auf und lächelte die Kinder
freundlich an. Maarten bemerkte jedoch gleich, dass es sie Mühe kostete, ein so
freundliches Gesicht zu machen und zog fragend die Augenbrauen hoch. Sie verzog
das Gesicht und machte ihm Zeichen, alleine mit ihm sprechen zu müssen. „Geht
doch schon mal vor in mein Büro“, sagte er zu den Jungen und schob sie zur Tür,
„ich bringe euch sofort die Schokolade.“
    „Inka ist bei dir im Büro“,
verkündete Franziska, „sie meinte, sie müsse was Dringendes mit dir besprechen.“
    „Ach, sie auch? Hier geht es ja
heute zu wie auf dem Bahnhof“, frotzelte er. „Na, umso besser, dann soll sie
sich solange um die Kinder kümmern, wie wir zwei uns unterhalten und dann
kümmere ich mich um sie.“ Sprach’s und verschwand im Büro, um gleich darauf
ohne die Jungen wieder herauszukommen.
    „Und, macht sie den Babysitter?“
    „Ja, kein Problem. Sie hat gleich
ihre Muttergefühle entdeckt und nach Papier und Stiften gegriffen. Sie will mit
den Jungen ein Bild malen. Ich bringe schnell den Kakao und die Schokolade rein
und bin dann sofort wieder bei dir.“
    „Und, warum guckst du so ernst?“,
fragte er, als er alles erledigt hatte.
    „Vorhin war ein Arbeiter hier. Er
hat sich mit Kalle vorgestellt und meinte, er kennt dich vom ... ähm ...
Bosseln?“
    „Das heißt Boßeln, mit langem O.
Macht übrigens Spaß, solltest du auch mal versuchen, solange du hier bist.“
    „Nun, was auch immer das ist,
kennst du ihn?“
    „Wen?“
    „Kalle.“
    „Ja, wenn es der Kalle ist, den
ich gerade vor

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