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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Tür, die aber fest geschlossen war und dem Druck des Ozeans standhielt. Dann erhob sich ein wildes Geheul, und Pazel erwachte.
    Die Jungen sprangen auf – und fielen gleich wieder zurück, als sich die Rupin schwindelerregend nach backbord neigte.
    »Das Marssegel!«, rief jemand. »Das Marssegel ist entzweigerissen!«
    Pazel tastete nach einem Halt und versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen, das alle seine Sinne überflutete. Offenbar waren Stunden vergangen. Die Nacht war schwarz, der Sturm tobte – und genau vor ihnen lag etwas Schreckliches.
    Er konnte nicht einmal sagen, woher er das wusste. Um das Schiff herum wogte die Finsternis. Ober ihren Köpfen knatterte das gerissene Segel wie Hufgetrappel. Die Schreie der Männer gingen unter im Rauschen des Windes und der Wellen und im Grollen des Donners.
    Ein Blitz raste hernieder. Die Welt erstrahlte in grellem Licht, und fünfzig Matrosen schrien wie kleine Kinder. Dicht vor ihnen, unglaublich nahe, ragte eine Klippe auf. Das ist das Ende!, dachte Pazel noch, dann prallte das Schiff dagegen.
    Doch es war keine Klippe. Es war Regen, eine ungeheure Regenfront, die am Bugspriet zerschellte wie eine Mauer aus Glas. Alle waren geblendet. Die Jungen klammerten sich an die Reling, an die Ketten, aneinander. Irgendwo schrie der Kapitän: »Auf die Fock! Auf! Auf!« Beim nächsten Blitz zeigte sich, dass Matrosen die Marsrah bereits zur Hälfte erklommen hatten. Sie hatten sich Äxte in die Gürtel gesteckt, um das zerrissene Tuch wegzuschlagen. Die Szene war beängstigend. Die morschen Taue boten ihnen kaum Halt, und der Regen peitschte auf sie ein, als zögen sie Eiszapfen hinter sich her.
    Ein Fockstag riss wie eine riesige Bogensehne. Der Mast kippte, ein Matrose schrie, und im Schein des nächsten Blitzes sah ihn Pazel mit wedelnden Armen auf das Meer zustürzen. Die Finsternis verschlang ihn noch vor der See.
    Unter den Jungen machte sich Panik breit. Einige weinten, andere schrien, Druffle möge sie losketten, bevor sie ertränken. Und ertrinken würden sie, wenn der Bug untertauchte, dachte Pazel – genauso schnell wie der abgestürzte Matrose.
    Doch Druffle war außer Hörweite, vielleicht war ihm auch alles egal. Schließlich holte Pazel eine Seemannsaxt und tat, was nötig war. Zwei Jungen zogen noch Kettenreste hinter sich her, aber zumindest waren sie frei.
    »Bleibt um Rins willen, wo ihr seid!«, rief Neeps ihnen zu.
    »Die Reling wird halten, solange nicht das ganze Schiff auseinanderbricht!«
    Hinterher konnte Pazel nicht mehr sagen, wie lange sie durch diesen Sturm rollten und stampften. Doch irgendwann waren sie so plötzlich draußen, wie sie hineingeraten waren. Der Regen fegte vorbei und verzischte nach Osten hin wie ein Schwarm Flüche. Der Wind ließ nach und wurde zusehends schwächer. Bald war nur das Mahlen der Pumpen unter Deck zu hören, das Wasser, das durch die Speigatten in die See schoss – und Mr. Druffles heisere Flüche.
    »Ein Renner, wie? Ein schnelles Meeresross! So haben Sie die Rupin doch genannt, Kapitän Schlangenzunge? Dass Sie der Wind nach Bram verschlage! Man muss sich ja schämen für dieses Schiff!«
    »Nur, wenn man sie jagt wie verrückt!«, schoss der Kapitän unglücklich zurück.
    »Hüten Sie Ihre Zunge, Speckbauch!«
    »Mir reicht es!«, fuhr der Kapitän fort. »Ihr Volpek da drüben – was nützt euch sein Geld, wenn wir alle ertrinken? Wie viel habt ihr überhaupt schon bekommen?«
    »Die Hälfte«, knurrte einer der Volpek und musterte Druffle nicht ohne Argwohn.
    »Den Rest bei Lieferung!«, fauchte Druffle. »Ihr kennt die Regeln.«
    »Ihre Regeln«, sagte ein anderer Volpek. »Nicht die unseren.«
    »Acht Fuß Wasser im Frachtraum!« Der Kapitän stampfte mit den Füßen. »Wir saufen das Meer aus! Fasst mit an, ihr Krieger! Wir können dieses Schiff retten! Und wenn wir diesen Brüllaffen ausgeladen haben, sind wir mit der Gilde verabredet. Ganz richtig, mit Gregorys Gilde! Die haben Arbeit für euch – Männerarbeit, mehr als nur junge Burschen ins …«
    »STILL!«, dröhnte Druffle und hob die Hand. Seine Stimme hatte sich unglaublich verändert. Jetzt knallte sie wie eine Peitsche über das Deck. Der Kapitän taumelte zurück und hielt sich den Kiefer wie nach einem Hieb.
    Druffle lachte keckernd. »Sie sollten inzwischen klüger sein, Kapitän! Und ihr Warzenschweine …« – er wandte sich an die Volpek – »… hat Dollywilliams Druffle schon jemals einen Mann betrogen? Worauf gründet sich

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