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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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sich an mich, der Himmel segne sie dafür, und stellten keine Fragen. Aber fremde Krieger durchkämmten die Straßen, und ich bin sicher, sie suchten nach mir.
    Als die Häscher zu nahe kamen, gingen meine Freunde das Wagnis ein, mich in einer Apfelkiste zum Hafen zu schmuggeln. Erst nachdem das Schiff Etherhorde mit Kurs auf Tressek Tarn verlassen hatte und schon drei Tage auf See war, wagte die Besatzung, mich herauszulassen. Und hier in Tressek fühle ich mich kaum sicherer. Der Statthalter wagt ebenso wenig, mich zu empfangen, wie meine Ärztekollegen. Erst heute Morgen stürmten bewaffnete Männer in mein Zimmer, das über einer Schenke liegt – zum Glück hielt ich mich gerade ein paar Häuser weiter in Rulfs Apotheke auf. Ob ich beim Kaiser in Ungnade gefallen bin? Ich weiß es nicht; ich weiß nur, dass ich noch weiter hätte flüchten müssen.
    Ich habe das Gesicht meines Verfolgers nicht gesehen – aber ich habe Syrarys gesehen, so deutlich wie diese Feder und das Tintenfass. Sie gehört Ihnen nicht, Eberzam. Sie dürfen ihr nicht trauen. Und Sie dürfen Tascha nicht in ihre Obhut geben.
    So viel zu meinen Neuigkeiten – die bitterer sind als alle Arzneien, die ich Sie jemals schlucken ließ. Und erst meine Ängste! Mir fehlt die Zeit, sie Ihnen jetzt darzulegen. Hütet euch vor dem Nilstein! Hat Ihre Mutter Sie niemals mit dieser Warnung erschreckt? Der Nilstein existiert tatsächlich, und jemand will ihn an sich bringen, obwohl man ihn nicht gebrauchen kann, ohne alle ins Verderben zu stürzen. Sie wissen, wo er der Sage nach in sein nasses Grab gefallen ist. Sollte sich die Chathrand dieser Stelle nähern, so müssen Sie einen Weg finden, sie zur Umkehr zu bewegen.
    Die Schrecken des Wahnsinns! Wer sollte ausgerechnet diesen Zeitpunkt wählen, um diese Waffe ans Licht zu holen, dieses verheerende Loch im Gewebe unserer Welt? Nur ein Irrer, und doch …
    Da schlägt die Glocke, Hölle und Verdammnis! Wenn ich jetzt nicht auf mein Schiff gehe, lässt man mich zurück. Ich schreibe Ihnen wieder, sobald ich kann. Bis dahin bitte ich Sie um einen letzten Gefallen: Nehmen Sie Kapitän Gregorys Sohn, den jungen Pazel, unter Ihre Fittiche. Er ist ein kratzbürstiger Gnom, unbedeutend und ohne besondere Gaben, aber ich habe seiner schönen Mutter geschworen, ihn vor allem Unheil zu bewahren. Deshalb flehe ich Sie an: Schlagen Sie mir die Bitte nicht ab.
    Rulf hat Ihre Arzneien gemischt, ich habe sie eigenhändig versiegelt. Trinken Sie aus keiner Flasche, die Sie nicht selbst geöffnet haben; werfen Sie alles fort, was Syrarys in Händen hatte. Und verzweifeln Sie nicht an der Liebe, Eberzam – sie umgibt sie noch immer.
    Stets Ihr ergebener Diener
    Ignus Chadfallow
     
    Syrarys ließ den Brief zu Boden fallen, warf den Kopf zurück und lachte.
    »Rom Rulf! ›Diese gute, schlichte Seele!‹ Was war denn nötig, um ihn zu kaufen? Ein neues Schaufenster für seine Apotheke? Die Vertreibung eines Konkurrenten aus der Stadt?«
    Neben ihr schüttelte Sandor Ott den Kopf. »Rulf ist Chadfallow tatsächlich zugetan. Aber es gibt andere Menschen, die er noch mehr liebt. Zum Beispiel seine Tochter. Wir haben sie schon vor Monaten vorsorglich entführt. Der gute Doktor hatte seine Botschaften nämlich schon früher bei Rulf hinterlegt.«
    Die beiden lagen inmitten von weichen Kissen auf seidenen Laken auf einem Bett und labten sich an einem kleinen Krug Wein. Vor dem breiten Fenster ging über der Stillen See die Sonne unter. Dies war eines der einfacheren Zimmer der Festung Tressek, die über der Stadt Tressek Tarn aus dem gewachsenen Fels gehauen war. Vor Jahrhunderten war sie noch eine mächtige Burg gewesen, jetzt diente sie als Badeort, und reiche Arqualier suhlten sich im heißen Wasser, das von den heißen Quellen unter den Bergen heraufgepumpt wurde. Alles fühlte sich warm und feucht an.
    »Was diesen Teerjungen, diesen Pathkendle betrifft«, sagte Ott, »so lügt der gute Doktor. Es geht ihm nicht nur darum, dass er der Mutter des Jungen ein Versprechen gegeben hat, auch wenn er in sie verliebt war. Nein, Chadfallow hat mit dem Burschen etwas Besonderes vor.«
    »Dann musst du zusehen, wie du ihn loswirst.«
    »Erfreulicherweise, mein Liebling, wird das unser guter Admiral für uns erledigen. Ist dir noch nicht aufgefallen, wie die beiden unaufhaltsam aufeinander zurasen? Und wenn es zum Zusammenstoß kommt und man Pathkendle an Land setzt – nun, dann habe ich bereits dafür gesorgt, dass er gebührend

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