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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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ihren treuen Beschützer gefunden. Und
ihr Lächeln hatte ihm ganz deutlich gezeigt, dass sie schon lange darauf
gewartet hatte, dass er sich zu ihr bekannte. Nun, nicht jeder hatte solch ein
großes Herz wie er und würde sich freiwillig einer Mörderin annehmen. Aber er
war ja auch nicht jeder. Er war Georg Hufschmidt. Und er würde diesem Sieverts
ganz klar zu verstehen geben, wo sein Platz war. Und er wusste auch schon wie.

52
    Maarten startete mit denkbar
schlechter Laune in die neue Woche. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass
Hauptkommissar Büttner darauf bestand, Tomke weiterhin als Verdächtige zu
behandeln. Nachdem er seinen Auftritt in Hufschmidts Krankenzimmer gehabt
hatte, war er direkt ins Polizeipräsidium gefahren und hatte nochmals versucht,
Büttner klarzumachen, dass Tomke mit dem Mord an Rautschek ganz bestimmt nichts
zu tun hatte. Aber der hatte auf stur geschaltet und ihm mitgeteilt, dass er
seine Ermittlungen gegen Tomke selbstverständlich fortsetzen werde, schließlich
sei sie aufgrund von Hufschmidts Aussage die Hauptverdächtige im Mordfall
Rautschek. Und er habe noch nicht erkennen können, wo Hufschmidts Motiv liegen
solle, ihn, Büttner, anzulügen.
    Und für den heutigen Mittag hatte
sich Büttner zu einer ersten Vernehmung Tomkes im Krankenhaus angemeldet. Die
Ärzte hatten dafür grünes Licht gegeben, denn Tomkes Zustand war nun stabil
genug. Maarten wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, was Tomke würde
durchmachen müssen, wie verzweifelt sie sein würde. Er hatte den Hauptkommissar
gebeten, bei der Vernehmung anwesend sein zu dürfen. Aber der hatte ihn
abblitzen lassen. Das könne er schon ganz gut alleine, hatte er gesagt und
Maarten dabei spöttisch angeguckt, er sei nämlich schon groß. Fast hätte
Maarten sich zu einer passenden, wenngleich beleidigenden Erwiderung hinreißen
lassen, sich aber dann doch noch beherrscht. Büttner gegen sich aufzubringen
brachte gar nichts, sondern würde die Situation nur unnötig verschlechtern. Und
das konnte nicht in Tomkes Sinne sein. Nun, sie würden da schon wieder
herauskommen. Und wenn Hufschmidt weiterhin auf seiner Schwachsinnsaussage
bestand, dann musste man ihn eben eines Besseren belehren. Schließlich hatte
bisher noch keiner nachgefragt, welche Rolle Hufschmidt eigentlich bei der
Manipulation der Konstruktionspläne gespielt hatte. Aber das konnte man ja
schnell nachholen, wenn er nicht freiwillig zur Vernunft kam.
    Bevor Maarten an diesem Morgen
ins Büro fuhr, machte er einen Abstecher nach Pewsum, um Nicolas und Tilman abzuholen.
Endlich sollte es mit der Firmenbesichtigung klappen, die er ihnen versprochen
hatte. Die beiden Jungen hüpften schon aufgeregt vor dem Haus herum und winkten
heftig, als Maarten vorfuhr. Sonja stand lächelnd daneben, bückte sich dann und
setzte Tilman die Mütze auf, die er sich vom Kopf gerissen und ihr vor die Füße
geworfen hatte.
    „Moin, Jungs“, sagte Maarten und
bemühte sich um einen möglichst fröhlichen Tonfall, auch wenn ihm nicht danach
zumute war. Er boxte beiden Brüdern spielerisch an die Schulter und erntete im
Gegenzug ein paar Hiebe an den Oberschenkel. Lachend umarmte er Sonja und
fragte dann die Jungs, ob es losgehen könne, denn schließlich erwarte die Firma
heute ihre neuen Mitarbeiter. Er habe gehört, sie hießen Nicolas und Tilman
Langhoff und seien die besten Ingenieure, die sich die Welt nur vorstellen
könne.
    Nicolas lachte schallend auf und
machte Tilman dann Zeichen in Gebärden, die er gemeinsam mit seinem Bruder
spielerisch im Kindergarten beigebracht bekam. Daraufhin ließ auch Tilman ein
glucksendes Lachen vernehmen und warf die Arme hoch. Maarten bedeutete ihnen,
ins Auto einzusteigen. Sonja hatte die Kindersitze bereitgestellt, montierte
sie rasch, nachdem Maarten sich dabei völlig mit dem Gurt verheddert hatte und
sie ratlos ansah, und half den Kindern dann hinein. Fröhlich winkend fuhren sie
wenig später los.
    So viel Aufmerksamkeit wie an
diesem Morgen hatte Maarten noch nie bekommen, wenn er die Firma betrat. Na,
heute mal den Nachwuchs dabei war die am häufigsten geäußerte Bemerkung der
Kollegen, gleich gefolgt von Na, wollt ihr dem Papa heute mal zur Hand
gehen. Eigentlich hatte er ja gedacht, es habe sich inzwischen herumgesprochen,
dass er Single und kinderlos war. Aber vielleicht dachten die Leute auch
einfach nicht darüber nach, ob das, was sie so daher sagten, irgendwie Sinn
machte. Als er sah, wie Nicolas bei dem Wort Papa immer

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