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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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»Haltet euch fest – da kommt es!«
    »Was?«, fragte Feltrup.
    Ein großer Wasserschwall, vom Sturm ins Rohr gedrückt, schoss auf sie zu. Feltrup quiekte schrill – schließlich fürchtete er nichts mehr, als auf irgendeine Weise zu ertrinken –, aber eigentlich war die Gefahr für ihn nicht allzu groß. Dri wurde jedoch von den Beinen gerissen. Sie war leichter als Talag (und kaum halb so schwer wie Feltrup), und das Wasser schwemmte sie durch das Rohr wie ein Zweiglein. Ihr Bruder konnte sie nicht mehr erreichen, aber Feltrup sah sie und fasste sich schnell. Als sie vorbeigespült wurde, schnappte er flink mit den Zähnen nach ihrem Hemd und hielt sie fest. Nach zehn Sekunden war die Flut vorüber. Diadrelu legte ihm die Hand auf die Wange und dankte ihm stumm.
    Durchnässt und frierend stiegen sie das letzte Rohrstück hinab. An der Ausstiegsluke der Ixchel hielt Talag inne und wandte sich der Ratte zu.
    »Wir schulden dir Dank«, sagte er barsch, »für deinen Mut und deine Warnungen. Jetzt wissen wir, dass es sich nicht umgehen lassen wird, diesen Meister Mugstur zu töten.«
    »Das könnte schwieriger sein, als Sie denken, Lord«, sagte Feltrup.
    Talag lächelte nur. »Wir werden sehen. Und nun komm! Meine Köche haben etwas Besseres für dich als euren Rattenfraß. Und dann sollst du uns erzählen, was du über die wahre Mission der Chathrand weißt.«
    Sie zogen sich durch die Luke hinaus in einen halbdunklen dreieckigen Raum. Es war die Segellast, ein enges Gelass hinter der Segelkoje, das vom Boden bis zur Decke angefüllt war mit Fahnenstoff, Teerleinwand und riesigen Ballen nahezu unverwüstlichen weißen und flachsfarbenen Segeltuchs. Sie standen auf einem breiten Regalbrett etwa fünf Fuß über dem Boden.
    Davor in der Koje saß der Segelmacher unter seiner schwankenden Lampe und summte eintönig vor sich hin. Diadrelu wrang sich das Wasser aus dem Hemd.
    »Feltrup«, sagte sie, »wie hast du von dem gefangenen Ixchel erfahren?«
    »Und von der Mission der Chathrand, wenn wir schon dabei sind?«, ergänzte Talag.
    »Genauso, wie er von eurem Tunnel hier erfahren hat, Kriechling«, krächzte eine heisere Stimme von oben. »Ich habe es ihm gesagt.«
    Die beiden Ixchel warfen sich zur Seite, flogen pfeilschnell durch die Luft, rollten ab und hatten ihre Schwerter gezogen, bevor sie wieder auf den Beinen waren. Keinen Augenblick zu früh. Fünf riesige Ratten stürzten sich auf die Stelle, wo sie noch einen Sekundenbruchteil zuvor gestanden hatten, und stießen Feltrup beiseite wie einen Holzkegel.
    »Haltet die Tür!«, schnarrte die Stimme. »Für jeden Kriechling, der uns entkommt, geht es zweien von euch an den Kragen!«
    Aus den Segeltuchbergen tauchten Dutzende von Ratten aller Formen, Größen und Farben auf. Viele schwärmten auf den Ausgang zu. Andere erschienen plötzlich an beiden Enden des Bretts, näherten sich Dri und Talag und schnappten mit ihren weißen Zähnen nach ihnen.
    »Gut gemacht, Feltrup!«, lobte die krächzende Stimme. »Ich weiß deine Dienste zu schätzen.«
    Auf dem Brett darüber stand die größte Ratte, die Diadrelu je gesehen hatte. Nun schlurfte sie, flankiert von zwei gewaltigen Leibwächtern, nach vorne an den Rand, um die Ixchel zu begutachten. Ihr Fell war rein weiß, und ihre rötlichen Augen quollen wie überreife Trauben aus den Höhlen. An Kopf und Bauch waren ihr die Haare ausgefallen oder abgewetzt worden, und darunter waren lange Narben und dicke Fettwülste zum Vorschein gekommen. Obwohl die Ratte mit dem Bauch im Staub schleifte, war unverkennbar, dass sie über ungeheuere Kräfte verfügte.
    Feltrup schaute empört zu ihr hinauf. »Ich stehe nicht in deinen Diensten!«, rief er.
    »Natürlich dienst du mir«, sagte die große Ratte. »Alle Ratten auf diesem Schiff dienen Meister Mugstur, so wie er dem Höchsten Engel dient. Allerdings erstaunt es mich nicht weiter, dass du das vor diesen beiden verheimlicht hast. Ja, das war sogar sehr gut so. Sie waren so gefesselt von deinem Geplauder, dass sie nicht einmal die fehlende Wache bemerkten.«
    Dri und Talag wechselten einen Blick. Die Ratte hatte Recht: An der Ausstiegsluke hätte ein Ixchel-Wächter stehen müssen. Die Ratten kicherten, und einige von den größten leckten sich genüsslich die Lippen.
    »Lügen!«, schrie Feltrup. »Du hast mir kein Wort gesagt! Was ich weiß, hat mir der Vogel erzählt, der Mondfalke! Ich hasse dich! Ich würde niemals nach deiner Pfeife tanzen.«
    Meister Mugstur

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