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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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erwiderte Pazel. »Aber du hast mir noch nicht erzählt, was mit dir passiert ist.«
    »Dazu komme ich gleich. Ich sagte ja schon, dass es Jerviks Schuld war – zur Hölle mit ihm! –, aber auch Tascha war nicht unbeteiligt. Das Mädchen ist einfach eine Landplage!«
    Tascha und Syrarys hatten offenbar einen heftigen Streit gehabt. Tascha hatte die Gemahlin des Botschafters dabei erwischt, wie sie Fläschchen mit Isiqs Kopfschmerzmedizin öffnete: Fläschchen, die Doktor Chadfallow in Etherhorde versiegelt hatte. Syrarys hatte behauptet, sie wolle nur ein Kräutertonikum zur Beruhigung von Isiqs Nerven zugießen. »Geschmacklos und völlig unschädlich«, hatte sie Tascha erklärt. »Könnte man glasweise trinken.« Aber Tascha hatte ihr kein Wort geglaubt, sondern Syrarys beschuldigt, ihren Vater vergiften zu wollen.
    »Aber sie sind doch verheiratet – oder so gut wie!«, sagte Pazel.
    »Ja, Kumpel, genau das, das ist doch wohl die Frage?« Neeps sah ihn scharf an. »Sind sie so fest verheiratet, dass sie sein Gold erbt, wenn Isiq den Löffel abgibt?«
    »Willst du sagen, sie trachtet ihm nach dem Leben?«
    »Wer weiß? Vielleicht ist auch Tascha nicht ganz bei Trost. Sie bildet sich ein, die alte Oggosk würde ihr nachspionieren – seit deren Katze ihr das Halsband geklaut hat. Und sie hat auch Jervik im Verdacht.«
    »Jervik ein Spion? Wer wäre so dumm, ihn einzusetzen?«
    »Niemand, aber Tascha ist dennoch überzeugt davon. Wir haben uns getroffen, eine Stunde nachdem sie dich an Land gebracht hatten. Und du kannst auch ruhig wissen, dass sie sich die Augen ausgeweint hat.«
    »Wegen ihres Vaters?«
    »Deinetwegen, du Holzklotz. Tagelang.«
    Pazel traute seinen Ohren nicht. Hatte ihm der Wind etwas vorgegaukelt? Neeps konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Tja, Pazel, sie ist ein ganz klein wenig in dich verliebt! ›Geld, warum habe ich ihm nicht wenigstens Geld gegeben!‹, jammerte sie immer wieder – übrigens keine schlechte Frage. Aber jetzt steckt sie selbst in Schwierigkeiten. Ihr Vater hat sich bei dem Streit auf Syrarys’ Seite gestellt. ›Mag sein, dass du das Beste für mich willst, mein Kind‹, sagte er, ›aber Syrarys weiß, was das Beste ist.‹ Damit hat er Tascha fast das Herz gebrochen. Und während sie mir das alles erzählte – wir waren unten auf dem Barmherzigkeitsdeck –, hörten wir einen dumpfen Schlag und fanden Jervik und zwei andere Teerjungen, die ihm mittlerweile in den Hintern kriechen, nur ein paar Schritte entfernt. Sie kauerten hinter einem Schott und belauschten uns.
    Angeblich hatte Uskins sie nach unten geschickt, weil die Ruderketten ein seltsames Geräusch machten. Aber Tascha ist wie eine Wilde auf sie losgegangen. ›Höre ich mich an wie eine Ruderkette? Läufst du mir deshalb ständig hinterher? Hast du deshalb vergangene Nacht dein hässliches Ohr an meine Tür gedrückt?‹ Jervik hat natürlich alles abgestritten. Aber dabei hat er seinen Spießgesellen zugezwinkert. Oh, Pazel …«
    Neeps grinste von einem Ohr zum anderen – »… das Zwinkern hätte er besser unterlassen.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie hat ihn windelweich geprügelt, Kumpel. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Bevor Jervik wusste, wie ihm geschah, klebte er schon an der Wand und schützte seine empfindlichen Teile. Einer seiner Handlanger rannte einfach davon. Der andere packte Tascha von hinten an den Armen. Ich holte ihn weg – habe ihm zwei ordentliche Hiebe in den Magen verpasst – aber er, nun ja …«
    »Er blieb Sieger«, sagte Pazel.
    »Nur wegen seiner Ringe«, sagte Neeps, der dunkelrot geworden war. »Sonst hätte ich ihn gehabt. Es war Tubsung, dieser stinkende Koloss. Jedenfalls war ich für einen Moment weggetreten. Als mein Kopf wieder klar wurde, lag Tubsung auf den Planken. Jervik auch, und er hatte sich zur Kugel zusammengerollt. Tascha stand vor ihnen und schrie sie an, sie seien Würmer. Richtig laut, Kumpel. Aus vollem Hals. ›WüüüüüüüüRMER!‹«
    »Oh«, sagte Pazel. Er konnte sich vorstellen, wie es weitergegangen war.
    »Die Leute liefen zusammen – Matrosen, Zwischendeckpassagiere, Seesoldaten. Uskins war als erster Offizier vor Ort und befahl den Seesoldaten, Tascha sofort in ihre Kabine zu bringen. Sie rief noch: ›Ich habe angefangen! Er kann nichts dafür!‹ Aber Uskins glaubte nicht, dass sie sich geprügelt hatte. Jervik, dieses Schandmaul, behauptete, ich hätte das ›junge Fräulein‹ belästigt. Und was konnte ich sagen? Wie

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