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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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schon, Liebster, das war mein Fehler. Du selbst hast Zirfet befohlen, in deiner Abwesenheit mir zu gehorchen.«
    »Ein Mordbefehl hat Vorrang, das müsste Zirfet wissen.« Er hob den Kopf und sah sie an. »Ich hätte gedacht, du wärst froh, wenn der Tholjassaner nicht mehr da wäre.«
    »Mit der Zeit sicher. Aber Hercól ist ein guter Kammerdiener – er hat in jedem Hafen Besorgungen für mich erledigt. Außerdem bist du gegangen, ohne mir ein Wort zu sagen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Hercól der Grund dafür war – und der liebe Junge wagte nicht, mir von deinen Plänen zu erzählen.«
    »Zirfet ist kein lieber Junge mehr, Syrarys. Er ist ein Mitglied der Geheimen Faust. Ein Meuchelmörder wie ich. Und solange er seine Fähigkeiten nicht unter Beweis stellt, bin ich gezwungen, mich an Bord der Chathrand sehr in Acht zu nehmen. Sieh zu, dass Hercól doppelt so viel zu tun bekommt wie sonst, bis Zirfet seinen Auftrag ausgeführt hat.«
    Syrarys streichelte Otts Nacken und fuhr mit der Fingerspitze über eine alte Messernarbe.
    »Dann hat er noch nie einen Menschen getötet?«, fragte sie leise.
    Ott schüttelte den Kopf. »Nein, Zirfet hat noch nicht getötet, obwohl er in meinem Fall näher daran war, als er ahnte.« Er rieb sich mit zwei Knöcheln das Kinn. »Also dann, ich muss gehen.«
    »Das hast du dir wohl so gedacht!«
    Sie warf sich auf ihn und bedeckte seinen Hals, seine Augenlider und seine Ohren mit Küssen. Der Wein spritzte aus dem Krug, rann ihm über den Körper und befleckte das Bett. Mit einem Mal fühlte er sich in seine Kindheit zurückversetzt – aber nicht in eine Kindheit voller Liebe und Zärtlichkeiten. Seine Erinnerungen waren von Kämpfen bestimmt. Er war dreizehn, bereits von der Armee geformt, und kämpfte auf einer kalten Hochebene tausende von Meilen vom Meer entfernt gegen die Mizzis. Sein Hauptmann war tot, sein Geschwader hatte schwere Verluste erlitten. Er selbst war dem Tode nahe. Über ihm kniete ein junger Mizzi mit einem Messer zwischen den Rippen, sein Lebenssaft versickerte zwischen den harten Gräsern. Er selbst hatte einen gebrochenen Arm, der andere war unter seinem Feind eingeklemmt. Über ihm spannte sich ein Himmel so strahlend blau wie heute.
    Syrarys lachte – sie war so jung, so wunderschön. Ob sie ihn wirklich liebte? Ob er sich jemals Hoffnungen machen durfte?
    Sachte schob er sie von sich und legte ihr einen Finger auf den Schmollmund.
    »Geh zu deinem Admiral und verwöhne ihn«, sagte er. »Isiq darf keinen Verdacht schöpfen. Niemals.«
    Wenig später stand er auf dem Dach der Festung und schaute auf die Chathrand hinab. Hoch oben im Großmast hing ein Matrose und ließ für die Nacht die Kaiserliche Flagge herunter. Der goldene Fisch mit dem goldenen Dolch hatte sechs Jahrzehnte lang über seinem Leben gehangen und seinen Narben und seinen Siegen, seinen Morden und seinem Verrat sowie den süßen Frauenlippen einen Sinn gegeben. Arqual, dachte der Meister der Spione. Arqual gehört meine Liebe, bis dass der Tod uns scheidet.
    Dem jungen Mzithrini hatte er damals mit den Zähnen die Kehle durchgebissen. Was hätte er für eine andere Wahl gehabt?

20
     
    L EKTIONEN
     
     
    11. Ilqrin 941
    29. Tag nach Etherhorde
     
    »Blar baffin mud-me« , leierte Tascha lustlos herunter. Pazel schaute ärgerlich von der Grammatik auf. »Blar avfam muteti … ›Mein Gemahl ist mein Führer, dem ich vertraue‹. In dem Satz kommt kein ›d‹ vor, gnädiges Fräulein.«
    »Hör auf, mich so zu nennen.«
    Pazel senkte die Stimme. »Es muss sein, und das weißt du genau. Sonst wirft man mich raus. Ganz ehrlich, Tascha, du gibst dir überhaupt keine Mühe.«
    »Ich werde nicht heiraten«, zischte sie wütend. »Und wie willst du beurteilen, ob ich mir Mühe gebe? Du brauchst doch nur zu warten, bis deine greimige Gabe dir die Übersetzung liefert.«
    »Vier Sprachen habe ich nur durch eigenes Studium gelernt, bevor meine Mutter mich mit diesem Zauber belegte, das habe ich dir doch erklärt. Ich war immer schon gut in Sprachen. Dich hätte der Zauber wahrscheinlich zu einer noch besseren Kämpferin gemacht. Kämpfen ist doch deine besondere Stärke?«
    »Kämpfen und taktisches Denken. Jedenfalls wenn man Hercól und Papa glauben darf.«
    »Die Sache ist, dass man auf einem Gebiet schon gut sein muss, um durch den Zauber noch besser zu werden.«
    Sie saßen auf samtbezogenen Stühlen in einer Ecke des Salons der Ersten Klasse. Ein paar Schritte weiter links saß Bruder

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