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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Freunde. Ich rede immer so. Ich rede, ich ziehe Schlussfolgerungen und ich denke. Ich denke so viel, dass ich nicht schlafen kann! Deshalb suche ich die ganze Zeit nach euch. Wir können uns gegenseitig helfen. Vertraut mir, glaubt mir, ihr Söhne von Schloss Ixphir. Ich habe mehr Ähnlichkeit mit euch als mit einer Ratte.«
    Die Ixchel lachten leise. »Erstaunlich!«, sagte einer der kahlköpfigen Speerträger. »Habt Ihr das gehört, Lord Talag?«
    »Ich habe es gehört«, sagte der Alte. »Aber lass dich nicht täuschen. Denken ist bei Ratten nur ein Notmechanismus. Viele Tiere verfügen über solche Mittel. Sie stellen sich tot, wechseln die Farbe oder werfen den Schwanz ab. Letzteres hat der hier schon hinter sich!«
    Feltrup zog seinen Schwanzstummel ein, und die Ixchel lachten grölend. Er hätte ihnen gern von seiner Flucht über die Rampe und von den scharfen Zähnen der Hafenratten erzählt, aber das Wort ›Kannibalen‹ hing immer noch im Raum. So machte er seiner Angst und seiner Wut mit Tränen Luft.
    »Bitte hört mich an … so lange … nach euch gesucht, nach jemandem, der …«
    »Manche Fische«, sagte der Alte, »schnellen sich aus dem Wasser, um dem Hai zu entkommen, spreizen die Flossen und segeln ein kleines Stück weit durch die Luft. Wir nennen sie Igri, fliegende Fische. Aber als Vögel bezeichnen wir sie deshalb noch lange nicht.«
    »Wir ertrinken, immer müssen wir ertrinken«, schluchzte Feltrup.
    Da lachte der alte Mann und wandte sich zum ersten Mal direkt an ihn. »Keine Angst, mein Bester! Du bekommst schon keine nassen Füße.«
    Einen Herzschlag später waren die Ixchel verschwunden. Feltrup ahnte, was jetzt kam, und warf sich nach vorne. Zu spät. Der Messingdeckel wurde zugeschlagen, der Riegel rastete ein.

19
     
    G IFT
     
     
    9. Ilqrin 941
    27. Tag nach Etherhorde
     
    S TRENG GEHEIM :
    nur an Eberzam Isiq persönlich auszuhändigen
     
    An Seine Exzellenz Botschafter Eberzam Isiq
    KKS Chathrand
    Exzellenz,
     
    ich schreibe in Eile. Ich bin der Chathrand drei Tage voraus, fand bislang keine sichere Möglichkeit, Ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen und muss abermals aufbrechen, bevor das Große Schiff die Stadt erreicht. Tatsächlich stehe ich bereits am Hafen, der Maat ruft uns an Bord.
    Ich habe schlimme Neuigkeiten und leide unter noch schlimmeren Ängsten und Vorahnungen. So schlimm, dass ich gar nicht wagen würde, sie zu Papier zu bringen, gäbe es nicht Rom Rulf, diese gute, schlichte Seele, einen Apotheker, den ich selbst an der Kaiserlichen Medizinakademie ausgebildet habe. In seine Obhut gebe ich diesen Brief.
    Lady Syrarys betrügt Sie, Exzellenz – Sie liebt einen anderen und würde nicht vor einem Mord zurückschrecken, um diesen Umstand zu verbergen. Es fällt mir entsetzlich schwer, diese Worte niederzuschreiben, und es zerreißt mir das Herz, dass Sie sie lesen werden! Und doch, was bleibt mir für eine andere Wahl?
    Nachdem die Chathrand mit Rose am Steuer abgelegt hatte, stand ich eine Stunde lang in Trübsal versunken an der Landspitze. Dann kam ich zu mir und sprang auf einen schnellen Klipper, der nach Etherhorde segelte. Wir trafen kurz vor dem Großen Schiff dort ein. Warum nur habe ich nicht sofort an Ihre Tür geklopft! Stattdessen galoppierte ich zur Burg Maag. Ich hoffte immer noch, den Kaiser Roses wegen umstimmen zu können, denn dieser ist einer der übelsten Kunden, die jemals Arquals Namen besudelt haben.
    Der Kaiser hielt sich nicht in der Burg auf, dafür traf ich Syrarys dort an. Sie lag mit anderen Kurtisanen im Boudoir. Der Raum war abgedunkelt. Ab ich eintrat, hielt sie mich für einen anderen und rief mir lachend entgegen: »Schon wieder, mein Liebster? Gönnst du mir denn keinen Schlaf?« Dann erkannte sie mich und geriet außer sich. »Haltet ihn! Erschießt ihn! Lasst ihn nicht fort!«
    Sie warf eine brennende Lampe nach mir. Wäre sie angekleidet gewesen, ich hätte die Burg wohl nicht lebend verlassen, denn viele hörten sie schreien und gehorchten prompt. Jemand jagte mich den ganzen Berg hinab und schickte mir einen Falken hinterher, der auf mein Gesicht und den Kopf des Pferdes einhackte. Ich stürzte zu guter Letzt aus dem Sattel und kämpfte mich blind zu Fuß durch den Wald.
    Zwei Tage lang verbarg ich mich an dem einzigen Ort, wo einen die Mächtigen in Etherhorde nicht finden können: in den Hütten der Armen. Zum Glück konnte ich vergangenes Jahr viele von ihnen von der Wachsaugenblindheit heilen. Sie erinnerten

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